Version 2010_06_07

Hier ist der Reisebericht einer Tour, die "The Angel Tour" hieß (weil wir in Canyonlands zum Angel Arch wollten)  

und aus der dann die  

 
Logo: No-Angel-Tour
wurde.
 

28.April 2010: Köln - Frankfurt

Gegen Mittag machen wir in den Büros Schluss, und treffen Zuhause die letzten Vorbereitungen: Wecker ausschalten, Heizungen runterdrehen, Tschüß“  sagen.

Am Hauptbahnhof trinken wir beim Starbuck gemütlich eine Frappe. Es ist einer der ersten  schönen Frühlingstage und wir stimmen uns schon auf die nächsten zwei  Wochen Urlaub ein.

 

Wir haben noch Zeit bis unser Zug fährt und so folgt dem ersten Frappe ein zweiter. Irgendwann ist dann doch mal Schluss und wir gehen mit unserem Koffer in Richtung Bahnsteig. Ich betone „mit unserem Koffer“, denn tatsächlich haben wir es auf unserer 35. Tour doch mal geschafft, nur mit einem Koffer zu reisen und der hat gewichtsmäßig sogar noch etwas Luft.

Oben auf dem Bahnsteig verschlägt es uns für einen Moment die Sprache. Soeben verlässt ein ICE in Richtung Frankfurt den Bahnhof mit 2 Stunden Verspätung. Bedeutet das etwa, dass alle IC in diese Richtung eine solche Verspätung haben werden? Ein Blick auf die Fahrtanzeige lässt uns etwas aufatmen. Der Folgezug hat „nur“ zehn Minuten Verspätung.

Doch bevor unser Zug eintrifft gehe ich noch in Richtung Automaten, um noch ein Getränk für die unendlich weite Reise nach Frankfurt zu ziehen. Ich kämpfe mit meinen Geldscheinen am Automaten, da fährt doch schon tatsächlich unser Zug ein, verfrüht!

Somit heißt es umkehren und ich renne zu Anita, die bereits alles Gepäck aufgenommen hat und wie ein Sherpa vor dem Zug steht.

 

 
 
Die Reise vergeht, ohne Getränke, wie im Fluge und wir erreichen in weniger als eine Stunde den Flughafen.
 
 

Von unterwegs smsen wir Gunter und Stephi, jene „Frankfurter“, die uns im letzten Jahr auf dem Flughafen erkannten, dass wir bereits einen früheren Zug erwischt haben als ursprünglich geplant.  Mit ihnen wollen wir uns nicht nur heute Abend treffen, vielmehr werden wir mit ihnen voraussichtlich in knapp zwei Wochen eine gemeinsame Wanderung in den USA angehen.

Zunächst checken wir wieder im Sheraton ein. Das Check-in ist ebenso zügig wie freundlich.

 

Nachdem wir kurz im Zimmer unser Handgepäck verstaut haben, geht es zum Check-in-Schalter zum Vorabend-Check-in von Condor. Obwohl der Check-in erst um 18Uhr beginnt, werden wir auch jetzt schon, eine gute Viertel Stunde vorher, bedient.

 
 
 
 

Alles klappt hervorragend, oder sagen wir zunächst. Dann kommt der Schreck für uns: Unsere ESTA-Anmeldung ist fehlerhaft. Es ist das im letzten Jahr eingeführte zusätzliche Sicherheitssystem, über das man sich vor Abreise in die USA online anmelden muss und über das man dann die Genehmigung erhält, an Board eines Flugzeuges zu gehen, das in die USA fliegt. Natürlich haben wir das ordnungsgemäß und frühzeitig gemacht. Allerdings haben Anita und ich seit wenigen Wochen neue Reisepässe und beim anschließenden Ausfüllen von ESTA ist uns ein Fehler unterlaufen. Wir haben eine „0“ mit einem „O“ verwechselt. Allerdings muss man zu unserer Ehrenrettung sagen, dass wir damals zu zweit über meinem Reisepass hingen und lange darüber gerätselt haben, ob es sich um „0“ oder „O“ handelt. Beides war im Reisepass vertreten und nicht zu unterscheiden. Irgendwann tendierten wir dann zu einer Lösung und dies war offensichtlich die falsche.

Die sehr freundliche und kompetente Mitarbeiterin von Condor erkundigt sich im Backoffice, ob sie die Möglichkeit eines Überschreibens nicht nur nutzen könnte (das ist  wohl technisch möglich) sondern auch darf, was ihr aber streng untersagt wurde.

Wir sehen uns schon die nächsten zwei Wochen zuhause. Die Condor-Mitarbeiterin empfiehlt uns, sogleich einen neuen ESTA-Antrag zu stellen. Wir sind erstaunt, heißt es doch, dass der Antrag mindestens 72 Stunden vor der Einreise erfolgen muss. Sie beruhigt uns, dass die Daten umgehend überspielt werden und wir somit kein Problem haben dürften.

Nun ist es nicht so leicht, auf dem Flughafen innerhalb von wenigen Minuten einen freien Internet-Arbeitsplatz zu finden. Doch jetzt spiele ich den Joker aus, den ich Anita noch lange unter die Nase halten kann:

Vor einiger Zeit habe ich für unser Netbook einen Internet-Stick erworben. Anita amüsierte sich immer darüber, wofür wir den denn überhaupt brauchen.

Jetzt kommt meine große Stunde: Auf dem Hotelzimmer surfen wir via Internet und Internet-Stick durch das World Wide Web und ESTA. In Minuten haben wir für mich einen  neuen Antrag gestellt und stehen wir schon wieder vor dem Check-in. Unsere Bedienung von eben ist zwar besetzt aber dafür nimmt uns der Mitarbeiter des zweiten Schalters sofort dran.

Das liegt auch daran, dass wir im Moment die einzigen in der Schlange sind. So leer haben wir den Vorabend-Check-in noch nie erlebt. Das könnte ja bedeuten, dass die Maschine morgen nicht gut belegt ist und wir ggf. zu zweit eine Dreierbank haben oder ähnlich und uns sogar zum Schlafen hinlegen können. Aber das nur so nebenbei, denn im Moment müssen wir erstmal dafür sorgen, dass wir überhaupt fliegen können.

Der Mitarbeiter tippt fleißig vor sich hin und seine Mine ist erst völlig unbeweglich, dann ernst. Als ich erkenne, dass er auch noch an seiner Tastatur die „Escape“-Taste drückt schwant mir Böses. Meine Erfahrung sagt mir, dass die „Escape“-Taste nur selten gut ist.

Er nuschelt und telefoniert. Nur uns sagt es nichts. Anita und ich sehen uns ziemlich besorgt an. Es stellt sich nach einigem Tippen uns Telefonieren heraus, dass ich immer noch nicht die Genehmigung habe.

Irgendwann einmal bückt sich dann die Kollegin des Nachbarschalters über die Tastatur, drückt die richtige Taste und plötzlich ist die Genehmigung da. Auf meine mehrmalige Nachfrage hin erhalten wir dann doch noch eine Information von ihm: Das notwendige „Update“ war noch nicht hochgespielt und just in dieser Sekunde kam es. Man kann auch sagen, wir sind vom Hotelzimmer zum Schalter schneller gewesen als ESTA.

Beruhigt kommen wir vom Schalter und machen telefonisch mit Gunter und Stephi unser Update.

Nach kurzer Zeit picken sie uns am Flughafen auf und wir verbringen einen netten Abend in Frankfurt – Höchst und sprechen schon einmal die weitere Vorgehensweise ab: Wie wir während des Urlaubs per Handy oder SMS kommunizieren, dass wir ein Abschleppseil bei Walmart kaufen und die beiden beim Home-Depot als Anfahrtshilfe Bretter besorgen.

 

Nach gut zwei Stunden sind wir wieder im Hotel und freuen uns auf das, was vor uns liegt.

Ich betone Anita gegenüber noch einmal beiläufig, dass ein Internet-Stick schon eine richtig gute Sache ist!

 
29.April 2010:

Um 7.00 Uhr sind wir beim Frühstück im Sheraton. Obwohl wir nun schon einige Male hier genächtigt haben, frühstücken wir erstmalig hier und werden nicht enttäuscht. Die Auswahl ist riesig und gehört zu dem reichhaltigsten, was wir je in Hotels gesehen haben. Auch der Service ist sehr aufmerksam und zuvorkommend. Das tröstet über die vergange Nacht hinweg: Das Bett passt nicht zur Ambiente und Preisklasse dieses Hotels. Es ist ziemlich durchgelegen und mein Rücken hatte doch zu leiden. Was freue ich mich doch auf unser Zelt, wo man wie auf einem Brett schläft...

Recht früh treffen wir an den Gates ein. Es ist wie immer hier bei Condor: Wir erfahren erst sehr spät, zu welchem Gate wir müssen und so staut sich plötzlich alles vor der Sicherheitskontrolle, nachdem wir über Lautsprecherdurchsage auf unser Gate aufmerksam gemacht wurden.

 
 

Der Sicherheitsbeamte ist recht erstaunt, als ich ihm auf seine Frage „Sie haben auch kein Laptop?“ ein „Doch!“ erwiderte. Auf seine Frage hin „Ja, wo denn?“ hole ich das kleine Netbook aus meiner kleinen Tasche.

Er sieht sich das Ding recht überrascht und genau an.

Von diesem Anekdötchen einmal abgesehen verläuft alles andere routinemäßig. Mit knapp einer Stunde Verspätung heben wir von Frankfurt ab. Die Verspätung liegt daran, dass ein Fluggast seinen Flug nicht angetreten  ist und das bereits eingepackte Gepäck wieder ausgeladen werden muss.

Von diesem Fluggast einmal abgesehen scheinen wohl alle anderen da zu sein.  Meine gestrige naive Hoffnung, vielleicht eine ganze Bank für uns zu haben, wird von der Realität eingeholt: Die Maschine ist ausgebucht.

Außer der Tatsache, dass ich im Gegensatz zu sonst, diesmal fast gar nicht schlafen kann, ist noch unser Essen erwähnenswert: Wir haben diesmal ein Special-Menü online bestellt.

 
 

Außer der Tatsache, dass man uns fast vergessen hätte, ist das Essen in der Tat gut und hübsch dekoriert. Es ist identisch mit dem Essen der Comfort-Economy-Class.

Ich habe gehört, nach den Anschlägen vom 11.September wurde das Essen in Flügen über Amerika grundsätzlich auf Plastikbesteck umgestellt. Jetzt aber haben wir ordentliches Metall-Besteck.

 
 

Daraus ergibt sich für mich folgende Logik: Potenzielle Terroristen fliegen demnach nicht in Comfort-Economy oder höher oder essen nur Standardgerichte ;-)

Um 14.45 Uhr landen wir in Vegas. 

 
 
Die Schlange vor der Imigration ist riesig und wir benötigen gut eine Dreiviertelstunde bis wir am Counter sind. Das Prozedere ist diesmal schnell und die Beamtin recht freundlich. Auch das Gepäck können wir schnell aufgreifen und nach wenigen Minuten sitzen wir schon im Shuttle zum Autovermieter. Von der Warteschlange bei der Imigration abgesehen ist sonst alles andere richtig schnell gegangen.

Und auch beim Vermieter klappt alles. Während es am Dollar-Schalter eine lange Schlange gibt, können wir mit unserer Karre direkt zum Dollar-Express-Schalter gehen. Diesmal sind auch alle Daten korrekt überspielt worden und so sitzen wie nach weiteren fünf Minuten im Auto. Diesmal haben wir die Auswahl aus drei SUV Jeep Grand Cherokee Chief.

Die Autos sind diesmal sehr gepflegt und mit unter 5.000 Meilen auch noch recht neu. Leider fehlt Ihnen die Möglichkeit, den Allrad manuell zuzuschalten und auch die zusätzliche Untersetzung ist nicht vorhanden. Aber zumindest haben sie Allrad.

Von hier aus geht es zum Storage um schon mal das Equipment aufzuladen.

 
 
 
 

Auch hier ist alles wie immer: sehr staubig! Die Storages sind oben alle etwas geöffnet (weshalb auch immer) und nach mehreren Monate der Einlagerung bildet sich eine ziemliche Staubschicht. Zum Glück decken wir alles immer mit einer Plane ab bzw. seit letztem Jahr haben wir ja den Storage „möbliert“ und somit ist das alles recht erträglich.

 
 

Vom Storage aus geht es zum Best Western McCarran Inn. Auch hier ist alles wie immer.

Leider haben wir ein Zimmer Upstairs und daher bleibt uns nichts anderes übrig, den Wageninhalt nach oben zu karren um hier alles vorzusortieren.

 
 

Gegen 21 Uhr sind wir fertig und düsen nochmals schnell zum Walmart und nehmen noch einen kleinen Snack ein.

Zurück im Hotel sind wir doch ziemlich platt und gehen schnell ins Bett.

Übrigens: das Bett macht uns Angst. Die Amerikaner haben in den Motels ja oft zwei Matratzen übereinander, damit es besonders weich ist. Hier sind dies beiden Matratzen auch noch extrem dick und ich befürchte, dass ich die Nacht im Rücken merken werde. Doch beim Drauflegen bin ich angenehm überrascht: Sie ist weniger weich als befürchtet und es liegt sich gut!

 

  

30.April 2010:
 

Zum unserem Erstaunen  schlafen wir durch und werden von den Weckern wach.

Nach der üblichen Zeremonie des Waschens sitzen wir um 6.15 Uhr beim „besten Frühstück der Welt“, das seit mehreren Besuchen sukzessiv weniger gut wird. Die Auswahl wird immer geringer. Wenn wir uns richtig erinnern fing es damit an, dass es den fürchterlichen aber guten Grapefruitsaft nicht mehr gab, dann verschwand der Frischkäse, den wir zusammen mit der Erdnussbutter auf die selbstgetoasteten Bagels geschmiert haben.

Jetzt sind nicht nur die Bagels weg sondern auch der Toaster. Es gibt noch die Waffeln zum Selberbacken und beim nächsten Mal verschwindet vielleicht auch noch die Erdnusscreme.

Aber egal: Es ist nunmal der Starter für unseren Urlaub und somit wird es auch mit spartanischer Ausstattung „unser bestes Frühstück der Welt bleiben“.

 
 

Um 7.00 Uhr öffnet sich dann endlich für uns das Rolltor zum Storage und wir verstauen dort noch einige Teile, die wir in den nächsten zwei Wochen nicht mehr benötigen.

Im letzten Moment entscheiden wir uns noch für den Dachsack, weil die Ladefläche des Jeeps kleiner ist als bei den  SUVs, die wir sonst hatten.

 
 
 
Unser erster Halt ist der Walmart in St.George, 
 
 
der zweite beim Waltmart in Hurricane und der dritte im Zion. Wir haben auf dem Watchman-Campground auf der C-Loop die Site 34 reserviert. Wir kennen sie und wissen, dass sie eine der wenigen Sites auf dem Watchman-Campground ist, die etwas großzügiger und abseits ist.
 
 
Welch böses Erwachen: Unmittelbart neben ihr entsteht gerade ein Häuschen, vermutlich eine  Toilettenanlage. Der traumhafte Blick aus dem Zelt auf die Zinnen des Zion wird nun von einer Baustelle und später mal von einem Klo geschändet. Ich frage mich, was mir wichtiger ist: ein schöner Blick oder…..
 
 

Nachdem das Zelt steht fahren wir nach Springdale zum  Sol-Food Market. Weniger um einzukaufen, vielmehr um im Internet nach dem Wetter zu sehen, denn es ist empfindlich kalt und die Wettervorhersage für die nächsten Tage heißt: Trocken, aber kalt. Bei nächtlichen Frostgraden wird unser Vorhaben, eine drei bis fünftägige Trekking-Tour anzugehen, in Frage gestellt.

Doch die Internet-Arbeitsstationen gibt es in dem angeschlossenen Cafe von Sol-Food nicht mehr. Stattdessen hat man Zugang zu WiFi, wenn  man im Cafe etwas verzehrt. Also hauen wir uns Kaffees rein und erkundigen uns im Internet nach dem Wetter. Während Anita mit dem Handy surft, bin ich mit dem Netbook unterwegs. Die Aussichten sind nicht gerade toll:

Unseren Plan, im Canyonlands die fünftägige Tour zum Arch Canyon anzugehen, schmeißen  wir über den Haufen. Denn außer nächtlichen Frostgraden ist auch noch Schneeregen prognostiziert!

Damit ist klar, dass wir den Titel der Tour "The Angel Tour" nicht mehr halten können. 

 

"Na gut", kommt es uns über die Lippen, "dann ist es eben ab sofort die

 

"No Angel Tour"

 

Mit vielen Fragezeichen im Kopf geht es zurück zur Campsite, wo wir ein Lagerfeuer anwerfen. Es ist ziemlich frisch. Man merkt, dass die Sonne Ende April schon viel Kraft hat. Ist man ihr ausgesetzt, brennt sie sogar ein wenig und erwärmt uns. Jetzt, wo sie verschwindet, wird es merklich kühl.

Sehr bald verschwinden wir in den dicken Schlafsäcken und nach etwas Bibbern schlafen wir auch schnell ein. Wir verlegen die Entscheidung, wie es weitergeht, auf morgen.

 
1.Mai 2010
 
 

Zweimal mussten wir in der Nacht gewisse Örtlichkeiten aufsuchen und jedes Mal merken wir: es ist ziemlich kalt. Im Zelt messen wir 8 Grad, draußen sind es drei Grad. Die Nächte auf unserer Trekking-Tour werden voraussichtlich noch kälter werden. Unser Rekord liegt zwar  bei einer Nacht mit -11Grad aber damals haben wir uns geschworen, dass wir das nicht noch mal machen wollen.

Gegen 5.30 Uhr stehen wir auf. Es ist stockdüster und direkt neben unserem Zelt gibt es Geraschel. Wir schauen vorsichtig aus dem Zelt und es sehen uns vier blitzenden Augen entgegen: zwei Rehe grasen friedlich und wenig ängstlich direkt auf unserer Site.

 
 

Wir bauen das Zelt ab. Zwischenzeitlich hatten wir überlegt, unsere Tour umzuschmeißen und noch ein oder zwei Nächte im Zion zu bleiben. Doch unsere heutige Campsite ist morgen nicht frei und so müssten wir jetzt abbauen und das Zelt auf irgend einer anderen Site wieder aufbauen. Dann können wir auch gleich weiterfahren, stellen wir fest und so geht es zunächst zum Golden Hill, wo wir bei zwei Scones über den weiteren Verlauf nachdenken wollen.

 
 
Und hier spielen wir verschiedene Szenarien durch bis wir eine (vorläufige) Entscheidung treffen: Wir disponieren um:
 
 

Es geht gleich ins Death Valley und dann zum Grand Canyon und wir hoffen weiter, uns dann am 7. mit Stephi und Gunter zu treffen.

Der heutige Weg führt uns zurück über Las Vegas ins Death Valley.

Die erste Station ist natürlich das Eingangsschild, die zweite das Visitor Center. Im Moment sind es ca. 20 Grad und die Tendenz für die nächsten Tage ist steigend.

Beim Ranger erkundigen wir uns, ob der Cottonwood Canyon, in dem wir mutterseelenallein bereits einige Male gecampt haben, befahrbar ist. Der Ranger beruhigt uns, dass wir mit einem 4x4 gut durchkommen und will uns noch ein paar Tipps geben, merkt aber dann, dass wir uns vor Ort bereits gut auskennen.

Auch bei der zweiten Frage nach der Trailbeschaffenheit von  Wildrose Peak, den wir uns für morgen vornehmen, beruhigt er uns: Es gibt zwar noch einige kleinere Schneefelder, er hat aber nicht gehört, dass der Weg noch zugeschneit ist. Also, alles beste Voraussetzungen.

Bei Furnace Creek kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten ein und setzen uns NICHT auf „unsere Bank“ vor dem General Store.

Erstens gibt es sie nicht mehr und zweitens ist die Alternative besetzt. In der Tat hat man „unsere“ Bank nach 17 Jahren entfernt und stattdessen zwei Stühle hingestellt. Ein Skandal ! Nichts ist mehr, wie es war!

Wir fahren weiter zu Stovepipe Wells, von wo aus die acht Meilen lange unpaved Road zum Cottonwood Canyon abgeht.

Kurz vor Stovepipe Wells kommt uns die Idee, dort nach einem Zimmer für in zwei Tagen zu fragen. Erfahrungsgemäß ist Stovepipe Wells fast immer ausgebucht und wir haben nur seltenst einmal ohne Reservierung für eine spontane Übernachtung ein Zimmer bekommen.

Wir koppeln unsere Idee noch mit der Forderung aber nur ein Luxery Room und möglichst bei den Road Runners! (Zur Erklärung: Die einzelnen Ranchähnlichen Gebäude von Stovepipe Wells haben verschiedene Namen. Wir nächtigen üblicherweise in dem Trakt „Road Runners“ oder alternativ „49ers“, weil sie etwas abseits liegen und einen herrlichen Blick auf die Berge garantieren.)

Wir gehen davon aus, dass unsere Forderungen ins Leere stoßen und freuen uns, dass wir doch noch ein Zimmer bekommen. Anitas Hinweis, dass wir üblicherweise in dem Gebäude  „ Road Runners“ nächtigen, identifiziert uns als Stammgast. Ob das wirklich was nutzt, weiß ich nicht, aber es kann auch nicht schaden.

Von hier aus führt uns der weitere Weg über die acht Meilen lange Dirt Road zum Beginn des Cottonwood Canyons. Obwohl ich gerne im Gelände fahre, lass ich bei der ersten Fahrt über diese Road immer besonders viel Vorsicht walten, denn der Zustand ist von Besuch zu Besuch unterschiedlich. Heute aber passt alles. Die wenigen sandigen Abschnitte sind in keinster Weise gefährlich, ebenso, wie die steinigen Passagen schwierig sind.

Nach acht Meilen erreichen wir das Plateau, von wo aus wir langsam und vorsichtig in die Wash hinuntergleiten.

Aber nichts ist mehr so, wie es war:

Unsere übliche Stelle, ca. 300 Meter von der Stelle, in der wir in die Wash stoßen und wo wir immer unser Zelt aufgeschlagen haben, ist mit dem Auto nicht mehr zu erreichen. In der Wash gibt es nunmehr eine kleine Spur, über die man mit dem Wagen herhoppeln muss und große Steine sollen verhindern, dass man diesen Track verlässt. Aber nach ca. 500 Meter erreichen wir ein kleines Plateau, leider direkt neben der angelegten Spur, auf das wir unser Zelt aufbauen können. Schade nur, dass wir nun unmittelbar neben dem „Highway“ campieren müssen. Aber im Ernst: Im Verlaufe des ganzen restlichen Tages kommen lediglich zwei Jeeps vorbei, die den Cottonwood Canyon weiter durch bis in die Berge fahren.

Wir bauen unser Zelt auf. Leider ist hier jegliche Feuerstelle verboten, sogar das Grillen mit einem Holzkohlegrill ist untersagt. So leben wir heute demzufolge aus der Kühlbox mit Fingerfood.

 
 

Schon bald geht es in die Schlafsäcke. Im Zelt ist es mit 29 Grad sehr warm, so dass wir sämtliche Lüfter und Eingänge auf Durchzug stellen.

Langsam wird es dunkel und es kehrt eine unbeschreibbare Stille ein. Man hört nichts. Es ist so leise, dass es in den Ohren schon unangenehm dumpf ist. Durch die einbrechende Dunkelheit zeichnen sich in gut 12 km Entfernung die Lichter von Stovepipe Wells ab.

Wir haben das Zelt genau so positioniert, dass wir in (besser gesagt: AUF) den Schlafsäcken liegend die blinkenden Lichter von Stovepipe Wells und die glühenden Berge des Canyons sehen können.

Und mit diesen Eindrücken schlafen wir auch ganz schnell ein. Gute Nacht!

 
 

2.5.2010:

 

Um 5.00 Uhr klingelt der Wecker. Es ist aber noch so stockdüster, dass wir noch nicht aufstehen müssen. Denn ich möchte das Stück durch die Wash zumindest mit etwas Licht fahren, um nicht unnötig wegen eines übersehenen Felsens aufzusetzen. Um 5.30 Uhr stehen wir dann tatsächlich auf und nach einer eher spartanischen Wäsche (so gut das eben in der Wildnis möglich ist) hoppeln wir wieder zurück in Richtung Stovepipe Wells. 

 
 
Unsere Hoffnung, im General Store zwei Kaffee für die Fahrt zu bekommen, ist nicht vom Erfolg gekrönt: Storehours: 7am- 9pm.

Also geht es kaffeelos über die 190, bis wir bei Emigrant links auf die Emigrant Canyon Road in Richtung Wildrose abbiegen.

 
 
Nach ca. 24 Meilen erreichen wir den Wildrose Campground, der uns schon mehrmals eine nette Übernachtungsmöglichkeit gegeben hat. Heute lassen wir ihn  links liegen und fahren weiter bis zu den Klins, die zugleich Ausgangsort unserer heutigen Tour sind.
 
 

Nachdem wir die Rucksäcke bereits gestern gepackt haben, heißt es nun mehr, sie nur noch aufzusetzen und loszugehen.

Unser Ziel ist der Wildrose Peak, der auf einer Höhe von 2763 Metern einen  guten Blick in das Death Valley bieten soll. Er ist nicht der höchste Berg im Death Valley. Das ist der Telescope Peak, den wir vor sieben Jahren erstürmt haben.

Heute heißt es auf einer Länge von 4,2 Meilen (ca. 7 km) 750 Höhenmeter zu erklimmen.

 
 

Wir starten bei 58 Grad Fahrenheit dick eingepackt. Wir tragen Zwiebellook: Über dem Funktionshemd auf der nackten Haut tragen wir ein Windshield, einen Regenstopper und letztlich auch noch eine dünne Baumwolljacke. Vorsichtshalber haben wir unsere Hosen direkt auf „Winterbetrieb“ eingestellt, d.h. wir haben die Beine angezippt. Und das ist auch gut so. Es ist nicht nur sehr frisch, es geht auch auf einzelnen Abschnitten ein starker Wind.

Der Weg führt in einer großen Linkskurve mal leicht mal steil nach oben. Unterbrochen wird er leider von zwei Passagen, die wieder ein Stück nach unten führen. Die Höhe, die man also gerade gewonnen hat, wird einem sofort wieder geklaut.

 
 
Der starke Wind macht die Luft wohl besonders klar: Wir können von hier aus sogar die etwa 150 Kilometer entfernten Berge der Sierra Nevada erkennen.
 
 
Erste Schneefelder zäumen unseren Weg, stellen aber keine wirkliche Hürde da.
 
 

Laut Beschreibung endet der Trail mit einer letzten, ziemlich stark ansteigenden Meile. Genau hier treffen wir den einzigen Hiker, der uns darauf aufmerksam macht, dass oben ein mächtiger Wind herrscht und man unbedingt einen Windbreaker braucht. Den haben wir ja zum Glück in einer unserer Zwiebelschicht an und so gehen wir guter Dinge weiter. Wir erklimmen die letzte Meile und trotzen dem starken Wind, der uns um die Ohren bläst. Wir glauben uns bereits am Ziel, da sehen wir, dass wir im Moment auf dem Schwestergipfel sind und es noch ca. 300 bis 400 Meter über einen Bergkamm zum eigentlichen Gipfel geht.

Und auf diesem Stück erleben wir nun etwas, was wir bisweilen nicht kannten.

 
 
Auf dem Bergkamm und insbesondere auf dem Wildrose Peak herrscht ein Wind, wie wir ihn noch nie erlebt haben. Der Aufwind kommt aus dem Tal hochgeschossen und quert unseren Weg. Käme er uns entgegen, bin ich mir sicher, dass wir nicht gegen ihn angekommen wären. Auch wenn es kaum vorstellbar ist: Er pustet uns immer wieder seitlich vom Weg. Unsere Mützen weht es mehrmals weg. Mein Vorhaben, vom Gipfel aus für eine spätere Panoramaaufnahme in einem 360 Grad-Schwenk Bilder zu machen, misslingt. Immer wieder muss ich von vorne anfangen, weil der Wind zu stark ist und mich und die Kamera aus der Position weht. Die eiskalte Luft spüren wir sogar trotz unseres Zwiebellooks auf der nackten Haut.
 
 
Anita frieren fast die Beine ein und so geht sie bereits nach kurzer Zeit wieder zurück, weil sie befürchtet, den Rückweg sonst nicht zu schaffen. Wir merken, wie uns die Körpertemperatur durch den Wind immer mehr aufgezogen wird.  
 
 

Ich trage uns kurz in das Register ein und verlasse dann sogleich diesen Ort. Auch der Rückweg über den Kamm geht nicht besser und so sind wir froh, diese Passage nach kurzer Zeit schadlos überstanden zu haben.

Der weitere Rückweg ist hierzu im Vergleich fast ein „easy Walk“.

Nach insgesamt 5 Stunden und 40 Minuten sind wir wieder am Auto. Aus der ursprünglichen Steigung von 750 Metern wurden insgesamt 1136 kumulierte Höhenmeter.

 
 
Nach diesem Abenteuer geht es zum Wildrose Campground. Wir wollen hier zwar nicht Campieren, aber unser Fleisch in der Kühlbox grillen, damit wir es nicht wegschmeißen müssen. Der Wind ist zwar immer noch etwas kühl, aber sobald er pausiert merkt man, was die Sonne Anfang Mai bereits für eine Kraft hat. Sie brennt merklich auf der Haut.
 
 

Nach gut einer Stunde ist alles erledigt: Das  Fleisch gegessen, der Grill gesäubert und der Abfall ordnungsgemäß wieder eingepackt.

Vom Wildrose-Campground geht es rund 50 Meilen nach Furnace Creek. Wir sind mal wieder genau zur richtigen Jahreszeit hier, denn im Moment ist die kurze Zeit des Bloomings. Das heißt, dass die Wüste für wenige Tage anfängt zu blühen...

 
 
 

Im General Store erkundigen wir uns nach einer Möglichkeit, ins Internet zu gelangen. Es existiert tatsächlich ein WiFi (W-LAN), in das man sich gegen eine Gebühr einloggen kann. Knapp $5 pro Stunde bzw. $12 pro Tag (24 Stunden)

Wir entscheiden uns für die letztere Variante, rufen die Mails ab, informieren Verwandtschaft über unsere neue Route und nehmen Kontakt zu Gunter und Stephi auf.

Und ganz wichtig: Wir reservieren online eine Campsite am Grand Canyon, nachdem wir uns zunächst versichert haben, dass mehrere sonnige, wenn auch kühlere Tage als hier, uns beglücken werden.

Unsere Lieblings-Campsite am Grand Canyon ist leider nicht mehr frei. Vielleicht haben zu viele auf unsere Homepage gelesen, wie wir von dieser Site geschwärmt haben, und nun ist sie „not available“.

Ein Nachteil unseres Netbooks zeigt sich jedoch: Der Bildschirm ist doch recht klein und man muss schon sehr genau auf das Bild sehen, um die einzelnen Sites auf dem Übersichtsplan genau zu erkennen.

 
 

Übrigens schaffen wir es auch, „unsere Bank“ zu belagern, wenn es jetzt auch zwei Schaukelstühle mit Tisch sind.

Allmählich fängt es an zu dämmern und meine Hoffnung schwindet, noch im Hellen den Weg durch die Wash zu unserem Zelt zu fahren. 

 
 
Die Strecke von Furnace Creek und Stovepipe Wells wird durch mehrere Stopps unterbrochen, weil uns der Abendhimmel zu vielen Fotos ermuntert.
 
 

Endlich in Stovepipe Wells angekommen halten wir noch einmal kurz an, stöbern durch den General Store nach sinnvollen und weniger sinnvollen Mitbringseln, decken uns mit Kaffee ein und holpern im Stockdüsteren über die acht Meilen lange Dirt Road.

Den Weg durch die Wash finden wir mit gegenseitiger Unterstützung. Am Zelt ankommend zucken wir zusammen: Ein Reißverschluss des Vorzeltes ist offen: Heute Morgen vergessen zu schließen oder Einbrecher. Wir können uns zwar beim besten Willen nicht daran erinnern, ihn nicht geschlossen zu haben, aber nachdem alles im Topp-Zustand ist, bleibt es zum Glück die einzige Erklärung sein kann.

Mittlerweile geht es auf die zehn Uhr zu und für unsere Verhältnisse im Urlaub ist das schon fast ein „Rumsumpfen“. Anita beruhigt mich zwar, dass morgen nur ein kurzer Hike auf dem Programm steht und wir ansonsten morgen „rumgammeln“ können. Ich verbessere sie, dass man heute von „Relaxen“ spricht oder im Stil der Jugendlichen von „Abchillen“

Mit diesem Bildungsteil verschwinden wir in das Zelt aber zum Schlafen kommen wir noch nicht...

Einer der Reißverschlüsse macht „Mucken“ und so müssen wir uns erst noch mit ihm beschäftigen. Seit vorgestern sprechen wir schon die ganze Zeit davon, einmal eine gründliche Reißverschlusspflege auf die Tagesordnung zu setzen. Das Pflegemittel haben wir extra mitgebracht.

Doch so ist das nun mal im Urlaub: es gibt so viele Impressionen während der Tage, dass man diese Arbeiten vernachlässigt oder vergisst.

Aber morgen machen wir es ganz bestimmt...

 

 

3.5.2010:

 

 

Zwar klingelt bereits um 5 Uhr wieder der Wecker, aber wir geben ihm mehrmals zu verstehen, dass wir noch nicht aufstehen wollen.

Im minütigen Rhythmus erinnert er an sich und kurz vor sechs geben wir uns geschlagen und stehen auf. Heute Morgen pflegen wir uns nicht nur selbst, wie jeden Tag, sondern auch die Reißverschlüsse unseres Zeltes. Mit einem Pflegestift schmieren wir die kompletten Reißverschlüsse satt ein und ziehen die Zipper hin und her bis alles leichter läuft.

Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Pflegemittel nichts anderes ist als ein Labello, nur als Pflegemittel für Reißverschlüsse deklariert und dafür das doppelte kostet. Anita erwidert zwar, dass vielleicht besondere Inhaltsstoffe drin sind oder eben im Vergleich zum Lippenpflegestift fehlen, aber ich bin mir da nicht sicher.

Überhaupt: Im letzten Jahr habe ich beim anderen Zelt mangels Alternativen etwas Nivea-Creme genommen und das hat  bis jetzt genauso funktioniert.

Gut geschmiert verpacken wir das Equipment im Kofferraum und Dachsack und bereiten schon mal unsere Daypacks für die anstehende Tour vor.

Wieder holpern wir den Weg in Richtung Stovepipe Wells, versorgen uns dort mit Wasser und brechen auf in Richtung Panamint, ca. 26 Meilen von Stovepipe Wells.

 
 
Ca. 500  Meter hinter Panamint biegt  links ein Weg ab, wieder unpaved. Unser GPS-Gerät kennt diesen Weg zu unserem Erstaunen gar nicht und ehe wir ihn wahrnehmen, sind wir auch schon daran vorbeigeflogen. Nach einem U-Turn biegen wir nun ab und fahren keine Meile über diese Road, bis ein kleiner Parkplatz den Trail zum Darwin Fall weist.

 

Als wir vorgestern aufgrund des Wetters die Route umgeplant haben und das Death Valley in Betracht zogen, fragte Anita noch kritisch, was wir denn hier machen wollen: In den letzten 19 Jahren waren wir sicherlich schon fast 30 mal im Death Valley und so glauben wir, nunmehr alles erwandert und kennen gelernt zu haben, was es hier gibt. Doch allein die Zeitung der Ranger offenbart uns mindestens drei Touren, die wir noch nicht gemacht haben. Es gibt  also noch genügend Futter für weitere Besuche und heute steht als erstes der Darwin Fall an. Nach nur eine Meile Marsch sollen wir an einen Wasserfall gelangen, der ganzjährig fließt, teilweise überwuchert ist und eine interessante Tour sein soll. Wir sind einmal gespannt.

 
 

Zunächst heißt es, die Rucksäcke aufzuschnallen. Wir teilen uns den Parkplatz mit einem amerikanischen Mädel, das gerade Bruncht: u.a. mit  Nutella! Die Frau hat Geschmack!

Wir verlassen den Parkplatz in südwestliche Richtung. Der Trail ist zwar nicht ausgeschildert, aber eindeutig: Steinreihen zeigen an, wie wir zu laufen haben. 

 
 

Rechts von uns begleitet uns ein Wasserrohr, streckenweise aus Plastik, teilweise auch in Metall. Der Zweck entzieht sich meiner  Kenntnis und meiner Phantasie. Phantasievoll hingegen ist, wie das Rohr teilweise fixiert wurde.

Wir lästern schon, dass das Wasserrohr die Ursache ist, weshalb dieser Wasserfall ganzjährig in Betrieb ist: Vermutlich wird er damit gespeist ;-)

 
 

Der Weg verläuft teilweise in einer Wash innerhalb eines großen und breiten Canyons. Das erste Wasserrauschen, das wir nach etwa 500 Meter registrieren, entstammt nicht dem gesuchten Wasserfall, sondern entpuppt sich als ein geborstenes Rohr.

 

 

Nach weiteren 700 Metern verengt sich der Canyon und nun heißt es, sich durch ein verwildertes Dickicht seinen Weg zu schlagen. 

 
 

Mehrmals müssen wir einen kleinen Wasserlauf überqueren, der aber nur 2 bis 3 Meter breit ist und durch quergelegte Stämme und Äste gut und trockenen Fusses zu überqueren ist.

Nach fast genau einer Meile heißt es etwas zu klettern, wobei  diese kleinen Felsen kein wirkliches Hindernis sind. Die Stufen sind gut zu meistern, dennoch heißt es „Vorsicht walten zu lassen“, denn der Fels ist spiegelglatt. Obwohl unsere Schuhe erfahrungsgemäß eine gute Traktion haben, rutschen wir an mehreren Stellen sogar auf trockenem Fels ab. Keine wirkliche Gefahr, allenfalls landet man im Wasser.

Nach genau einer Meile stehen wir dem Wasserfall gegenüber und wir sehen uns ziemlich verdattert an. Der Wasserfall entpuppt sich als ein kleines Gerinnsel, das irgendwo aus dem Dickicht kommt. Es ist kaum etwas zu sehen, weil alles zugewachsen ist. Dennoch ist es eine gute Gelegenheit, eine kurze Pause zu machen  und den Miniatur-Wasserfall  in Großaufnahme zu fotografieren.

 
 

Grundsätzlich geht es laut Trailbeschreibung von hier aus noch weiter durch das Dickicht zu weiteren Wasserfällen. Doch der Weg soll unwegsamer werden und scharfe und steile Felsen erschweren das Weiterkommen.

Somit beschließen wir, dass uns dieser Wasserfall reicht; wir kehren um. Nach wenigen Metern treffen wir auf das „Nutella-Girl“, das sich mutterseelenallein durch das Dickicht schlägt. Ich bewundere immer wieder den Mut einiger amerikanischer Hiker und Hikerinnen, die sich völlig allein auf den Weg durch die Wildnis machen. Auf belebten Trails sehe ich das als unproblematisch, doch was ist auf jenen Trails, die nur sehr selten und sporadisch frequentiert  werden und den Gedanken, „was passiert, wenn mal was passiert“, mag ich gar nicht zu Ende spinnen.

 
 
Wir aber kehren um und nach kurzer Zeit erreichen wir wieder den Trailhead.
 
 

Fazit: Wer auf der Suche nach beeindruckenden oder gar spektakulären Wasserfällen ist, wird hier nicht fündig. Zumindest nicht um diese Jahreszeit und auf dem ersten Abschnitt. Wer aber Lust auf einen landschaftlich schönen und wenig anstrengenden Hike hat, der ist hier richtig. Und durch das Dickicht bekommt er sogar noch einen urwaldähnlichen Touch obendrauf.

 

Am Auto gibt es einen kurzen Snack und gleich darauf sitzen wir wieder im Auto.

In Panamint halten wir kurz am dortigen Motel für ein paar Aufnahmen. Denn hier wurde das Roadmovie „Death Valley“ vor einigen Jahren gedreht. Bereits im letzten Jahr habe ich dort Aufnahmen für unsere Diashow gemacht und zufällig genau vor der Moteltür, durch die der Sheriff herauskommt. (Zimmer Nr. 6, bzw. 7)

Nunmehr muss ich sie nochmals fotografieren und nun auch genau in dem Winkel, wie in dem Film.

 
 

Weiter geht es über Stovepipe Wells zu Salt Creek, um mal wieder nach den Pubfischen zu sehen.

Die Pubfische sind nur eine kurze Zeit während des Jahres hier, wenn der Salt Creek für eine kurze Zeit Wasser führt. Die Salzkonzentration ist um ein vielfaches höher als in den Meeren und diese Fischart hat sich auf eine beeindruckende Art dem widrigen Biotop angepasst.

Ich hingegen habe mich nicht angepasst und so werde ich Opfer riesiger Bremsen, die sich gezielt auf mich stürzen. Anita hingegen bleibt unangetastet.

Unser Ausflug über die Stege des Salt Creeks gestaltet sich daher kurz und reduziert sich auf wenige Fotos unter widrigsten Bedingungen.

 
 
Wir nehmen wieder Fahrt auf nach Furnace Creek, wo wir noch einmal kurz ins Internet gehen. Außerdem kaufen wir ein paar Lebensmittel für unser Picknick im Motel. Denn der dortige Saloon hat leider nicht mehr mein Filet Mignon, das beste Stück Fleisch der Welt. Und damit haben wir auch keine Lust Essen zu gehen.
 
 

In Stovepipe Wells checken wir  gegen 15.00 Uhr ein und um 16.00 Uhr liegen wir zwei am Pool. Da wir weder Sonnenanbeter noch Pool-Abhänger sind, wird uns die Zeit nach einer Stunde schon fast zu lange. Wir machen ein paar Fotos, ziehen ein paar Runden durch den wenig besuchten Pool und gehen zum Shooting: Für unsere Daheimgebliebenen gibt es wieder eine selbstgestaltete Ansichtskarte und die heißt es jetzt zu realisieren.

 
 

Zurück im Zimmer gibt es eine Stulle, etwas Fernsehen und dann geht es schon zum abendlichen Pooling:

D.h. diesmal beschränken wir uns darauf, am Pool zu legen und den Kaffee aus dem General Store zu genießen. Das Schwimmen ersparen wir uns,  denn obwohl es zum Rumliegen gerade noch angenehm ist, wäre es zum Schwimmen eindeutig zu kalt. Interessiert beobachte ich das Thermometer am Pool, es zeigt nur ca. 4 Grad Fahrenheit weniger an als heute Nachmittag. Doch die intensiv brennende Sonne fehlt und so empfinden wir die Temperatur deutlich niedriger.

 
 
Zurück im Zimmer bereiten wir schon alles für den morgigen Abmarsch vor und verschwinden dann recht schnell in den angenehm harten Betten.
 
4.5.2010
 
 

Wer viel erleben will, muss früh aufstehen und daher erwachen wir schon um 4.30 Uhr von den unermüdlichen Weckern. Kurz nach  fünf Uhr checken ich aus und wir verlassen das Death Valley in östliche Richtung mit dem Ziel Grand Canyon. Das morgendliche Licht lässt uns wiederholt für einige Fotostopps anhalten.

In Pahrump halten wir erneut an um bei Walmart unsere Ansichtskarten printen  zu lassen und einige wenige schnelle Einkäufe zu erledigen. Doch das Ausdrucken der Karten funktioniert nicht: Es gibt nur den One-Hour-Service und die Zeit haben wir nicht, weshalb wir es auf den General Store am Grand Canyon verschieben müssen.

Auf dem weiteren Weg durchfahren wir durch Vegas, wo wir beim goldenen M (Mc Donalds) frühstücken.

Weiter geht es in Richtung Hoover Dam. Auf dieser Strecke  übernehme ich dann mal wieder für heute das Steuer und prompt erwischt es mich bei der Sicherheitskontrolle am Hoover Dam. Seit den Anschlägen des 11. September werden alle LKW, Gespanne und „verdächtige“ Autos einer Kontrolle unterzogen, um auszuschließen, dass auf dem Damm mit genügend großer Menge Sprengstoff  ein terroristischer Anschlag verübt wird. Seit dem 11. September ist man hier sensibel für den Hoover Dam geworden, weil ein entsprechendes Szenario einmal durchgespielt und die möglichen Folgen errechnet wurden. Es wäre ein Desaster ungeahnten Ausmaßes.

Nun aber geht es um uns: Die junge Rangerin sucht unseren Dachsack als interessantes Objekt der genaueren Untersuchung heraus und fragt uns höflich, ob die Sicherheitsbeamten einen Blick in den Dachsack werfen dürfen.

Die rhetorisch geschickte Frage kommt natürlich einer Anweisung gleich, denn die Konsequenz einer Verweigerung liegt auf der Hand:

a) wir dürfen den Hoover Dam nicht überqueren

b) wir machen uns verdächtig.

Also fahren wir rechts ran und ein Sicherheitsbeamter stellt uns die gleiche Frage, der ich selbstverständlich nachkomme. Beim Öffnen sieht er nur einen großen Trekking-Rucksack und einen ebenso großen wasserdichten Packsack. Bevor ich etwas herausziehen kann sagt er nur „Oh, Luggage, thanks!“ und geht. Allerdings erkenne ich deutlich, dass er beim Weggehen noch einen intensiveren Blick auf die Rückbank und Ladefläche wirft.

Was in den Säcken drin ist, scheint ihn  überhaupt nicht zu interessieren. Also verspanne ich wieder alles und weiter geht es.

 
 
Aber kommen wir zurück auf den Hoover Dam. Seit Jahren beobachten wir den Ausbau der Umgehungsstrecke un heute sehen wir die beeindruckende Brücke das erste Mal mit dem geschlossenen Bogen.
 
 

Vom Tanken einmal abgesehen fahren wir ohne weitere Unterbrechungen (und Kontrollen) zum Grand Canyon und dort als erstes zum Backcountry Office.

 
 

Folgende Überlegung stellen wir an:

Gerne möchten wir eine zwei Tages Trekking-Tour in den Inner Canyon machen: South Kaibab Trail bis Tip Off, dort über den Tonto Trail (der für uns völlig neu ist) bis Indian Garden, dort in Indian Garden übernachten (den berühmten Sunset auf dem Plateau Point erleben) und dann am nächsten Tag wieder hoch über den Bright Angel Trail.

Wir erliegen natürlich nicht der Illusion und wissen, dass es eher unwahrscheinlich ist, „just in time“ noch eine Permit für die Übernachtung im Inner Canyon zu erhalten. Alternativ können wir auch noch den Folgetag anbieten. Und wenn keine Permit zu erhalten ist, dann werden wir die einfachere Variante wählen und in einer Tagestour über den Bright Angel Trail runter und dann anschließend ( also nach dem Sonnenuntergang am Plateau Point ) im Dunkeln wieder hoch gehen.

Doch wider Erwarten bejaht die Rangerin meine Frage, ob es für morgen noch eine Permit gibt und so erstrahlen unsere Gesichter.

Bisher hat sich Anita immer um die Permits via Internet oder Fax gekümmert und war somit automatisch der Leader. Diesmal bin ich es.

Auf die Nachfrage nach der Licenz-Plate (Kennzeichen des Wagens) stellen wir fest, dass wir es gar nicht kennen und auch nicht mehr -wie früher- auf dem Anhänger des Schlüssels steht.

Also rennt Anita schnell raus.

Nach ein paar Minuten ist alles erledigt und wir halten die begehrte „Lizenz zum Schlafen“ in den Händen. Anita erkundigt sich bei der Rangerin  nach der Länge des Tonto Trails zwischen South Kaibab Trail und Indian Garden. Die Rangerin gibt dieses Verbindungsstück mit 1,5 Meilen an. Anita fragt nochmals nach: „Really only 1.5 Miles?“, weil sie die Tour bereits zu einem früheren Zeitpunkt schon einmal als Tagestour in Betracht gezogen hatte und damals wegen der Länge  skeptisch war. Doch die Rangerin bestätigt noch einmal: „Yes, 1.5 Miles!“.

Wir sind ebenso erfreut wie enttäuscht: Einerseits verkürzt das unseren morgigen Weg, andererseits ist genau das Stück, das neu für uns ist und auf das wir mit Spannung sehen, sehr kurz. Aber das hält uns natürlich nicht vom Vorhaben ab.

Anita  ist dennoch sehr überrascht und versteht die Angabe nicht, weil sie die Länge ganz anders in Erinnerung hat. Leider lässt sich auf der Karte, die man am Eingang zum Grand Canyon ausgehändigt bekommt, aufgrund der groben Skalierung die Länge nicht einschätzen. Und vernünftiges topografisches Kartenmaterial haben wir nicht dabei, weil wir uns für diese Tour ja sehr spontan entschieden haben. Jetzt kommt uns dir Idee, dass wir ja bei der Durchfahrt durch Vegas kurz am Storage hätten anhalten können um die entsprechenden Karten aufzupicken.

Also werden wir nachher wohl eine Karte im General Store erwerben müssen, denn ohne Kartenmaterial gehen wir nach leidvollen Erfahrungen in der Vergangenheit  nicht mehr durch für uns unbekanntes Gebiet, auch wenn es im Grand Canyon ist, wo die Trails in der Regel gut ausgeschildert sind.

 

Die nächste Station ist das Einchecken auf dem Campground, wo wir bei der Schalterbeamtin merken, dass auch in Amerika nicht alles gold ist was glänzt: Den Amerikanern wird ja eine große Kundenorientierung nachgesagt und Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft werden sehr groß geschrieben. Und dass Deutschland sich davon eine Scheibe abschneiden sollte, wird immer wieder in den Medien gefordert.

In 90% der Fälle, ich ,möchte sogar sagen, in 99% der Fälle gebe ich diesen Behauptungen und Forderungen auch Recht, was nicht heißt, dass wir immer wieder auf Ausnahmen gestoßen sind. Eine solche Ausnahme bedient uns gerade: Sie bekommt kaum den Mund auf, von Freundlichkeit oder gar einem Lächeln kann keine Rede sein und nach drei Minuten der Abfertigung stellen wir beide ironisch fest: „Der macht die Arbeit Spaß!“

Aus Fairness muss ich allerdings erwähnen, dass wir hier an dieser Stelle mit dem selben Anliegen auch schon andere Erlebnisse hatten. Ich möchte sogar sagen: Genau das Gegenteil.

Wer weiß, was der Hintergrund ihrer „Begeisterung“ ist und so machen wir uns auf dem Weg zu unserer Campsite.  Unsere Lieblings-Campsite war ja leider nicht mehr „available“ und daher mussten wir ja nach einer anderen Ausschau halten. Der Online-Plan, nach dem wir gebucht haben, gibt natürlich keinen realistischen Einblick und deshalb rechnen wir mit allem:

 
 
 

Um so überraschter sind wir als wir mit der Site 107 ohne es zu wissen mal wieder einen Glücksgriff getätigt haben: Sie ist die erste Site auf der Juniper Loop liegt zwar mit einer Seite auf dem Hauptweg , ist aber dennoch richtig ruhig und schön groß. Mit „SCHÖN GROß“ meinen wir, dass man zum Nachbarn einen angenehmen Abstand hat, ohne dass er einem gleich in den Kochtopf schauen kann.

Das Zelt bauen wir schnell und routiniert auf. Überhaupt vergeht mittlerweile fast mehr Zeit damit, die geeignete Stelle zu finden (Boden soll eben sein, möglichst keine spitzen oder scharfen Steine, er muss für unser Zelt groß genug sein) als mit dem eigentlichen Aufbau. Zumindest nach unserer Einschätzung, vielleicht sollten wir die Zeit mal stoppen.

Nach der Ortsbestimmung, der Ausnordung und dem Aufbau geht es zum Rucksackpacken.

Das ist leichter gesagt als getan, weil eben alles Equipment gut verstaut sein will, über jedes Einzelteil nachzudenken ist ob es auf der Tour wirklich benötigt wird. Denn jedes unnütze Teil hat auch sein Gewicht. Hier sind oft schwere und ggf. auch weitreichende Entscheidungen zu fällen. Wir entscheiden uns, möglichst wenig mitzunehmen, d.h. auch, dass wir beim Outfit auf die Wechselkleidung verzichten. Es wird schon gut gehen!

Beim Wasser entscheiden wir uns für 3 Liter pro Person, wohl wissentlich, dass wir erst am Ende der Etappe in Indian Garden wieder Wasser haben werden.

 
 
 

Nach all diesen schwierigen Entscheidungen geht es zum Market Plaza und zum Canyon Cafe zum Abendessen. Für gewöhnlich esse ich hier immer meine Chicken. Und obwohl sie beim letzten Mal eher „suboptimal“ waren, gebe ich den Hühnern nochmals eine Chance und werde nicht enttäuscht.

Anita entscheidet sich für eine vegtarian Chili in einer Brottasse.

Danach geht es zum begehrten Shoppen, habe ich doch hier im letzten Jahr  eine gute Zipphose zum akzeptablen Preis gefunden. Doch heute gehe ich leer aus. Mittlerweile trage ich schlankere Kleidergrößen und die werden hier nicht geführt. Auch Anita findet nichts.

Während ich mich noch durch die Kleiderstangen kämpfe auf der Suche nach einer vergessenen Hose in der passenden Kleidergröße in der verstecktesten Ecke, kommt mir Anita mit der Topo Karte in der Hand aufgebracht entgegen: Die Aussage der Rangerin, der Streckenabschnitt des Tonto Trails sei 1,5 Meilen ist falsch, wie sie eben festgestellt hat. Sie appelliert an ihr gutes Gedächtnis und zeigt mir auf dem Plan, dass die Strecke 4,5 Meilen lang ist, also fast dreimal so lang!

Es hätte mich auch gewundert, wenn sich eine Rangerin im Grand Canyon besser auskennt als Anita ;-)

Morgen früh soll uns ein Shuttle von der Bright Angel Lodge zum Trailhead vom South Kaibab Trail transportieren. Selbst darf man dorthin schon seit einigen Jahren nicht mehr fahren. Aber selbst wenn es erlaubt wäre, würde uns das nichts nützen, denn wir werden ja über den Bright Angel Trail aus dem Canyon rauswandern und stünden dann hier ohne Auto.

Da sich die Shuttle-Station geändert hat fahren  wir vorsichtshalber schon mal dort hin um die Lage zu sondieren und morgen früh nicht erst noch suchen zu müssen. Wir stehen an der Station am Bright Angel Lodge, von wo aus auch der Village Shuttle abfährt. Wir können an den Schildern nicht ausmachen, ob auch unser morgiger Hiker Express Shuttle dort hält. Eine Amerikanerin bemerkt unsere suchenden Blicke und fragt, ob sie helfen kann. Doch auch sie kennt die richtige Station nicht und spricht einen Mitarbeiter des Grand Canyons an, der uns verkündet, dass der Shuttle  nicht hier halten wird sondern unmittelbar vor der Lodge in einiger Entfernung.

Wir bedanken uns für die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, sind aber etwas skeptisch und lesen noch einmal die Beschreibung in der Backcountry Permit durch. Die wiederum würden wir so interpretieren, dass der Shuttle doch hier halten wird.

Wir teilen uns auf: Während Anita in die Lodge geht, halte ich in zweiter Reihe Wache über den Wagen. Noch bevor ich einen ordentlichen Parkplatz ergattere kommt sie schon wieder schmunzelnd zurück: Der Shuttle hält an der Busstation, also dort, wo wir eben gesucht hatten...

Es gibt um 5 Uhr einen, um 6Uhr und den letzten um 7Uhr. Danach kommt man nur noch etwas umständlicher mit den regulären Shuttles zum Trailhead. Wir entscheiden uns für den mittleren Shuttle um 6Uhr.

Zurück auf der Campsite geht es nur noch in die Schlafsäcke, denn die Nacht wird bald vorbei sein.

 
 
5.5.2010:
 
Um 4:45Uhr klingeln die Wecker und um 5:15Uhr sitzen wir schon im Wagen. Eine Viertel Stunde später finden wir in unmittelbarer Nähe der Busstation einen geeigneten  Parkplatz und verbringen die Zeit damit, uns im Auto zu wärmen. Denn  es ist mit 44Grad nicht nur recht frisch, durch den starken Wind empfinden wir es als sehr kalt. Im letzten Moment entscheide ich mich noch für eine weitere Jacke und so machen wir uns um 5:45Uhr wieder im Zwiebellook  (Funktionshemd, Fleecejacke, Regenjacke, Baumwolljacke) auf den Weg zur Busstation. Sie ist ziemlich verwaist, nur ein Amerikaner steht dort und erkundigt sich bei uns, ob wir auch auf den 6Uhr-Shuttle warten, was wir bestätigen. Das beruhigt ihn, er sah aus der Ferne nur einen Bus fortfahren und befürchtete schon, dass dies „sein“ Zubringer ist.
 
 

Der Shuttle kommt pünktlich und hält auf seinem Weg zum Trailhead noch am Backcountry-Office und am Visitor Center und füllt sich zunehmend.

Alle Hiker-Hungrigen werden dann am Trailhead zum South-Kaibab-Trail ausgeladen: Eine Horde von etwa 25 Hikern lädt die Backpacks auf, überall wird herumgefummelt: Ein Riemen wird angezogen, ein anderer gelöst, die Stöcke auf die richtige Länge ausgefahren, dann doch wieder etwas gekürzt, die Getränkeblasen mit Wasser aufgefüllt, die eigenen noch ein letztes Mal geleert.

 
 

Überall werden noch „Before“-Fotos gemacht  und auch wir machen ein Erinnerungsfoto nach dem Motto: So sahen wir vorher aus“

Allmählich starten die ersten Hiker, wünschen sich alle gegenseitig „Have Fun“ oder „Enjoy Your Trip“...

 

 

 

Wir starten als einer der  letzten Hiker. Vom Trailhead aus geht  es sogleich abwärts. Es ist ziemlich frisch und so macht unser Zwiebellook mal wieder viel Sinn. Der erste Höhepunkt ist der Ooh-Ahh-Point, den wir nach genau 1 Meile erreichen. An dieser Stelle hat man den ersten atemberaubenden Blick in die Tiefe des Canyons und weil den Hikern bei diesem Anblick die Sprache verschlägt und sie nur noch zu einem „Ooh“ und „Ahh“ in der Lage sind, heißt der Punkt so.

2001 sind wir das erste Mal bis zu diesem Punkt den South Kaibab Trail hinabgewandert und nach einigen Fotos umgekehrt.

Nach Weihnachten 2003 ist dies nun das dritte Mal, dass wir hier sind. Und wieder sind wir fasziniert vom Anblick und auch uns kommt ein „Uiiii“ über die Lippen. Und wieder gibt es viele Fotos, doch diesmal kehren wir selbstverständlich nicht um sondern steigen weiter hinab.

 
 
 

Nach dem Ooh-Ahh-Point hat man einen ständigen faszinierenden Blick in den Canyon und wir müssen aufpassen, nicht zu stolpern, weil der Blick ständig in die Ferne schweift.

Nach einer weiteren Kurve haben wir direkte Sicht auf Cedar Ridge, das wir nach insgesamt 1,5 Meilen erreichen. 

 
 

 
 

Hier treffen wir auch fast alle Hiker, die vor uns sind, wieder, denn Cedar Ridge bietet sich für eine erste Rast an. Die Restrooms tun das übrige dazu, zu einer Pause einzuladen.

Die Sonne zeigt ihre Kraft und annähernd jeder Hiker, einschließlich uns selbst, trennt sich nun von ein oder zwei Schichten seiner Kleidung.

 

 

Nach einer Viertel Stunde und ein paar salzigen Nüssen zwischendurch geht es für uns weiter. Obwohl wir oben am Trailhead wie zu einer Traube standen, dünnt sich die Hikerschaft sukzessiv aus, denn jedes Grüppchen hat ein anderes Lauftempo und unterschiedliche Pausenzeiten und so werden parallellaufende Wanderer immer rarer. Auf dem nächsten Stück wandern wir zwei -von einem anderen Paar einmal abgesehen- schon völlig allein.
 
 
Wesentlich schneller als erwartet erreichen wir nach weiteren 1,3 Meilen Skeleton-Point, ein kleines Plateau, das wieder zum Pausieren einlädt, obwohl es keine Restrooms gibt. Wir stoppen nur wenige Sekunden, denn ein Blick auf die Karte und unser GPS erklärt uns, weshalb wir wesentlich schneller als gedacht sind: Das ist noch gar nicht der Skeleton-Point. Also hiken wir noch ein gutes Stück weiter bis wir dann den wirklichen Skeleton-Point erreichen.

 

 

Die Sonne zeigt immer mehr ihre Wirkung und auch die nächste Kleidungsschicht wird abgelegt, bzw. die Hosenbeine der Zipphosen wandern von den Beinen in den Rucksack.

Nach weinigen Fotos geht es gleich weiter. Lediglich drei oder vier aufsteigende Hiker kommen uns auf dem Trail entgegen und allen sieht man die Anstrengung an. Sie kommen allesamt von der Phantom Ranch und scheinen völlig platt zu sein. 

 
 
Der South Kaibab Trail ist schon zu Tal recht anstrengend, aber wie muss er denn dann erst beim Aufstieg zu schaffen machen? Wir sind froh, dass wir uns bei unseren bisherigen Trekking-Touren immer für die umgekehrte Richtung entschieden haben. 
 
 

Nach 1,5 Meilen erreichen wir den Tipp-Off-Punkt.

Wir treffen wieder auf einige bekannte Gesichter, die sich im Schatten der Restrooms abkühlen. Wir suchen uns ebenfalls ein schattiges Plätzchen. Während sich Anita mit Trinken begnügt, stärke ich mich mit einem kleinen Päckchen gesalzenen Nüssen.

Wir treffen den Hiker aus dem Bus von heute morgen wieder. Er ist mit leichtem Gepäck unterwegs, denn er hat kurzfristig für drei Tage eine Cabin auf der Phantom-Ranch ergattert und lässt sich sein Gepäck mit den Mulis runterbringen. Trotz des leichten Gepäcks hat er sein Handicap: Er hat sich auf dem kurzen aber sehr steilen Stück schon Blasen zugezogen.

 
 

Wir brechen nach einer guten Viertel Stunde gemeinsam mit den anderen Hikern wieder auf und unser Mithiker verabschiedet sich noch mit den Worten, dass sich unsere Wege sicherlich noch einige Male heute kreuzen werden, doch da irrt er. Während alle anderen Hiker den South Kaibab Trail weiter zur Phantom Ranch absteigen, biegen wir hier auf den Tonto Trail West ab. Dieses Stück ist für uns Neuland und wir sind mal richtig gespannt.

Während wir noch an der Abzweigung Bilder  machen erreichen drei weitere Hiker das Plateau und erkundigen sich nach unserem Weg. Der „Leader“ dieser Dreiergruppe kennt den Weg und bestätigt uns, dass diese Entscheidung eine gute Entscheidung ist, weil es ein toller Hike sein wird.

 

 

So verabschieden wir uns und betreten das eben erwähnte Neuland. Der Trail ist eindeutig und nicht zu verfehlen, jedoch deutlich weniger gut ausgebaut oder sagen wir mal ausgetreten als der South Kaibab Trail. Man merkt deutlich, dass er weniger frequentiert wird. Insgesamt ist er sehr eben, und hat  nur wenige, und dann eher sanfte Erhebungen. Die Sonne brennt ein wenig und erschwert den ansonsten vermutlich „Easy walk“. Da der Trail absolut kein bißchen Schatten bietet, muss der Hike im Hochsommer knüppelhart sein. Die Temperaturen sind jetzt bereits bei 30Grad im Schatten (wenn es welchen gäbe) und in der Sonne über 40Grad. Wie mag das dann erst im Juli /August sein?

Wer einsame Trails sucht, ist hier richtig. Zwei junge Mädels sind die einzigen Hiker, die wir sehen, und die uns im rasanten Schritt überholen. Allerdings sind sie nicht nur jünger als wir, sondern von der Bekleidung und dem Gepäck sehr leicht unterwegs.

Bereits nach zwei oder drei Kurven verschwinden sie aus unserem Blickfeld. Der Trail schlängelt sich mal links, mal rechts über sanfte Anhöhen. Wir stellen uns gerade vor, was wohl passiert, wenn man der gestrigen Aussage der Rangerin vertraut hätte, dass der Trail 1,5 Meilen lang sei. Man muss doch in Panik geraten, weil man befürchtet, sich verlaufen zu haben, wenn der Trail einfach nicht enden will.

 
 
 

Nach knapp 2 Meilen erreichen wir hinter einer Bergzunge eine kleine Oase in der Wüsten dieses Plateaus: Es ist Burro Spring. Die Oase besteht aus einem einzigen schattenspendenden Baum und einigen  Sträuchern. Da es schwer ist, den ersehnten Schatten durch die Sträucher zu erreichen gehen wir zügig weiter zur nächsten Oase: nach ca 10Minuten erreichen wir nach einer weiteren Kurve Pipe Spring, und hier setzen wir uns kurz auf ein paar Felsen im Schatten, um etwas abzukühlen und mal ordentlich Wasser zu uns zu nehmen.

 
 

Von hier aus sind es laut Karte noch 2,5 Meilen bis zu Indian Garden, also vielleicht noch etwa 1 bis 2 Stunden.

Mittlerweile setzt auch der Hunger ein, bei Anita vermutlich deutlich mehr als bei mir, dass sie ja wegen ihrer Schwierigkeiten mit Essen und Anstrengung den ganzen Tag heute noch nichts essen konnte.

Nach 10 Minuten „Cooling“ geht es sogleich weiter. Die letzten zwei Meilen ziehen sich doch erheblich und immer wieder kontrollieren wir auf dem GPS-Gerät, wie weit es noch bis zur Junction Tonto Trail / Bright Angel Trail ist, denn von hier aus sind es dann nur noch 0,3 Meilen bis zu Indian Garden.

Der Tonto Trail verbindet somit in etwa auf Höhe von Indian Garden bzw. dem Plateau-Point den steileren South Kaibab Trail über 4,5Meilen den Bright Angel Trail. Dieser ist weniger steil und wegen seiner Sicherheit (alle 1,5Meilen gibt es zwischen Top und Indian Garden Restrooms, Wasser und ein Nottelefon) auch der Beliebteste.

 

 
 

Endlich meldet das GPS-Gerät „Approaching Junction“ und jetzt wissen wir, dass wir bald unser vorläufiges Ziel erreicht haben. Ich gehe schon mal vor. Anders als beim letzten Mal verständigen wir uns vorher, welchen Weg wir zum Campground einschlagen, damit wir uns nicht wieder verpassen und gegenseitig suchen (Siehe Happy Feet-Tour 9/2009). Dort, wo ich vor sieben Monate fast auf die „Grand Canyon Rattlesnake“, eine recht gefährliche Klapperschlange, getreten wären und was böse hätte enden können, lasse ich besonders viel Vorsicht walten und näher mich der Stelle sehr behutsam. Doch heute ist keine Gefahr vorhanden. Unsere typischen Sites sind bereits vergeben aber ich finde zentral bei Wasser und Restrooms eine nette aber sehr runtergekommene Site: Andere Hiker haben Papier liegen lassen und auch eine Dose Thunfisch steht noch auf dem Tisch. Man sieht der Dose an, dass die Hiker wohl den Dosenöffner vergessen hatten und sie auf andere Art öffnen wollten. Vergebens! Sie gab sich den Versuchen nicht preis!

Noch bevor ich Anita entgegen gehen kann, um ihr das Backpack abzunehmen, kommt sie mir auch schon entgegen. Der Vorsprung war einfach zu klein.

 
 
Wir beziehen die Campsite, bauen das Zelt auf und beginnen unsere Trockennahrung zu kochen: es gibt Spaghetti with Meatsauce und Chicken & Noodels. 
 

 

Viel Zeit haben wir nicht zum Relaxen, da wir ja wegen des einmaligen Sonnenuntergangs am Plateau-Point hier runter gekommen sind und es bis dahin auch noch gut 1,5 Meilen sind. Am Nachmittag kamen erst Schleierwolken auf und wir befürchteten schon, der Sonnenuntergang würde für uns bereits zum zweiten Mal nach Herbst 2009 wegen aufziehender Wolken „ausfallen“. Doch die Wolkenfelder ziehen sich zurück und es steht einem herrlichen  Sunset nichts mehr im Wege. Laut GPS-Berechnung geht die Sonne ca. 19 Uhr unter. Da das ersehnte Licht in der Regel etwa in der letzten Stunde vor dem Sunset auftritt, wir ja auch deutlich tiefer als der Horizont liegen und wir ja auch noch eine Dreiviertelstunde bis zum Plateau-Point rechnen müssen, machen wir uns um 15.30 Uhr schon wieder auf. Ich trage schon wieder den Trekking-Rucksack, denn diesmal haben wir kein Daypack zusätzlich dabei, um Wasser, Snack, Erste-Hilfe-Set und Kameraequipment mitzunehmen. Also schmeißen wir alles in meinen Trekking-Rucksack, der nun halbleer wir ein leerer Sack auf dem Rücken hängt. Aber immer noch besser, als würden wir alles in den Händen tragen müssen.

Wir verlassen Indian Garden und die einzigen, die uns begleiten, sind zwei Jungs. Wie sich später herausstellt sind es zwei Niederländer.

 

ch sehe, wir sie in den Büschen suchen und sie berichten, dass sie gerade von einer Klapperschlange überrascht wurden, die plötzlich hinter ihnen klapperte. Wir haben natürlich sogleich berichtet, dass uns dies im  letzten Jahr auch passiert ist.

Leider ist von ihr nichts mehr zu sehen. Gegen 16.45 Uhr erreichen wir den Plateau-Point. Noch immer fragen wir uns kritisch, was denn hier auf dem Plateau-Point bei einem Sonnenuntergang so besonders sein soll. Wir wollen uns überraschen lassen. Oft genug haben wir Dinge zunächst kritisch hinterfragt um uns dann eines Besseren belehren zu lassen.

Sie beiden Jungs haben wohl ordentlichen Hunger: Sie holen Kartoffelsalate raus, Chips  und Getränke und lassen es sich richtig gut gehen. Dann verfallen sie in Joga.

Währenddessen lassen sich zweimal einzelne Hiker blicken, die aber nur ein paar Fotos schießen, und sich dann gleich wieder auf den Rückweg zu Indian Garden bewegen.

Wir sitzen währenddessen in einer windgeschützten Stelle. Zwar ist es durch die Sonne immer noch sehr angenehm warm, der Wind ist jedoch frisch. Immer noch erwarten wir das spektakuläre Schauspiel des Sonnenuntergangs und immer wieder komme ich aus unserer Ecke hervor, um mir ein Bild zu machen.

Irgendwann ist es dann soweit, dass sich die Sonne tiefer senkt und die Canyonwände erleuchten lässt. Der Colorado und der Bright Angel Trail, eben noch vom Licht erstrahlt, versinken langsam im Dunkeln und lassen sie nur noch in Silhouetten erahnen.

 
 

Der Sunset ist wirklich schön und wir sind recht ergriffen von dem Schauspiel. Wir werden sicherlich noch sehr lange an diesen Moment denken, dennoch muss ich einräumen, dass sich der Sonnenuntergang kaum von einem schönen Sonnenuntergang oben vom Rim aus unterscheidet.

Das besondere, das ganz spektakuläre, was wir aufgrund von Berichten erwartet hatten, bleibt aus. Unser Fazit: wer hier unten ist, sollte den Sonnenuntergang auf dem Plateau-Point nicht verpassen. Aber nur deswegen hierhin abzusteigen erscheint uns unnötig: Man kann ihn  auch oben vom Rim aus erleben. Doch in einer Hinsicht gibt es einen riesigen Unterschied. während oben Hunderte, vermutlich eher Tausende von Menschen ihn betrachten, sind wir hier unten, von den zwei Niederländern einmal angesehen, völlig allein.

 
 
Noch bevor das Sonnenlicht komplett verschwunden ist bahnen wir uns im Licht unserer Kopfleuchten den Rückweg. Hinter der letzten Kurve vor Indian Garden, unweit der Stelle von eben, wo die Niederländer auf die Schlange stießen, warten die beiden auf uns und geben uns Zeichen, wir sollen schnell herbeikommen. 
 

 

Wieder ist ihnen eine Schlange über den Weg gekrochen und diesmal kann ich sie sogar noch fotografieren. Während ich am liebsten mit der Kamera hinterher gekrochen wäre, mahnt mich Anita zur Vorsicht: Wir wissen nicht, um was für eine Schlange es sich handelt. Es ist keine Grand Canyon Rattlesnake (die kenne ich mittlerweile), hat aber die typische Musterung einer ordinären Klapperschlange. Allerdings erkenne ich keine Klapper. Daraus schließen wir, dass es entweder gar keine Klapperschlange ist oder sie noch sehr jung ist.

Auf jeden Fall danken wir den beiden Jungs für ihren (wenn auch ungewollten) Spürsinn für Schlangen!

Zurück im Basiscamp werden nur noch Vorbereitungen für den morgendlichen Abmarsch getroffen, soweit das überhaupt schon möglich ist. Alles wird griffbereit hingelegt, Wasservorräte ergänzt und Wecker gestellt.

Also dann, gute Nacht. Um 21 Uhr ist schon Schlafenszeit!

 
 

6.5.2010:

 
 

Um 4 Uhr klingeln die Wecker und nach wenigen Minuten des Wachwerdens beginnen wir schon mit dem Abbau des Zelts von innen nach außen. Das heißt, zunächst wird innen alles zusammengerollt und verstaut, was möglich ist und dann wird der Rest auseinander gebaut. Die morgendliche Hygiene verkürzen wir ausnahmsweise auf das absolut Notwendigste und verschieben den Rest auf ein schönes Duschen auf dem Rim.

 
 

Um 5 Uhr starten wir von Indian Garden aus. Es ist bereits genügend Licht da, so dass wir die Stirnleuchten eigentlich gar nicht mehr benötigen. Das lässt uns ein wenig stutzen: Auf unseren anderen drei Touren sind wir von Indian Garden immer im Dunkeln gestartet um  möglichst mit der aufgehenden Sonne oben zu sein und damit die Hitze zu meiden. Offensichtlich sind wir sonst noch eine Stunde früher gestartet.

Wir sind heute die zweiten, die von Indian Garden aus gestartet sind. Ein Ehepaar in unserem Alter ist bereits vor uns los und allmählich erreichen wir sie. Sie gehen sogar noch langsamer als wir!

Nach gut 75 Minuten erreichen wir das 3-Mile-Resthouse, wo wir die erste Pause einlegen. 

 
 

Nach einer Viertel Stunde geht es weiter mit dem Wissen, dass wir- wenn alles so weiter geht wie bisher- in etwa 75 Minuten am 1,5-Mile-Resthouse ankommen werden.

Und alles läuft so wie geplant: Das 3Mile-Resthouse wird subjektiv betrachtet zunehmend kleiner ...

 

und wir erreichen das 1,5Mile-Resthouse  schneller als errechnet. Wir merken, dass dies nicht unser erster Hike ist und sich die Kondition merklich bessert.

 

 

Am Resthouse angekommen geht die Post ab: Nicht nur klassische Hiker kommen uns entgegen und rasten hier: Offensichtlich haben mehrere Schulklassen ihren jährlichen Ausflug und strömen zum Resthouse. Bei einigen Jugendlichen bin ich mir etwas unsicher, ob sie Hiken wollen oder auf dem Weg in die Disco sind. Aufgebrezelt, mit Handtäschchen und der 0,5Liter-Flasche Wasser in der Hand. Es könnte genauso gut auch eine Bierflasche sein, kommt es mir über die Lippen.
 

Und in dem Moment kommt schon eine weitere Gang hinzu. Einer der Teenies informiert die anderen treffend: „Oh, this is the first bar on our trip!”

 
 

Wir nehmen wieder Geschwindigkeit auf und wiederum nach einer guten Stunde überschreiten wir die Zielliene: Den Bright Angel Trailhead.

Natürlich darf das „Zielfoto“ nicht fehlen 

 

 
 
Von hier aus bietet sich ein herrlicher Blickk aauf das, was wir hinter uns gebracht haaben: Der Plaetau-Point. Indian Garden, Bright Angel Trail
 
 
 
Nach einem kurzen „Yessss!“, das wir traditionsgemäß zelebrieren, geht es zum Auto. Ein amerikanisches Ehepaar beobachtet uns, wie wir abrüsten und erkundigt sich nach unserem Hike. Sie selbst sind gestern aus dem Inner Canyon gekommen, für sie war es der erste Trip hinunter.
 
 

Im Nachhinein denke ich mir noch, dass es mich wundern würde, wenn es auch der letzte gewesen ist. Denn irgendwie macht dieses große Loch da unten, in dem sich jeder runter- und hochquält, das man auf das Schlimmste verflucht und sich jeder in dem Moment schwört „Nie wieder!“ süchtig:  Wer einmal am oder insbesondere im Canyon war, der kommt zurück. Zumindest kennen wir genügend Leute, denen es so ergangen ist, genau wie uns!

Wir chauffieren uns und unsere Backpacks in Richtung Canyon Cafe, wo wir ein kleines Belohnungs-Frühstück zu uns nehmen bevor es dann zum Shoppen in den General Store geht. Vielleicht haben sie ja jetzt die Kollektion an Hosen aufgerüstet und ich werde fündig. Doch weit gefehlt: die relevanten Größen sind immer noch nicht nachgefüllt.

Übrigens gibt es hier auch keinen Foto-Printer mehr. Zu Analog-Zeiten war es hier möglich, im Stunden Service Bilder printen zu lassen. Später dann konnte man hier am Automaten digitale Fotos ausprinten lassen. Doch das gibt es leider auch nicht mehr. Lediglich der behinderte Mitarbeiter, der in der Fotoabteilung tätig war, ist hier noch beschäftigt. Jetzt allerdings an der Kasse.

Übrigens war die Qualität der Bilder zu analogen Zeiten wie später auch in der anfänglichen digitalen Ära ungewöhnlich gut. Die Bilder waren zwar deutlich teurer als z.B. bei Walmart, die Farben jedoch richtig knackig und schön.

Aber nichts ist mehr so wie es mal war...

Es geht zur Campsite zurück. Hier steht das Abrüsten auf dem Programm: Backpacks auspacken, Equipment reinigen, das Trekking-Equipment gut für die nächste Tour im Herbst verstauen und das andere Gerödel für unsere Daypacks anpassen.

 
 
 

Nachdem alles, was im Inner Canyon war, gereinigt ist, bleiben nur noch wir übrig.

In unmittelbarer Nähe zur Campsite gibt es einen Waschsalon in Kombination mit Duschen. Nach einer solchen Tour werden auch öffentliche Duschen zu einem Erlebnis. Für acht Quarter (=2 Dollar) kann man acht Minuten heiß duschen. Vorsichtshalber nehmen wir jeweils Quarter für 2 x acht Minuten mit aber zu unserer Überraschung reichen tatsächlich acht Minuten, um die verschiedenen Schichten an Sonnencreme, Schweiß, Deo und wieder Sonnencreme von zwei Tagen Trekking abzuspülen.

Gesäubert verlassen wir strahlend und blinkend die Duschen.

Wir fahren am Visitor Center vorbei und schauen uns auf dem Modell noch einmal die Tour an, die hinter uns liegt. Auch aus dieser Perspektive ist sie beeindruckend!

 

Am Visitor Center wird fleißig gebaut. Besser gesagt: Im Umfeld: Es bekommt eine Anbindung an die Schiene und im Moment wird die Railroad-Station errichtet. Leider wissen wir nicht, wohin die Schienen einmal führen werden.

Auch der Parkplatz ist komplett umgebaut worden bzw. der Umbau ist noch nicht fertig. Seit der Errichtung des neuen VC vor etwa 10 Jahren ergab sich stets das Problem, dass man vom VC zum Matherpoint am Canyon-Rand die Hauptverkehrsstrecke des einströmenden Besucherverkehrs überqueren musste.

Nunmehr ist, wie wir vorgestern schon er“fahren“ durften, diese Strecke umgeleitet, so dass man bequem vom VC aus in wenigen Minuten einen ersten Blick in den Canyon werfen kann.

Im Moment allerdings noch nicht völlig bequem, denn der Weg zum ersehnten Blick führt noch durch eine große Baustelle. Aber wir sind uns sicher: Beim nächsten Besuch ist alles fertig!

 
Was wir im Moment machen? Einfach nur in den Canyon schauen und den Moment genießen. Unten in der Ferne erkennen wir das Stück Tonto Trail, das wir gestern erlaufen sind.
 

Aufgrund der Baustelle konzentriert sich der Touristenstrom, insbesondere der der Bus-Reisenden, die nur eine kurze Zeit an diesem Punkt sein werden, auf einen Abschnitt von ca. 300 Meter und dementsprechend ist hier einiges los.

Aber auch das wird beim nächsten Mal sicherlich (und hoffentlich) anders sein.

Nix ist mehr so, wie es war und nix wird mehr sein, wie es ist!

Es ist herrlich, in den Canyon zu schauen aber auch nicht viel weniger interessant, Menschen zu beobachten. Und davon gibt es hier ja im Moment viele. Einige sitzen nur da und genießen den Moment, andere laufen aufgeregt hin und her um auch kein mögliches Motiv zu verpassen.

Ein paar amerikanische Jungs „baggern“ eine Touristin an und fragen sie, ob sie vor dem Canyon fotografiert werden möchte, anschließend kann sie dann die Jungs vor dem Canyon fotografieren.

Gerne lässt sie sich fotografieren und stellt sich in Pose. Doch anschließend verschwindet sie recht schnell. Der Kommentar von einem der Jungs ist, dass das Mädel ihren Part des Deals offensichtlich nicht ganz verstanden hat...

Wir fotografieren natürlich auch fleißig den Canyon: Mal mit uns;  mal ohne uns!

Wir klettern über die Kante (schon wieder in den Inner Canyon???) auf eine etwas exponierte Stelle. Sie lässt sich sogar noch steigern, aber das bewahren wir uns für den nächsten Trip vor, wenn wir sicheres Schuhwerk und nicht unsere Crocks tragen.

Ein Tourist rennt mehrmals von unserer Stelle zu der erwähnten Stelle, um sich dort von einer Freundin, die bei uns steht, fotografieren zu lassen. Das macht er mehrmals, immer wieder mit anderen Fotoapparaten und manchmal gefällt ihm der Ausschnitt nicht. So rennt er also etwa fünf oder sogar sechsmal hin und her und gestikuliert von unten jeweils seiner Freundin, wie sie ihn fotografieren soll.

 

 
 

Und er rennt und rennt weil er wohl einer Busgesellschaft angehört auch unter Zeitdruck. Er tut uns richtig leid, weil er jedesmal, oben bei seiner Freundin angekommen, so außer Atem ist, dass er kaum noch was sagen kann.

Immer wieder geht sein Blick auf die Uhr und dann plötzlich laufen beide recht schnell in Richtung  Bus.

Wir wissen schon, weshalb wir Individual-Reisende sind...

 

 
 

Langsam schreitet die Zeit voran, die Sonne steht mittlerweile tiefer und es wird deutlich kühler. Noch einmal geht es zum Canyon Cafe, nun  jedoch zum Abendessen.

Nach meine berühmten „Hühnern“ steuern wir in Dunkeln unsere Campsite an. Alsbald verschwinden wir in den Schlafsäcken und bereiten uns auf eine kalte Nacht vor. Doch gleich vorweg: Sie ist gar nicht so kalt wie gedacht:

In diesem Urlaub lernen wir, dass die einzige Schwachstelle unserer Schlafsäcke der Reißverschluss ist: Wir haben diese Schlafsäcke vor Jahren sehr preiswert bei Walmart gekauft und uns wenig davon versprochen Im Gegensatz zu unseren Trekking-Schlafsäcken sind es auch keine „Hi-Tec-Schlafsäcke“: Sie sind riesig groß und schwer  und dick: aber aufgrund des Materials wahnsinnig bequem, angenehm, kuschelig und irre warm – bis auf die Stellen mit den Reißverschlüssen. Hier gibt es sog. „Luftbrücken“, bei denen sich bei extremen Temperaturen die kalte einströmende Luft deutlich und unangenehm bemerkbar macht.

Also stopfen wir seit diesem Urlaub eine Decke an die gefährdeten Stellen und seither ist es mollig warm!

So long!

 
7.5.2010:
 
 

Die Nacht war mit knapp über dem Gefrierpunkt zwar theoretisch sehr kalt, in unserem „gepimpten“ Schlafsäcken aber gut auszuhalten.

Nur der erste Gang zu den Toiletten um 5 Uhr nach dem Aufstehen verrät uns, was knapp über dem Gefrierpunkt heißt.

Auf der Toilettenanlage hingegen ist es angenehm warm, denn die ist tatsächlich beheizt.

Trotz der rudimentären Ausstattung der sanitären Anlagen lässt sich also die Morgenhygiene gut praktizieren.

Nach gut einer Stunde ist wieder alles verpackt und wir sind abmarschbereit. Bevor wir den Grand Canyon verlassen müssen wir uns selbstverständlich von ihm verabschieden und das tun wir am Lipan Point. Die eben erst aufgegangene Sonne erstrahlt den Grand Canyon mystisch und macht Lust darauf, ihn  auch beim nächsten Trip wieder zu besuchen.

 
 

Unser heutiges Ziel ist der Stateline-Campground im Grenzgebiet Utah/Arizona an der Houserock-Valley-Road, wo wir uns heute Abend mit Stephi und Gunter treffen wollen.

Nach einiger Zeit geht eine SMS ein, dass die beiden in Vegas stark verspätet gelandet sind und eine Horrortour hinter sich haben. Mit fünf Stunden Verspätung sind sie gestern doch nicht mehr weiter gefahren sondern heute morgen von Vegas aus gestartet.

Also müssen wir uns ziemlich beeilen, denn es kann sein, dass sie bereits am Nachmittag dort eintreffen.

An der Cameron-Trading-Post halten wir kurz an um die alte Welt telefonisch zu grüßen und nach wenigen Minuten geht es bereits weiter.

In Page halten wir beim Walmart. Während nun unsere Bilder geprintet werden frühstücken wir erstmalig beim Subway.  Wir waren zwar schon häufiger beim Subway, nicht jedoch zum Frühstück. Eigentlich hofften wir auf ein Komplettpaket aber da würde sich Subway wohl selbst untreu werden. Und so werden uns wieder zig Fragen gestellt, auf welchem Brot wir welche Zutaten wie zubereitet haben wollen. Bei den Eiern fragt er nach „White“  or „Yellow“ und unwissend antworte ich schnell mit „White“. Tatsächlich ist es so, dass mein Frühstückssandwich nur mit Eiweiß ohne gelben Dotter zubereitet wird. Später erfahre ich, dass das im Moment wohl aufgrund des allmählichen Gesundheitsbewusstseins der Amerikaner ziemlich „hipp“ ist.

Beim anschließenden Einkauf für das heutige BBQ berücksichtigen wir bei der Menge unsere möglichen Gäste und entscheiden uns für Würstchen, denn da kann man wenig falsch machen.

 

Auf dem Parkplatz erleben wir noch etwas: Neben uns parkt ein Monster an Truck. In unserem Schubladen-Denken ist ganz klar festgelegt, wie der Fahrer dieses fahrzeuges auszusehen hat: Bart, Tätowiert, lange Haare, Military-Klamotten.

Wie überrascht sind wir doch, als plötzlich eine junge Frau, hochschwanger , sich auf das Monster zubewegt und mit einem eleganten Schwung blitzartig hinter dem Lenkrad sitzt. 

Nix ist mehr, wie es war.......

 
 

Gegen 12 Uhr erreichen wir die Houserock-Valley-Road, die von der 89 abgeht. Insider wissen, dass sich nach acht Meilen über die unpaved Road der Wirepass befindet, jener Trailhead, der zur Wave führt. Eigentlich hofften Gunter und Stephi, bei der heutigen Verlosung um 9Uhr in der Rangerstation ihr (und unser Glück) zu probieren und daran teilzunehmen. Die Verspätung ihres Fluges hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Der Zustand der Houserock-Valley-Road ist heute ungewöhnlich gut, als wäre sie erst kürzlich neu bearbeitet worden. Jetzt könnte man sogar mit einem normalen PKW die Straße befahren. Etwa 2 Meilen nach dem Wirepass kommt der Stateline-Campground und dort sind alle vier Campesites zu unserem Schrecken besetzt. Nun stehen wir vor einem großen Problem, da wir uns mit den beiden hier verabredet haben und nicht wissen, wann sie hier eintreffen werden. Telefonieren und SMS sind ausgeschlossen, denn hier gibt es trotz Quadband-Handys kein Empfang. Anita glaubt sich zu erinnern, dass wir vor einigen  Jahren auf dem weiteren Weg über die Houserock-Valley-Road kleine Hinweistafeln zu Campesites gesehen haben und so fahren wir die Strecke weiter ab. Nach 5 Meilen erreichen wir eine Weggabelung und entscheiden uns für rechts. Diese Straße führt nach über 30 Meilen nach Fredonia.

 

 
 

Die Landschaft ist traumhaft schön. Als wir die Straße vor einigen Jahren befuhren, mussten wir uns noch durch Schnee quälen.

Nach insgesamt über 40 Meilen über unpaved Roads und keinem einzigen Hinweisschild auf eine Campsite entscheiden wir uns um: Wir werden ein Motel für zwei Tage nehmen. Anschließend wird es dann wieder in den Zion gehen um dort noch einmal den East Rim Trail zu erwandern.

Als heutige Campmöglichkeit würde sich theoretisch auch noch Corral Pink Sanddunes anbieten. Doch es ist Freitag und dieser Campground erfreut sich  gerade an den Wochenenden einer besonderen Beliebtheit, weil die Amerikaner dann mit ihren ATVs durch die Sanddünen knattern.

 

 
 

Unser erster Versuch, in Kanab ein Motelzimmer zunehmen, scheitert: Das Office der Quail Park Lodge ist zwar offen aber nicht besetzt. Statt eines Mitarbeiters liegt nur ein Zettel, dass man bei Fragen bitte folgende Tel.Nr. wählen möge. Doch wir haben kein Netz. Endlich kommt eine Amerikanerin in das Office und zuckt ziemlich überrascht zusammen, als sie uns dort verloren herumstehen sieht.

Sie hat leider keine Ahnung, ob Zimmer frei sind und wenn ja, was sie kosten.

Wir gehen also unverrichteter Dinge und steuern das Treasure Trail Motel an, das wir ebenfalls aus alten Zeiten gut kennen.

Hier werden wir freundlich begrüßt. Gerne würden wir wieder in den alten klassischen, eingeschossigen Bau des Motels unterkommen und Anita weist geistesgegenwärtig darauf hin, dass wir sonst immer Zimmer 109 hatten. Siehe da, es ist sogar noch frei und mit meiner Nachfrage nach einer Triple-A rate werden wir uns schnell einig.

 
 
Wir beziehen das Zimmer ganz schnell und sind schon wieder auf Achse, denn nun heißt es, irgendwie zu Stephi und Gunter Kontakt herzustellen. Zunächst erkundigen wir uns in ihrem Motel, ob sie bereits eingecheckt haben und hinterlassen an der Rezeption eine Nachricht für sie. Weiter geht es zur Abzweigung zur Houserock-Valley-Road, wo wir ebenfalls eine Nachricht befestigen.
 
 

Und den dritten Zettel hinterlassen wir an der Infotafel an der Ranger-Station.

Hier erkundigen wir uns beim Ranger nach den Wetterkonditionen für die nächsten zwei Tage sowie nach den Rahmenbedingungen für die beiden Touren, die wir in den nächsten Tagen vorhaben: Hike vom Buckskin Gulch Trailhead zum Wirepass und den Weg zu den Coyote Buttes South.

War der Ranger zu Beginn unseres Gespräches eher zurückhaltend und fast schon etwas mürrisch, kommt er nun zunehmend auf Höchsttouren als er merkt, dass wir dieses Gebiet schon recht gut kennen und wir schon einige Touren hinter uns gebracht haben, insbesondere die fünftägige Tour vom Wirepass zu Lee´s Ferry.

Er ist wie ausgewechselt und gibt uns eine ganze Reihe von Tipps, welche Hikes ebenfalls empfehlenswert sind. Unter anderem erklärt er uns, dass wir in  diesem Gebiet fast überall wild campen dürfen und zeigt uns besondere Stellen.

Wir beißen vor Wurt fast in die Tischplatte: Hätten wir das gewusst, hätten wir uns nichts zwangsläufig ein Motel suchen müssen sondern hätten, wie wir es immer wollen, wild mutterseelenallein die Nacht verbringen können.

Aber das wissen wir nun für das nächste mal.

Er beruhigt uns außerdem auf unsere Nachfrage hin, dass wir die Strecke  zu den Coyote Buttes mit unserem Jeep gut schaffen können und gibt uns noch einige Tipps, wie wir in dem tiefen Sand fahren sollen.

Angereichert mit viel neuem Wissen und einem beruhigten Gefühl geht es wieder zurück auf die 89. An der Abzweigung zur Houserock-Valley-Road vorbei verlassen wir die 89, um uns die Reste des Paria Movie Sets anzusehen.

Nach 3 Meilen über die unpaved Road erreichen wir die Reste dieses Filmsets. Wir sind nun zum vierten Mal hier. Beim ersten Besuch Mitte der Neunziger konnten wir noch die originalen Gebäude des Paria Movie Sets kennen lernen. Sie dienten für den Film „Sergeants Three“ und auch in Fernsehserien wie „Gunsmoke“ .

Ein zweiter Besuch scheiterte zunächst, weil die Gebäude einer Flashflood zum Opfer gefallen sind. Bei unserem nächsten Besuch sahen wir, wie die Gebäude von ehrenamtlicher Arbeit rekonstruiert wurden.

Beim dritten Besuch im Jahre 2002 haben wir dann das Ergebnis dieser Arbeit gesehen und waren begeistert.

Vor drei Jahren erfuhren wir dann von Marco, dass die Gebäude nun einer Brandstiftung zum Opfer gefallen sind und bei unserem heutigen Besuch erkennen wir nur noch die Fundamente. Ob es hier jemals wieder Gebäuden geben wird erscheint sehr fragwürdig und wir rätseln, weshalb es Menschen gibt, deren Drang nach Selbstverwirklichung darin besteht, zu zerstören.

 

 
 

Nach viel Wehmut fahren wir zurück ins Motel um uns ein wenig frisch zu machen. Auf allen Nachrichten hatten wir den beiden vorgeschlagen, uns um 18.30 Uhr beim Pizza-Hut zum Abendessen zu treffen. Wir haben extra diese frühe Uhrzeit gewählt, da wir aus den alten Zeiten wissen, dass Pizza-Hut bereits um 8.00 Uhr oder 9.00 Uhr schließt.

Aber nix ist mehr so, wie es war: Heute schließt Pizza-Hut erst um 10.00 Uhr.

Sehr pünktlich stehen wir vor dem Pizza-Hut und warten zunächst vergebens auf die beiden. Allmählich werde ich durch Nachfragen von Anita unsicher, ob ich auf der Nachricht wirklich 18.30Uhr oder versehentlich 19.30 Uhr geschrieben habe. Jetzt sind wir völlig überfragt, was wir machen sollen und die ganze Unternehmung fängt an, kompliziert zu werden.

Doch nach einiger Zeit tauchen die beiden auf. Sie sind eben erst im Motel angekommen und konnten erst jetzt die Nachricht lesen.

Die Wiedersehensfreude ist groß und der Abend vergeht aufgrund der vielen  Geschichten, die zu erzählen sind, sehr schnell.

Wir verabreden uns für den nächsten Tag an der Ranger-Station um nun gemeinsam das Glück für Permits für die Wave zu versuchen.

Damit trennen sich die Wege für uns und nach einem erneuten Tanken verschwinden wir schnell in unserem Motelzimmer.

 

 
 
8.5.2010:
 

Auch im Motel heißt es früh aufzustehen. Und trotz der besseren Infrastruktur sind wir nur unwesendlich schneller durch die Tür als sonst beim Zelten.

Der Versuch, beim hiesigen Subway noch einmal zu frühstücken scheitert an der Tatsache, dass im Dienstlistungsparadies Amerika Geschäfte doch geschlossen haben, z.B. dieser Subway.

Als Alternative gibt es beim McDonald´s Kaffee und ein Sausage.

Um 8.10 Uhr, viel früher als verabredet, erreichen wir die Ranger-Station, die allerdings erst um 8.30 Uhr öffnet.

 
 

Der Parkplatz füllt sich zunehmend mit Hikern, die ebenfalls auf die begehrten Permits für die Wave hoffen. Mit Stephi und Gunter spielen wir dann auf eine solche Permit. 0bwohl nur jeweils eine Person der Permit-Gruppe während der Verlosung im Raum sein darf, berstet die Rangerstation fast.

Nach wenigen Minuten kommt Stephi glücklos heraus.

Dennoch erfreuen wir uns an dem, was uns heute bevorsteht: Die Fahrt zu den South Coyote Buttes.

Es handelt sich um interessante und originelle Gesteinsformationen aus Sandstein und sie bleiben in der Regel nur wenigen Wagemutigen vorbehalten. Denn die Strecke dorthin ist sehr sandig und schon mancher ist auf dem Weg dorthin stecken geblieben. Aus diesem Grund haben wir uns bisher gegen diesen Trip entschieden. Doch jetzt, wo wir mit Stephi und Gunter auch noch einen zweiten Jeep dabei haben, wollen wir das Abenteuer angehen. Unsere Ausstattung für diesen Trail kann sich sehen lassen:

Wir haben neben zwei Abschleppseilen und einem Klappspaten auch noch einen „Air-Jack“ dabei. Das ist ein sehr stabiler Luftsack, der über den Auspuff angeschlossen wird und somit hilft, den Jeep aus einer festgefahrenen Situation wieder herauszuheben. Den habe ich noch aus meiner aktiven Off-Road-Zeit. Die ist allerdings über zehn  Jahre her und ich habe den Air-Jack niemals anwenden müssen. Hoffentlich ist er in einem Notfall auch noch dicht.

Unser Überlebenskit wird noch durch Bretter ergänzt, die die beiden in einem Baumarkt besorgt haben und uns ggf. als Anfahrtshilfe dienen sollen.

Wir machen uns auf den Weg: Von der Rangerstation geht es wieder über die 89 bis zur Houserock-Valley-Road. Ab hier halten wir uns an die Wegbeschreibung von Seffen Synnatschke:

 

 

 

 

 
 

Weil ich mit zunehmendem Alter etwas vorsichtiger im Off-Road-Fahren bin tendiere ich zu der Variante 2 ihrer Beschreibung, bei der auf die gefährlichen Passagen verzichtet wird. Dafür ist die Strecke länger.

Mit der Wegbeschreibung von Synnatsche kommen wir gut zurecht. Lediglich an einer Stelle weicht sie von der Realität ab: An einer  Y-Gabelung können wir uns nicht links halten, weil der Weg gesperrt ist. Anita sucht auf dem Kartenmaterial eine Alternative und so halten wir uns rechts bis wir an der Poverty Flat Ranch landen.

 
 
Es  lohnt sich, für einige Fotos auszusteigen. Unser Interesse gilt insbesondere einem alten verrosteten Kühlschrank, der zu unserer großen Überraschung sogar noch gefüllt ist. Ein lohnenswertes Motiv.
 
 

Nach kurzer Zeit geht es weiter und nach fast 1,5 Stunden erreichen wir den Trailhead zu den South Coyote Buttes, wo bereits ein Ehepaar an ihrem Pickup frühstückt.

Die Strecke bis hier hin ist einfacher als gedacht, darf aber auch nicht unterschätzt werden: Es gibt einige sandige, sehr sandige  und verdammt sandige Stellen. Wir sind mit unseren beiden Jeeps gut und ohne Gefahren durchgekommen, wobei wir einen 4x4-Jeep mit automatischem Allrad hatten. Allerdings ohne Sperren und ohne zusätzliche Geländeuntersetzung.

Gunter und Stephi waren mit dem kleineren Jeep Patriot unterwegs, bei dem sich der Allrad manuell zuschalten lässt, was mir persönlich lieber gewesen wäre.

Obwohl wir zum Glück keine Situationen hatten, in denen wir auf unser umfangreiches Überlebenskit hätten zugreifen  müssen, ist der Wagen an einigen Stellen doch sehr ins Schwimmen gekommen  bzw. der Wagen ist fast führerlos jeder tiefer eingefahrenen Spurrille im Sand nachgefahren. An mancher Passage hat der Wagen aufgesetzt, d.h. Differential oder andere abstehenden Teile am Unterboden der Fahrzeuge haben den höher liegenden Sand geplättet. Solange das nur Sand und kein Fels ist und solange die Räder immer noch genügend Grip haben, das Fahrzeug nach vorne zu bewegen, ist das alles zwar sehr aufregend und treibt das Adrenalin der Fahrer (Anita korrigiert mich: Und der Beifahrerinnen!) ziemlich in die Höhe, aber es bleibt ungefährlich.

Trotzdem haben wir vier alle übereinstimmend gesagt, diese Tour mit einem Wagen allein nicht zu machen. Und ich bin mir sicher, dass ich an mindestens zwei oder drei Stellen umgekehrt wäre, wenn ich nicht ein Begeleitfahrzeug dabei gehabt hätte. Gerade die letzten 100 Meter vor dem Trailhead sind sehr sandig und gehen leicht bergab. Ich bin mal gespannt, wie wir und ob wir nachher wieder zurück kommen.

Doch zurück zum Trailhead. Wir rüsten uns für den Hike auf. Mich fasziniert, mit wie wenig Gepäck die beiden anderen unterwegs sind. „Offensichtlich überlebt man hier auch ohne Expeditions-Equipment“ kommt es uns über die Lippen.

Wir gehen in nord-westliche Richtung genau auf große und markante Buttes zu.

 

 
 
Nach etwa einer Meile erreichen wir die Buttes und zunächst durchstöbern wir jeden Felsen, der Surrealität dieses Gebietes erlegen. Wir fotografieren, was das Zeug hält. Zumindest meine Kamera startet durch.
 

 
In jeder Ecke findet sich ein origineller Fels, der unsere Phantasie anspornt und uns immer wieder neue Tiere erkennen lässt. Die Sonne scheint und nur wenige, aber umso kontrastreichere Wolken am Himmel lassen jeden Stein noch mehr erstrahlen. Mir wird noch einmal deutlich, wie wichtig das Wetter bei einer solchen Exkursion ist: Letztes Jahr waren wir vom Blue Canyon („Zipfelmützen“) sehr enttäuscht. Bei bedecktem Himmel zeigten sich  die Zipfelmützen sehr fahl und blieben weit hinter unseren Erwartungen zurück. In der späteren Nachlese schaute ich mir noch einmal Bilder der Zipfelmützen an, die bei sonnigem Wetter entstanden und ich musste feststellen, dass Welten dazwischen liegen. Von daher stelle ich mir das heutige Eldorado bei widrigen Wetterverhältnissen vor und wir sind uns sicher, dass wir es nicht als „You Must See“ klassifizieren würden. Aber heute stimmt zum Glück alles!
 
 
 
Anita und Gunter haben vor der Reise wichtige Punkte in die GPS-Geräte überspielt und so sollte es eine Leichtigkeit sein, die „Queen“, den „Weird-Rock“ und den „Half-and-Half“ zu finden. Zumindest in der Theorie. In der Praxis erweist es sich für mich recht schwierig, gerade den „Half-and-half“ per GPS zu finden. Anita bezweifelt allmählich, ob sie die richtigen GPS-Datden auch tatsächlich richtig eingegeben hat, denn der „Half-and-half“ springt auf dem Display von einer in die andere Ecke, egal wie ich gehe.
 
 

Während die drei anderen vermutlich bereits von mir genervt auf eigene Suche gehen, renne ich zielorientiert aber leider erfolglos dem umherspringenden Half-and-Half hinterher. Das Gerät zeigt mir Stellen, an denen ich bereits war, und wenn ich dort bin, ist der ersehnte „Half-and-Half“ schon wieder 50 Meter entfernt in einer anderen Richtung. Er ist verflixt flott und deutlich schneller als ich.

Endlich kommt mir ein Verdacht. Ich kalibriere den Kompass des GPS-Gerätes neu und siehe da, der Half-and-Half ändert seine Position nun nicht mehr. Er bleibt an einer Stelle konsequent stehen. Nach wenigen Sekunden bin ich vor Ort und siehe da, Gunter hat im selben Moment auch ohne GPS-Daten den Stein per Zufall gefunden.

Sofort rufen wir die beiden Mädels zusammen und schon ist der Half-and-Half Ziel von vier Fotoapparaten,

 
 
Weiter geht es zum „Weird-Rock“, den wir mit dem justierten Gerät zielsicher finden.
 
 
 
 

Lediglich bei der Queen sind wir uns unsicher, aber die anderen markanten Punkte unserer „To-Do-Liste“ werden der Reihe nach abgearbeitet.

Unsere Begeisterung kennt kaum Grenzen und es erweist sich als schwierig, dem Gebiet zügig den Rücken zu kehren, denn an jeder Ecke gibt es wieder eine ungewöhnliche Felsformation, die gesehen werden will.

Doch irgendwann entscheiden wir uns doch für den Rückzug. Ich bin froh, einen Kompass bzw. GPS-Gerät zu haben, denn die Orientierung fällt mir nicht ganz leicht, wenn man sich gute zwei Stunden quer durch das Gebiet geschlagen hat, von einer Attraktion zur anderen, und ohne sich einmal umgedreht zu haben, um sich den Rückweg einzuprägen.

 
 

Doch mit Technik und drei Wandergefährten geht es dann wieder zurück zum Auto. Rund drei Stunden hat unser Hin und Her durch die Buttes gedauert und wenn wir uns nicht diszipliniert hätten, würden wir wohl auch heute Abend noch umherstreifen und wären dann überrascht, wenn die Sonne plötzlich untergeht.

Apropos „überrascht“. Anita und ich sind auch überrascht worden und das gleich riesig: Stephi und Gunter überreichen uns Buffs mit eigens gestickten Slogan: „Coyote Buttes South May 2010“

 
 
 

Wir sind in der tat von den Socken und freuen uns riesig über diese Überraschung. Euch beiden an dieser Stelle nochmals ein ganz dickes „Danke!“.

Jetzt steht der Rückweg auf dem Programm und wir überlegen noch eine Weile, welchen Weg wir einschlagen sollen. Wir entscheiden uns dafür, den gleichen Weg wie auf dem Hinweg zu nehmen, auch wenn er länger ist als über Paw Hole.

Der Rückweg verläuft ebenso gut wie der Hinweg.

Unserem Ziel ist er Statleline-Campground, wo wir grillen wollen. Auf dem Hinweg haben wir festgestellt, dass unsere Lieblings-Campsite frei ist und haben  sie mit unserem Equipment geblockt und uns in das Trailregister eingetragen. Wir haben ernsthaft überlegt, nach der Rückkehr unser Zelt aufzuschlagen und hier zu nächtigen, obwohl wir ja in Kanab ein Motelzimmer haben.

Hätte wir das mal getan. Nun erleben wir ein „Nix ist mehr, wie es war“, wie wir uns das nicht gewünscht hätten. Zwar stehen unsere Sachen „Trinkwasser, Grill, Kohle usw.“ noch auf dem Tisch, aber außerdem noch eine Vielzahl von Camping-Equipment einschließlich eines aufgebauten Zeltes.

Wir sind sprachlos über die Unverschämtheit und auch die Zeltnachbarn können sich eine solche Vorgehensweise nicht erklären. Sie raten uns, es ihnen gleich zu tun und alle Sachen der anderen Camper zu ignorieren und die Campsite wieder zurückerobern.

Das machen wir aber nach erstem Überlegen doch nicht: Zwar haben wir die Campsite ordnungemäß besetzt, aber Tatsache ist, dass wir letztlich vermutlich doch nicht genächtigt hätten sondern nach dem BBQ wieder gefahren  wären.

Also packen wir verärgert und entsetzt unsere Utensilien zusammen und fahren die Houserock-Valley-Road weiter durch bis zur 89 und dort nach links. Wir kennen hier zwar einige Feuerstellen aber einen richtigen Picknickplatz, wo man sich auch setzen kann, kennen wir nur auf dem Stateline-Campground oder aber am Paria Movie Set. Schneller als gedacht fahren wir also wieder zum Movie Set und bereiten unser BBQ vor. Leider läuft das Grillen heute „suboptimal“. Statt eines Feuerrings gibt es hier zwar einen Grill, aber den wollen und können wir nicht benutzen. Wir tun uns etwas schwer damit, einen stark benutzten Grill einfach so zu nutzen, wenn er nicht gereinigt wurde. Mag der eine oder andere das als übertrieben ansehen, wenn es nicht unser Grill und unser Fleisch ist, dann geht das eben für uns nicht...

 
 

So bauen wir einen Feuerring aus Steinen und entzünden unsere Grillkohle. Ja, wenn das so einfach ginge. Bei der amerikanischen Grillkohle wird einfach die Verpackung angezündet und nach kurzer Zeit brennt Verpackung und Kohle lichterloh. Doch die Verpackung will nicht so wie wir bzw. auch die Grillkohle  wehrt sich dagegen, ihrem Zweck nachzukommen. Evtl. liegt es daran, dass das Paket heute auf dem Stateline-Campground zu lange der Sonne ausgesetzt war und der Brandbeschleuniger, mit dem die Kohle und die Verpackung getränkt wurden, ist verflogen. Auch mein Zippo ist mittlerweile leer und so erweist sich das BBQ als schwierig.

Der Wind lässt unsere Plastikteller umherfliegen und auch die Tischdecke kämpft ums Überleben. Dafür haben wir ja professionelle Tischklammern! Doch die nützen nichts, denn im Gegensatz zu den üblichen Picknicktischen auf Campsites passen sie nicht auf den gemauerten Tisch dieses Picknickplatzes. Nix funktioniert mehr wie früher und das ausgerechnet heute, wenn man Gäste geladen hat.

Aus dem professionellen BBQ wird eher ein  originelles: Mit viel Wedeln entfachen wir doch endlich mal das Feuer, Gunter ergänzt in akribischer Feinarbeit den Feuerring um einen Windschutz und ich befestige die Tischdecke mit Spanngurten.

Trotz widriger Umstände wird uns, und hier spreche ich zumindest für Anita und mich, dieses BBQ in lebhafter und guter Erinnerung bleiben.

Aber die untergehende Sonne macht einer gewissen Kühle Platz und wir beginnen alle vier zu frösteln. Alsbald packen wir das BBQ zusammen, bauen den Feuerring wieder zurück, verbuddeln die Kohle und fahren zurück. Unsere Wege trennen sich wieder für heute. Nach einem kurzen Tankstopp geht es zurück ins Motel.

 
 
 

Zu unserer Überraschung ist wohl die Maid ausgefallen und das Zimmer ist nicht gereinigt. Auch die Abfalleimer sind nicht geleert und Handtücher nicht gewechselt.

Ich entscheide mich für einen Gang zur Rezeption um dem Grund auf den Grund zu gehen!

Dort sagt man mir, dass dies im Rahmen des Konzeptes „Go Green“ erfolgt, wonach Zimmer nur alle drei Tage gereinigt werden um damit Energiekosten zu sparen. Irgendwie fühle ich mich etwas veräppelt: Um Energiekosten zu sparen werden auch Zimmer nicht mehr aufgeräumt und Mülleimer nicht mehr geleert? Ich weise noch darauf hin, dass das wohl sehr neu sei wobei man mir erwidert, dass das schon seit einigen Jahren hier so sei. (Nachtrag: Mittlerweile weiß ich, dass dieses Vorgehen tatsächlich in vielen Motels und Hotels praktiziert wird. Wir sind bisher noch nicht in den Genuss von „Go Green“ gekommen, weil wir in der Regel nur eine Nacht in einem Motel sind bevor es wieder zurück in die Natur geht. Und da praktizieren WIR! „Go Green!“:)

Recht verwirrt gehe ich zurück ins Zimmer und berichte Anita ausführlich vom Erfolg meiner Beschwerde und bald schon geht es ins Bett. Denn morgen ist ein neuer Tag.

 

 
9.5.2010:
 

Heute lassen wir es etwas ruhiger angehen und das rächt sich. Obwohl wir wieder sehr früh aufgestanden sind zieht es sich, bis wir im Bad fertig sind und endlich unterwegs sind.

Auch beim Frühstück trödeln wie etwas und das obligatorische Telefonat bezüglich Muttertag zieht sich, so dass wir gar keine Zeit mehr haben, für den geplanten Hike im Zion noch einen Platz im Shuttle für übermorgen „klarzumachen“.

Um unsere Verabredung mit Stephi und Gunter pünktlich einzuhalten fahren wir heute sogar „einen Ticken schneller“ als erlaubt. Kurz nach Öffnung der Rangerstation kommen wir noch rechtzeitig  an. 

 
 

Aber auch unser zweiter Versuch an eine Permit für die Wave zu gelangen, misslingt. Gestern waren es über 60 Interessenten für die zehn Permits. Heute sind Parkplatz und Rangerstation noch voller und wir tippen darauf, die 100 zu knacken. Aber es sind „nur“ 70 die zur Wave wollen.

Beim Plaudern mit einem Deutschen, der ebenfalls auf eine Permit hofft (übrigens mit Erfolg!) erfahren wir, dass sich gestern auf der Alternativroute zwei Deutsche festgefahren haben und von einem Amerikaner ausgebuddelt werden mussten.

Wir sind im Nachhinein glücklich, dass wir uns gestern für den längeren aber sicheren Weg entschieden haben.

NACHTRAG:
Unser Reisebericht  war noch keine 48Stunden im Internet, da bekamen wir folgende nette Mail:

Bekam heute eine PN dass ich urkundlich erwähnt wurde. :)
Wenn Ihr wollt, könnt Ihr aus "Deutschen" >>> WeiZen machen.
Gruß
Ulrich alias WeiZen

Lieber Ulrich, das ist ja eine riesige Überraschung, dass wir über diesen Weg noch einmal Kontakt  zueinander finden. Das machen wir natürlich sehr gerne. Also dann:

"Beim Plaudern mit einem Deutschen, WeiZen, der ebenfalls auf eine Permit hofft (übrigens mit Erfolg!) erfahren wir, dass sich gestern auf der Alternativroute zwei Deutsche festgefahren haben und von einem Amerikaner ausgebuddelt werden mussten.

Wir sind im Nachhinein glücklich, dass wir uns gestern für den längeren aber sicheren Weg entschieden haben."

 

 

Heute steht für uns der Hike vom Wire Pass zum Buckskin Gulch an. Das erste Stück vom Wire Pass bis zum Confluence mit dem Buckskin Gulch ist uns beiden bereits gut bekannt, weil wir es schon mehrmals gelaufen sind. Das Stück von der Confluence bis zum Trailhead des Buckskin Gulch hingegen kennen wir nicht: Unsere fünftägige “Wet Wild West-Tour“ haben wir 2008 bewusst vom Wire Pass aus gestartet, da die erste Tagesetappe bis zur ersten Flashfloodsicheren Campmöglichkeit sonst auf 17 Meilen angewachsen wäre, was uns mit 20kg Gepäck auf dem Rücken zu viel erschien.

Es bietet sich auch hier an, mit zwei Wagen zu fahren, um sich damit den Rückweg über die Houserock-Valley-Road (ca. 4 Meilen) zu sparen.

Also verfahren wir wie folgt: Mit beiden Jeeps befahren wir die Houserock-Valley-Road und lassen unseren Wagen am Buckskin Gulch Trailhead stehen. Alle vier fahren dann mit Gunters Auto zum Wire Pass-Trailhead, von wo aus wir starten.

 
 
Die ersten 300 Meter kennt jeder, der schon mal zur Wave gegangen ist. Es geht vom Trail aus die Wash entlang. Wir verlassen sie jedoch diesmal nicht sondern folgen ihr bis sie sich verengt und auf der rechten Seite erste Felsen auftauchen, ein idealer Ort, um im Sommer etwas Schatten zu erhaschen. (Wir wissen, wovon von wir sprechen)
 
 
Es geht weiter die Wash entlang bis sich die Felsen vor uns so verengen, dass sie einen länglicher Schlitz bilden, der einem Höhleneingang gleicht. Hier startet der schönste und aufregendste Teil unserer heutigen Wanderung. Die Felsen sind an einigen Stellen so eng, dass wir zu breit sind um durchzukommen und so müssen wir uns quer durchschlängeln.
 
 

Zwei Drop-Offs mit jeweils ca, 1,50 bzw. 1,80 Meter heißt es herunterzuklettern.

 
 

Anders als bei unserem letzten Trip im vergangenen Herbst sind nun am unteren Absatz große Steine hingelegt, so dass die Abstiege auf den späteren Bildern sicherlich spektakulärer wirken werden als sie tatsächlich sind.

Der Slotcanyon, teilweise nur 30 cm breit aber dafür viele Meter hoch, zieht sich einige hundert Meter. 

 

 
 
 

 

...und entlässt uns dann an der Confluence mit dem Buckskin Gulch in die Sonne.
 
 
Anders als bei unserer Wet Wild West-Tour führt uns der weitere Weg nach links. Auch hier gibt es auf der ersten Meile engere Passagen, die sich allerdings nicht mit dem vorangegangenen atemberaubenden Slotcanyon vergleichen lässt. Dennoch gibt es beeindruckende Felsformationen, weiche Kurven werden von schroffem Fels abgelöst und immer wieder lässt die herein scheinende Sonne die Felswände in warmes Licht tauchen.
 
 

Nach ca. einer Meile endet dieser Abschnitt und wir sind wieder “draußen“. Die Wash öffnet sich in die Breite und nichts erinnert mehr an die ersten Abschnitte. Wir folgen der Wash Kurve für Kurve, wobei das nicht ganz richtig ist. Hin und wieder kürzen wir den Verlauf durch sog. „Cuts“ ab, wobei wir stets den Trampelpfaden folgen.

Auf den letzten beiden Meilen gelangen wir mehrmals über etwas höher gelegene Plateaus, die in sattem Grün stehen, wie wir dies in dieser Gegend noch nie gesehen haben. Sicherlich mag das an der Jahreszeit und dem vorangegangenen Regen liegen aber ich vergleiche diese Formationen und Vegetation scherzweise fast mit Hochalmen. 

 
 
 
 

Viel los ist übrigens nicht. Im ersten Abschnitt haben wir etwa 10 Hiker entdeckt. Auch das ist nicht viel, wenn wir das mit der Volksbewegung im vergangenen Herbst vergleichen. Der Feiertag ließ sehr viele Amerikaner dazu verleiten, den Buckskin Gulch zu erwandern und so wurde es unangenehm voll.

Heute hingegen hält sich der Hikerverkehr im ersten Abschnitt in Grenzen, und nach der Confluence begegnete uns nur noch ein einziger Hiker.

Übrigens haben wir etwas dazu gelernt: Der Wire Pass sollte unbedingt bei Sonnenschein und um die Mittagszeit gegangen werden: Dann scheint die Sonne von hoch oben in den Slotcanyon und lässt die Canyonwände in wärmsten Tönen erstrahlen.

Nach insgesamt 4,5 Meilen erreichen wir nach ca 3,5 Stunden den Buckskin Gulch Trailhead wo unser Wagen steht. Mit Gunter fahre ich die vier Meilen zum Wire Pass, damit wir von dort aus gemeinsam mit zwei Wagen die „Mädels“ am Buckskin Gulch wieder aufsammeln können. (P.S. Bevor die nun berechtigte Frage gestellt wird, weshalb wir denn nicht gleich mit allen vier Passagieren zum Wire Pass gefahren sind, dem sei erklärt, dass wir mit der ganzen Ausrüstung nur zwei freie Plätze an Board haben)

Gemeinsam fahren wir nach Kanab. Die Stimmung ist nicht mehr ganz so gut wie vorgestern. Teilweise ist es überkommende Müdigkeit sicherlich aber auch etwas Wehmut. In Kanab trinken wir noch gemeinsam in einem Cafe Kaffee und essen „Homemade Strawberry Cake“. Obwohl ich kein großer Freund von Kuchen bin und mich nur wegen fehlender Alternativen für den Strawberry entscheide muss ich doch zugeben, dass er richtig gut schmeckt.

Mit etwas Wehmut verabschieden wir vier uns.

 
 
Während die beiden in Richtung Motel und Pool fahren, führt uns der Weg in den Zion. Unterwegs tanken wir und an zwei Stellen versuchen wir den Shuttle-Service telefonisch zu erreichen. Das erste Telefon scheint defekt zu sein: Zwar können wir den Shuttle-Service verstehen, sie aber hören uns nicht. Nach mehren Versuchen entscheiden wir uns für ein zweites Telefon. Doch jetzt ist so viel los, dass man uns bittet, später noch einmal anzurufen.
 
 

Dann bleibt wohl nur noch das persönliche Gespräch und daher fahren wir in Springdale direkt den Adventure Outfitter an. Tatsächlich gibt es noch freie Plätze in dem von uns gewünschten Shuttle. Der erste Shuttle wird uns morgen um 6.30 Uhr von hier aus zum Trailhead vom East-Rim-Trail bringen. Die Konsequenz heißt natürlich, wieder seeehr früh aufzustehen. Überhaupt stellen wir fest, dass wir im Urlaub immer früher aufstehen als an normalen Arbeitstagen.

Im Zion angekommen checken wir auf dem Campground ein. Wir hatten die Site vor zwei Tagen online reserviert und hatten keine Alternative. Sie war auf dem Watchman Campground die einzige freie Campsite. Von daher haben wir nur die Nummer und die ungefähre Lage aber keine konkrete Vorstellung, wie sie denn in der Realität ist.

Mit der D 003 sind wir besser bedient als wir befürchtet hatten; es hätte uns wesentlich schlechter  treffen können.

Wir bauen unser Zelt auf und müssen leider feststellen, dass sich an der Raupenplage, die wir vor gut einer Woche hier feststellen mussten, nichts verändert hat. Ganz im Gegenteil, hier auf dieser Campsite scheint sie sogar größer zu sein als auf der in der vergangenen Woche.

 
 

Da es ziemlich windet und wir wenig Lust haben, das originelle BBQ vom Vortag fortzuführen, entscheiden wir uns zu Gunsten vom Golden Hill Restaurant gegen das Grillen.

Nach einer landschaftlich schönen Fahrt durch den Zion N.P. erreichen wir das Golden Hill Restaurant, wo es neben einem bewusst kleinen Standardgericht unsere Scones gibt. Manchmal ist es auch richtig schön zu beobachten, wie sich Dinge verändern: Ein Teenager bedient uns, den wir bereits seit ein einigen Jahren kennen. Wir können uns noch sehr gut an unsere erste Begegnung erinnern, wie er noch völlig unsicher und überfordert die Gäste bediente. Jetzt aber geht ihm alles hervorragend von der Hand.

 
 
Nach diesem kulinarischen Höhepunkt geht es wieder zurück zur Campsite um dort sogleich unsere Daypacks für die morgige Tour fertig zu packen. Und dann geht es schon wieder in die Schlafsäcke.
 
10.5.2010
 

Nur nicht verschlafen und den Shuttle verpassen“ geht es uns seit gestern Abend durch den Kopf. Entsprechend unruhig ist die Nacht und wir sind um 4.30 Uhr noch vor den Weckern  wach. Um 5.45 Uhr sind wir mit dem Auto in Springdale, wo wir für einen Aufwach-Kaffee im Service-Paradies Amerika vergebens eine geöffnete Tankstelle suchen.

Pünktlich um 6.30 Uhr fährt der Shuttle vor und nimmt uns auf. Zu unserer großen Überraschung fährt er sogleich los bis wir realisieren, dass wir heute erstmalig keine Mitfahrer im Shuttle haben werden.

 

 

Der Fahrer erkundigt sich nach unseren Hike-Erfahrungen im Zion ist ganz platt, dass wir ja schon fast alle Trails durchhaben. Er weist uns aber noch auf seinen Lieblingstrail hin, und den kennen wir noch nicht:

Es ist der West-Rim-Trail, ein 14 – 16 Meilen langer Hike, den man möglichst in zwei Tagen absolviert.

Er wandert sofort auf unsere „To-Do-Liste“ und wir erkundigen uns beim ihm  ausführlich über den Trail. Zurück in Deutschland werden wir uns mal genau mit dem Trail beschäftigen.

Die Fahrt durch den Zion geht sehr zügig, was wohl auch an der Fahrweise von ihm liegt. Seine Geschwindigkeit ist subjektiv betrachtet deutlich über dem was erlaubt ist.

Plötzlich bremst er stark, denn hinter einer Kurve stehen direkt neben der Straße Bighorn Schafe. So nahe haben wir sie noch nie hier gesehen. ein tolles Erlebnis.

 

 

Nach einer halben Stunde Fahrt entlässt er uns am Trailhead und wir starten mit dem zehn Meilen langen East Rim Trail-Hike.

Im Moment ist es nicht nur frisch sondern sogar ausgesprochen kalt. Der Himmel ist völlig klar und es scheint einen tollen Tag zu geben aber jetzt nützt uns das wenig. Wie gesagt: Es ist eisig kalt. Trotz unseres bewährten Zwiebellooks müssen wir zügig gehen, um langsam Betriebstemperatur zu erreichen.

Der Fahrer hatte noch erzählt, dass ein kalter und langer Winter hinter ihnen liegt. So wurden 250% Regen und 150%Schnee im Vergleich zu den Vorjahren gemessen.

 
 
Die Auswirkungen werden uns jetzt vor Augen gehalten. An zwei Stellen gibt es „Bypässe“, weil der ursprüngliche Weg weggespült ist.
 
 
Nach einer guten halben Stunde haben wir Betriebstemperatur und können uns von den ersten Kleidungsschichten trennen. Eine erste kurze Rast machen wir am Jolly Gulch, wo sich zu unserem Erstaunen erstmalig ein kleiner Wasserfall gebildet hat. Die kurze Pause bietet sich für ein Shooting an.
 
 
 
Doch keine zehn Minuten später sind wir schon wieder unterwegs. Nach etwa drei Meilen treffen wir die  ersten und vorläufig auch letzten Hiker. Ein junges Pärchen überholt uns, wobei ich von seinem Outfit angetan bin. Sandalen und kurze Hose. Ich erkundige mich bei Anita nach ihrer Meinung, ob ich das falsch gesehen habe oder ob unsere Kältesensoren in der Haut andere sind als bei anderen Menschen.
 
Außer uns Hikern gibt es auch noch eine Reihe anderer Lebewesen, wie man den hochinteressanten Spuren entnehmen kann. Wir wissen zwar nicht genau, welches Tier unseren Weg gekreuzt hat, auf jeden Fall ist es eine Katze, z.B. ein Luchs oder ein Puma..
 
 
 
Bei Stave Spring begegnen  wir dem Paar wieder. Sie sonnen sich auf einer Wiese. Wir lassen die Quelle hingegen links liegen und gehen durch bis wir nach 5,8 Meilen Gesamtsrecke die Weggabelung zu Deertrap und Cable Mountain treffen, und dort in der Nähe pausieren. 
 
 
Sonst suchen wir bei solchen Gelegenheiten sonnengeschützte aber windige Plätze. Heute hingegen soll es ein windgeschützter Platz in der Sonne sein. Den finden wir auch und nehmen einen kleinen Snack zu uns. Genau genommen nur ich, denn Anita muss sich wieder mit Wasser und etwas Traubenzucker begnügen.Ich hab übrigens Beef Jerkey für mich entdeckt. Es ist getrocknetes Fleisch, meist Rindfleisch, seltener Gefügel, das einen lang kauen lässt und nur wenig Kalorien hat. Es ist in verschiedenen Geschmacksrichtungen zu haben, von Classic, über gepfeffert bis hin zu Teriyaki.
 
 
Nach dem Snack geht es in die Endrunde. Da wir heute noch sehr gerne grillen würden oder zumindest ein Lagerfeuer entfachen wollen, entscheiden wir uns gegen den zusätzlichen Hike auf den Observation Point. Das wären weitere vier Meilen und bestimmt gute zwei bis drei Stunden und dann bleibt uns für heute Abend weniger Zeit.
 
 
Der Observation Point gilt als einer der schwersten Hikes im Zion N.P. zumindest was die üblichen Hikes innerhalb des Nationalparks angeht. Wir sind ihn bisher zweimal erlaufen. Einmal vom normalen Trailhead aus und ein anderes Mal in Zusammenhang mit dem East Rim Trail, was schon eine Herausforderung darstellt.
 
 

Heute verzichten wir darauf. An der Kreuzung zum Observation Point kommt dann Leben in den Trail. Uns begegnen viele Hiker.

Obwohl wir jetzt schon gut acht Meilen Hike hinter uns haben, geht es uns offensichtlich immer noch besser als jenen, die uns entgegen kommen: Denn der Aufstieg ist sehr steil und anstrengend. Es gibt kaum einen, der und ein fröhliches und befreites „Hi“ entgegenschleudert wenn wir sie grüßen.

 

 
 
Wir erreichen den Echo-Canyon und hören ein Schrabben und Kratzen und können die Richtung zunächst nicht orten. Dann entdecken wir etwa 10 Meter unter uns in einer engen Spalte einen Arbeiter, der sich mit viel Anstrengung bemüht, ein Grafity(!) von einer Felswand zu schrubben.

Wir fragen uns, wie krank müssen doch einige Menschen sein, diese herrrliche und einzigartige Natur so zu verschandeln.

 
 
Nach einer Gesamtzeit von 7,5 Stunden erreichen wir den Trailhead vom Observation Point in Reichweite der Busse. Und hier ereignet sich dann eine Situation, wie wir sie erst ein einziges Mal erlebt haben. Anita und ich sitzen zum Relaxen auf einer Bank und eine Japanerin möchte sich unbedingt neben uns setzen. Zunächst glaube ich noch, um sich ebenfalls zu entspannen. Aber nein, sie möchte mit uns fotografiert werden, Ich finde das schon dreist aber Anita beruhigt mich: Es ist schon eine gewisse Entwicklung, dass sie uns vorher fragt, denn Anita hat beobachtet, dass sie zu anderen auf die Bank gegangen ist, ohne zu fragen.

Ich bin sprach- und fassungslos. Sie verabschiedet sich freundlich und bedankt sich. Erst jetzt reagiere ich und bedaure, dass ich sie nicht als Beweis für diese Dreistigkeit um ein Gegenfoto gebeten habe. Denn ich bin mir sicher, wenn ich das Zuhause erzähle, glaubt mir das doch  keiner.

Mit dem nächsten Shuttle fahren wir in Richtung Visitor Center. Auf der anderen Seite der Straße sitzt eine Reisegruppe von Japanern, zu der auch „unsere Japanerin“ gehört. So freundlich und zurückhaltend Asiaten im Einzelnen sind, so laut sind sie aber auch im Rudel.

Die gegenüberliegende Busstation steht komplett unter japanischer Herrschaft und wir sind froh, in die Gegenrichtung zu müssen.

 
 
Vom Visitor Center aus verlassen wir den Park und fahren mit dem nächsten Shuttle bis zu unserem Adventure Outfitter um unser Auto abzuholen.
 
 

Vom Visitor Center aus verlassen wir den Park und fahren mit dem nächsten Shuttle bis zu unserem Adventure Outfitter um unser Auto abzuholen.

Die erste Fahrt geht zum Supermarkt um Grillgut einzukaufen. Doch alles Fleisch dort macht uns nicht an und wir entscheiden uns spontan für Resteessen. Unsere Kühlbox bietet noch ein paar Tomaten, einen Joghurt und Brötchen.

Aber auf das Lagerfeuer verzichten wir nicht und genießen noch den Abend.

 
 

Doch er wird noch länger als gedacht. Denn die Raupen haben zugeschlagen. Anja und Micha berichteten, dass  sie im letzten Jahr an dieser Stelle ebenfalls von einer Raupenplage heimgesucht wurden und jetzt verstehe ich, was sie meinten.

Überall auf dem Zelt und in jeder Ecke raupt es sich vor sich hin. Lediglich die Schlafkabine ist raupenfrei, was sicherlich mit dem akribischen Verschließen zu tun hat.

Es ist nicht nur etwas ekelhaft, viel problematischer ist es, dass sie gerade dabei sind, sich zu verpuppen. Dabei entwickeln sie u.M. nach ein ätzendes Sekret, was auf dem Zelt nicht nur unschöne Flecken hinterlässt sondern sogar Schäden verursachen kann.

Also inspizieren wir jede Ecke des Zeltes auf das Genaueste und entdecken die Biester sogar an Stellen, die wir nicht für möglich gehalten haben. Alle Kanäle für das Zeltgestänge sind kontaminiert und so sitzen wir vor dem Zelt und versuchen die Raupen im Lichte unserer Stirnleuchten mit Zeltheringen aus den Kanälen zu ziehen.

Eine gute Stunde geht dabei drauf, bis wir das Zelt (vermutlich) raupenfrei haben.

Nach einem letzten Schluck Kaffee decken wir das Feuer ab und uns im Schlafsack zu.

So long, denn heute ist leider unsere letzte Nacht im Zelt für diesen Urlaub.

 
 
11.5.2010:
 

Wir erwachen  noch im Dunkeln und es passiert das, was nicht passieren sollte: Es regnet! Ausgerechnet am letzten Tag des Campens: Der erste Regen seit zwei Wochen. Zwei Wochen lang war das Zelt knochentrocken und jetzt, wo wir es ebenso knochentrocken und gesäubert verpacken wollen, wird es nass. Wir liegen im Zelt und wissen nicht, was wir tun sollen: Es ist noch dunkel und wenn wir das Zelt ohne Licht  abbauen, können wir es nicht von den Raupen „dekontaminieren“.

Warten wir, bis es hell wird, wird das Zelt noch nasser als jetzt schon.

 
 

Wir entscheiden uns nun doch für Variante 1 und bauen in rekordverdächtiger Zeit das Zelt zusammen. Besser gesagt, wir stopfen alles zusammen und werden es in Vegas trocknen. Entweder bei Sonnenschein vor dem Storage oder notfalls im Hotel im Zimmer.

Nach kürzester Zeit (und das ist jetzt nicht übertrieben) ist alles in und auf dem Auto, allerdings alles andere als optimal verpackt.

 
Es geht zurück in Richtung Vegas. Unterwegs halten wir in Hurricane bei Walmart um dort einiges „Gift“ als Mitbringsel einzukaufen. Wider erwarten bekommen wir einschließlich Jeans alles, so dass wir am zweiten Walmart in St.George vorbeifahren können. Stattdessen waschen wir unseren Wagen, nicht etwa aus falscher Eitelkeit sondern um uns beim späteren Entladen nicht völlig zu verschmutzen.
 
 
Nach 170 Meilen erreichen wir Vegas. Uns erster Stopp ist am Storage, wo der Wagen entladen und das Equipment gereinigt wird. Beim Auseinanderpacken des Zeltes überrascht uns mindestens ein Dutzend Raupen aus dem Zion. Sogar in Gestängekanälen haben sie sich wieder verkrochen. Die Sonne brennt mittlerweile und das mögen die Raupen überhaupt nicht. Sie verkriechen sich in den Schatten oder gehen zu unserer Überraschung in der gleißenden Sonne ein.
 
 

Nach gut 1,5 Stunden ist alles verpackt, gesäubert und dekontaminiert.

Nun geht es in unseren Waschsalon, wo wir vier Maschinen parallel anschmeißen. Während unsere Wäsche so vor sich hin wäscht besuchen wir den 99c-Laden in der Nachbarschaft. Fast alle Artikel kosten hier lediglich 99Cent. Ganz originell aber gefunden haben wir kaum etwas.

Mit der gewaschenen und getrockneten Wäsche fahren wir ins Hotel, dem Tahiti All-Suite Resort.

Wir sind gespannt auf das Motel, denn es ist für uns eine Premiere;

Es ist liegt an der West Tropicana Ave .und ist damit ein ruhiges Off-Strip-Hotel.

Das Einchecken ist sachlich freundlich und geht schnell. Innerhalb weniger Sekunden erklärt uns die Mitarbeiterin alles, was wir wissen müssen: wie wir zum Zimmer kommen, wann es was wo gibt usw.

 

 
 

Gespannt betreten wir unsere Suite. Größe und Ausstattung entsprechen dem, was wir reserviert hatten und dennoch sind wir angenehm überrascht. Neben einem großen Schlafzimmer und einem Wohnraum mit vollausgestatteter Küche gibt es sogar noch einen dekorativen Kamin und eine Waschmaschine. Lediglich die Angabe, dass es sechs Schafplätze geben soll (so viele brauchen wir nun mal zu zweit ;-) erscheint übertrieben. Zwar ist das Bett ein King Size, das bequem drei Schlafplätze bietet, die anderen Schafplätze beziehen sich wohl auf das ausziehbare Sofa im Wohnzimmer. Diese Angabe erscheint mir zwar etwas fragwürdig aber ansonsten ist alles bestens. Neben dem Jetpool im Bad haben wir sogar noch einen netten Balkon.

Wir beginnen sofort mit dem Kofferpacken. Noch heute soll alles weitgehend verpackt sein, damit uns der morgige Tag zum Relaxen zur Verfügung steht.

Nach etwa einer Stunde ist alles verpackt. Aufgrund der neuen Jeans brauchen wir für den Rückweg doch einen zweiten Koffer. Zum Glück haben wir im Storage noch eine kleine Kollektion an Taschen und Koffern.

Zwischenzeitlich funktioniert während des Packens und des Ein- und Ausräumens des Wagens Anitas Zimmerschlüssel nicht. Eine Reklamation an der Rezeption bringt die Funktion zurück, wobei der Portier etwas unverständlich von „One- or „Two-Bedroom Suites“ nuschelt wir aber nicht wissen, was er denn meint.

Nachdem soweit alles vorgepackt ist, geht es zum Kampf-Shoppen, zumindest für unsere Verhältnisse:

Bei REI, einem Spezialisten bezüglich „Outdoor“ gibt es eine neue Trekkinghose und in den Las Vegas Premium Outlets, die wir erstmalig besuchen, noch ein Sweatshirt von GAP als Mitbringsel.

Für heute heißt es nur noch, einen kurzen Abstecher zum Mc Donald und zurück ins Hotel, um die neu erworbenen Artikel einzupacken.

 
 

Und dann passiert noch etwas Uriges: Anita grübelt ein wenig und sagt dann plötzlich: „Jetzt probiere ich mal was“ und geht sogleich auf den Flur um dort ihre Karte an der Nachbarsuite auszuprobieren. Und siehe da: Die Tür lässt sich öffnen und sogleich öffnet sie von innen die Zwischentür zu unserer Suite. Und nun erklärt sich alles: Hier sind die restlichen drei Schlafplätze, verborgen in einem zusätzlichen Schlafzimmer mit einem zusätzlichen Wohnraum und einer zusätzlichen Küche und einem zusätzlichen Bad. An der Tür lesen wir, was diese Suite im schlimmsten Fall kostet: 1.000$ pro Tag. (Das Angebot ist ein echtes Angebot: Wir bezahlen heute nur einen Bruchteil davon)

Wir verkriechen uns als bald in das riesige Bett, das letztlich nur einen Klacks der insgesamt über 120m² verschlingt.

 

 

12.5.2010:
 

Der heutige Tag kann in wenigen Sätzen beschrieben werden, vergeht er doch leider wie im Flug:

Um sechs Uhr stehen wir auf, fahren zum Walmart um noch Mitbringsel zu besorgen und zum Home Office um was für mein Büro zu erstehen.

Unser Frühstück nehmen wir beim „Peppermill“ ein, ein Restaurant mit Bar, das eine tragende Rolle in dem Film „Showgirls“ eingenommen hat. Obwohl wir bereits durch unseren Besuch beim letzten Mal vorgewarnt waren, fallen wir wieder darauf ein und werden von orgiastisch großen Portionen überfallen. Es schmeckt vorzüglich, die Preise sind insgesamt o.k. aber die Mengen zu groß.

 
 
Weiter geht es auf dem Strip entlang zur Little White Wedding-Chapel. Sie haben wir in dem Film „Hang Over“ entdeckt und sogleich versuchen wir, dieselben Perspektiven zu finden wie im Film.
 
 
Wir fahren einige Male über den  Strip zum Fotografieren um dann beim Starbuck an der Fashion Show Mall schon traditionsgemäß unsere Frappe zu genießen.
 
 

Zurück im Hotel legen wir uns für gut eine Stunde mal an den Pool. Mehr geht nicht, denn die Sonne brennt ziemlich und wir sind nun mal nicht die Pool-Lieger. Allerdings genießen wir noch den Jacuzzi.

Beim BASS, dem größten Outdoor-Laden der Welt (wenn er das wirklich noch ist), gibt es noch eine zweite Trekking-Hose für mich.

 
 

Und so vergeht der letzte Tag recht schnell. Am Abend geht es noch zum Essen beim Dennys, der nur wenige Schritte von unserem Hotel entfernt liegt. Meine Behauptung, Anita hätte sich nur wegen der Nähe zum Dennys für dieses Hotel entschieden widerspricht sie auf das Entschiedenste: angeblich war nicht ersichtlich, dass Dennys nur ein Steak weit vom Hotel entfernt ist.

Hier erleben wir allerdings eine Situation, die ich als grenzwertig bezeichnen möchte. Ein  sehr netter Ober beim Dennys freut sich, uns  Deutsche bedienen zu können. Er berichtet, in Bamberg auf der Base gewesen zu sein, nach der Rückkehr in die USA keinen Boden unter die Füße bekommen zu haben und daher wieder nach Deutschland zurück ist.

Er singt unsere Nationalhymne, allerdings die verbotene Strophe, und grüßt uns, ähnlich dem Hitler-Gruß.

Vielleicht ist alles weniger dramatisch gemeint, als wir befürchten, aber wir fühlen uns recht unbehaglich.

Alsbald gehen wir und er verabschiedet sich von uns, seinen Freunden???

 
13.5.2010:
 

Nun ist es also soweit: Der Abschied steht bevor. Wir schlafen sehr lange und stehen erst um 8.00 Uhr auf.

Zu unserer Überraschung ist im Zimmerpreis auch das Frühstück enthalten, obwohl wir es gar nicht mitgebucht hatten. Es ist typisch für die meisten Hotel-Frühstücke in den USA. Im Raum 101 gibt es Kaffee und neben etwas Obst ein paar Muffins. Nichts, was es unbedingt heißt, auszuprobieren und daher fahren wir im Anschluss an den Storage, wo wir unsere Reste verstauen, traditionsgemäß zum Mc Donald zum Abschiedsfrühstück.

 

 

Die Abgabe des Fahrzeuges geht schnell und völlig unproblematisch und so sind wir viel zu früh am Flughafen. Dennoch stehen schon einige andere Deutsche in der Schlange vor uns, um auf das Check-in zu warten.

Alles läuft optimal: Das Einhecken, die Kontrollen, das Boarden und auch der Flug geht eine gute halbe Stunde schneller als vorgesehen.

 
Obwohl uns der Abschied von Vegas wieder weh tut ist der Schmerz geringer als beim letzten Mal: Denn nun steht der Sommer vor der Tür und wir gehen davon aus, in knapp vier Monaten wieder hier zu sein.
Und trotzdem kommt Wehmut auf: 

Auch wenn unsere Tour -wie auf dem Schild oder im richtigen Leben- auch nicht immer ganz geradlinig war:...

so war unser 35.USA-Trip doch wieder ein richtiger Knüller in einer tollen und verlässlichen Partnerschaft.

So long !

 

Anita & Hartmuth