Korrigiert: 27.02.2022, letzte Korrktur: 07.02.2024

 Reisebericht unserer
 54.USA-Tour im Herbst 2019
 
Köln - Frankfurt - Las Vegas - Boulder Beach - Grand Canyon - Snow Canyon - Echo Canyon - Boulder Beach - Las Vegas - Frankfurt - Köln
 
27.September 2019 Köln - Frankfurt:
"The same procedere as every year" und trotzdem (oder gerade?) freuen wir uns auf den neuen Trip.
Um 14 Uhr ist Dienstschluss, kurz nach Hause und wenige Minuten später geht es schon zum Bahnhof auf Gleis 5. Wie immer bei uns: viel zu früh aber das macht nichts. Es gibt hier viel zu sehen, fast wie im Kino.
Der ICE kommt pünktlich. Besser gesagt, er fährt bereits äußerst früh im Bahnhof ein. Aber kein Wunder, er ist erst ab hier in Köln eingesetzt.
Wieder checken wir per App online ein und werden dennoch wenige Minuten später zu unserer Überraschung mit "Die Fahrkarten bitte" aus unserem Gespräch gerissen. Als Anita erstaunt entgegnet, dass das Check In wohl diesmal nicht geklappt hat, "erwacht" der Zugbegleiter augenblicklich aus seiner Routine: "Oh doch, ich war gerade nur so in meinem Trott drin..."

Der Zug fährt wegen eines größeren Oberleitungsschadens in Frankfurt nur bis Flughafen, was unsere Tour glücklicherweise nicht tangiert.
Wir kommen sogar kurz vor der erwarteten Zeit an und steuern gleich das Sheraton an. Wir haben wieder im Clubbereich reserviert und wissen schon, dass die Lounge bis etwa Ende September umgebaut wird. Wir staunen hingegen nicht schlecht als wir feststellen, dass es sich nicht nur um die Lounge sondern um den ganzen Flügel mit dem Clubbereich handelt. Wir fahren also nicht wie gewohnt direkt in die neunte Etage zum besonderen Check In sondern bleiben im Erdgeschoss. Hinweisschilder führen uns zur Rezeption des Clubbereichs.

Jetzt folgt ein für uns unangenehmer Part, der unser bisher hervorragendes Verhältnis zum Sheraton nachhaltig trübt. Wir hatten Anfang des Jahres zu einem Tagespreis für ein Clubzimmer eine Clubsuite buchen können. Jetzt heißt es hingegen, dass wir den Suiten-Preis zahlen sollen. Ich kürze das ab:
Folgendes war passiert: Wie hatten damals die Suite gebucht, hatten dann auf unserer Frühjahrestour vor Ort gefragt, ob wir eine Suite in der 9.Etage haben können, worauf der damalige Mitarbeiter meinte, wir hätten keine Suite sondern ein Zimmer. Das hat er damals korrigiert und damit gleichzeitig ein "Upgrade" im System verursacht. Und jetzt kommt die Unzulänglichkeit dieser App: In der App steht, dass wir eine Suite gebucht haben und der alte Preis für ein normales Zimmer.
Wir verbringen die Zeit in der Lounge bis einer der Manager kommt, aber der vertröstet uns nur auf seinen Vorgesetzten am nächsten Tag.

Wir sind ziemlich enttäuscht: Einerseits über das nun zusätzlich zu bezahlende Upgrade und anderereits auch über die aktuelle Lounge. Es handelt sich (hoffentlich) nur um ein Provisorium, denn sie hat nichts von der fast schon etwas edlen Ambiente der alten Lounge in der 9.Etage. Es handelt sich m.E. um einen großen Konferenzraum, der umgestaltet wurde. Auch die kleine Terrasse, die einen beeindruckenden Blick auf "Mainhatten" zulässt, fehlt uns.
Wir stehen nach viel Gerede und Diskussion vor der Wahl ein Clubzimmer zu nehmen oder die Suite mit dem Aufpreis. Wir beißen in den sauren Apfel und wählen die Suite.

Aber wenigstens ist man unserem Wunsch einer Suite in der 9.Etage nachgekommen. Ironie an der Geschichte: Wir wollten eine Suite, die auf der selben Etage wie die Lounge liegt, so dass wir -wenn wir Lust auf ein Getränk haben- nur mal um die Ecke müssen.
Jetzt ist die Lounge unten und unser Zimmer oben.

Der Weg von unten über den Aufzug bis zu unserem Zimmer zieht sich ganz schön, schließlich ist das Sheraton einer der größtem Hotels in Deutschland und die Flure dementsprechend lang. Nach einem längeren Hike mit Gepäck erreichen wir unser Zimmer.



Beim Betreten bleibt uns fast die Luft weg, denn das ist einer der größten Zimmer, die wir je hatten. Wir hatten schon mal eine Suite hier im Sheraton, sogar auf der 9. Etage aber die hat nichts mit der "Halle" zu tun, die wir jetzt betreten dürfen. Der Schreibtisch, der im normalen Zimmer eine dominierende Rolle einnimmt, steht hier unscheinbar in der Ecke und wird fast übersehen. Am Ende des Wohnbereichs schließt sich das Schlafzimmer an, wenn man nicht in die andere Richtung abbiegt um an den Schränken vorbei ins Ankleidezimmer zu gelangen. Wir sind wirklich sprachlos und der Ärger von eben verpufft oder wie Anita fragt: "Welcher Ärger?"

Den Blick aus der neunten Etage kennen wir schon, den Blick von hier jedoch nicht: Über die gesamte Fensterfront blicken wir auf den Flughafen. Die Suite befindet sich zwischen dem vorletzten und letzten "Riegel" des Hotels und liegt genau mittig. Das muss sie wohl auch, denn unser Rundgang zeigt, dass diese Räumlichkeiten wohl kürzlich erst umgebaut wurden und ursprünglich vermutlich drei normale Zimmer waren. Das erkennt man auf dem Hotelflur auch an den Türen, die zwar zum Flur hin wie normale Türen erscheinen, sich in der Suite-Seite aus jedoch hinter Schränken und Verkleidungen verstecken.

Eigentlich habe ich dieses Mal gar nicht so viel Lust lange Berichte zu schreiben und nahm mir vor, unsere Erlebnisse sehr kurz zu fassen (endlich mal). Aber diese Räumlichkeiten benötigen im Bericht ebenso viel Platz wie sie uns heute und morgen bieten.

Der Rest ist kurz erzählt: Es kommt zum mehrmaligen Triathlon: Lounge - Sauna - Zimmer. Im Zimmer kämpfen wir die meiste Zeit mit Windows: Nicht mit denen im Zimmer sondern mit denen auf dem Laptop. Irgendwie wollen sie sich nicht öffnen und schon gar nicht schließen lassen. Sollte der Bericht in den nächsten drei Wochen also irgendwann einmal abrupt enden, dann ist die Chance, dass es an Windows liegt größer als dass uns was passiert sein mag.

Übrigens: Die kulinarische Verpflegung der Lounge ist tadellos: Das Essen ist gut und Getränke einschließlich Wein und Sekt und auf Nachfrage sogar Longdrinks sind ergiebig. Aber die Lounge selbst sagt uns dennoch nicht zu.

Irgendwann ist Schluss mit Sauna und Lounge und dann schlummern wir mit einem herrlicheren Blick auf FRA mit seinen Hunderten von Flugzeugen und Millionen Lichtern tief und fest ein.



 
28.September 2019: Frankfurter Triathlon
Die Beschreibung des heutigen Tages erklärt sich aus dem Titel für diesen Tag: Wieder "Triathlon", abgesehen vom Frühstück, das nicht in der Lounge (vermutlich aufgrund der fehlenden Cooking-Station) stattfindet sondern im Flavors, das ist das Restaurant im Sheraton.

Das übertrifft natürlich das gewohnte Lounge-Frühstück, allerdings kostet es -soweit es nicht im Zimmerpreis inkludiert ist- pro Person 35€. Das Angebot ist mit Sicherheit sehr üppig, wenn nicht sogar opulent, und wird dem Preis vermutlich auch gerecht. Uns wäre es allerdings den Preis nicht wert, da wir niemals soviel essen könnten.

Außer einer Runde durch den Flughafen zum "Looking statt Shopping" reiht sich der Tag also unserem gestrigen Nachmittag ein und bietet uns ein ausführliches Relaxing.

Leider sind Lounge, Sauna, die Aussicht auf FRA und die riesigen Fernseher in den Zimmern zu verführerisch, so dass es doch schon fast an Mitternacht geht bis wir endlich schlafen.
Und um 5:30 Uhr werden uns die Smartphones schon wieder wecken. Von daher sollten wir uns mit dem Schlafen jetzt beeilen.
 
29.September 2019: FRA - LAS Vegas
Um 5:30 Uhr laufen die Smartphones mit ihren Weckaufträgen heiß. Jetzt bloß nicht verschlafen! Um 6:30 Uhr sind wir fast die ersten Gäste beim Frühstück. Danach kurz noch einmal aufs Zimmer um die Koffer und Taschen zu holen und dann geht es auch schon zum Gate.

Gestern Abend haben wir bereits eingecheckt und den einen kleinen Koffer aufgegeben. Da wir Premium Economy reisen konnten wir gestern zum Priority Schalter, wobei das zu Verwirrungen geführt hat: Anita hat sich brav in den normalen Vorabend-Check-in angestellt während ich zum Priority-Schalter gegangen bin um zu fragen, ob dieser Service auch beim Vorarbend-Check-in seine Gültigkeit hat. Die nette Dame am Counter bestätigte dies, also holte ich Anita aus der Schlangeum am Priority-Schalter dann von einer Kollegin zu hören, dass dies nicht beim Vorabend-Check-in gilt.

Nachdem wir etwas angesäuert sagten, dass ich eben die Kollegin gefragt habe, dann meine Frau aus der Schlange raus ist und wir uns jetzt nicht erneut einreihen wollen "fertigte man uns wohlwollend ab".

Unser Priority nützte uns heute nichts, denn in diesem Bereich gibt es keine "Fast Lane" bei der Handkontrolle. Es geht aber alles sehr zügig. Heute steht unsere Condor nicht an einem Finger sondern auf dem Vorfeld, so dass wir mit dem Bus zur 767 gebracht werden.

Wir sitzen in der Reihe 6, das ist die erste Reihe hinter der Abtrennung zur Business Class. Demzufolge haben wir also eine Wand vor den Nasen. Das haben wir damals bei der Buchung so gewollt weil diese Plätze haben Vor- und Nachteile. Wie bereits erwähnt sitzt man vor einer Wand, was den gefühlten Freiraum nach vorne einschränkt. Außerdem kann man seine Beine nicht unter dem Vordersitz ausstrecken. Aber dafür gibt es einen unübertrefflichen Vorteil: Es gibt auch keinen Vordermann, der während des Essens seine Rückenlehne katapultartig nach hinten schnellen lässt und einem eine Gesichtsmaske aus Suppe oder Hühnchen verpasst.

Wir können uns nicht beklagen, denn wir haben viel Beinfreiheit und insgesamt viel Platz. Deutlich mehr Platz als die vielen Menschen einige Reihen hinter uns, die ihre Beine schon auf dem Gang verstauen müssen, um den fast zwölfstündigen Flug ohne Thrombose überstehen zu können.

Wir starten und landen pünktlich. Zum Flug kann gesagt werden: Die Flugbegleiter waren wieder einmal sehr freundlich aber der Service war heute suboptimal: In den letzten Jahren war es bei Condor üblich, dass es eine kleine Flasche Wasser am Platz gab. Daher haben wir diesmal darauf verzichtet selber noch Wasser mitzubringen. Das war diesmal nicht so.

Aber nicht nur das: Von den Essenszeiten einmal abgesehen wurde nur ein einziges Mal auf diesem Flug Getränke gereicht. Das haben wir -soweit wir uns erinnern können- noch auf keinem einzigen Langstreckenflug erlebt.

Erfreulich ist die Imigration: Heute haben wir die in Rekordzeit überstanden. In der Imigration-Halle ankommend sind wir die zweiten in der Reihe und wir haben einen Lauf. Gebremst wird der allerdings am Gepäckband. Hier warten wir bestimmt eine Viertel Stunde auf unseren kleinen Trolley und der ist sogar noch einer der ersten Koffer auf dem Band.

Mit dem Taxi geht es zum Excalibur. Der Check-in stresst uns. Diese Casino-Hotels sind nichts mehr für uns. Ich korrigiere: eigentlich waren sie noch nie etwas für uns. Überall blinken die Automaten und versuchen den Gästen die Dollars aus der Geldbörse zu saugen. Viel schlimmer ist jedoch, dass sie einen Wahnsinns-Radau machen: Jeder klingt anders und es scheint so, als würde jeder Automat versuchen, seine Kollegen an Lautstärke und Geräuschen zu übertrumpfen.

An der Rezeption ist es so laut, dass man die Mitarbeiter, die ja weniger als einen Meter vor einem sitzen, kaum versteht. Und das liegt nicht an der Sprache...
Etwas genervt und erledigt beziehen wir unser Zimmer in der 21. Etage. Wieder haben wir ein "Turmzimmer", d.h. ein Zimmer, dessen Whirlpool sich im Turm befindet. 
 
Das Zimmer ist mit etwa $90 seinen Preis durchaus Wert, wobei man ihm aber die Jahre gut anmerkt. Unverschämt ist jedoch die Resort-Fee, die mittlerweile von vielen Hotels in Vegas genommen wird und die noch einmal mit knapp $40 oben drauf kommt.

Wir blicken vom Fenster aus auf den Flughafen und stellen fest, dass wir zwischen Landung und dem Beziehen des Zimmers gerade mal eine Stunde gebraucht haben. Das ist prima.

Im Frühjahr haben wir uns ja schon mal über die Preise in dem Fast-Fooder unten im Hotel beschwert und uns für dieses Mal vorgenommen, auf den Strip zum Mc.Donald´s zu gehen. Aber wir sind platt und werden zum Wiederholungstäter. Runde $35 kosten zwei Hamburger mit Fritten und eine Cola. Das ist der Preis für die Schlappheit.

Obwohl wir müde und abgespannt sind lassen wir uns nicht das Vergnügen nehmen: Im Whirlpool sitzend genießen wir, wie sich die Sonne allmählich über Las Vegas zurückzieht und Platz macht für Millionen von Lichtern.



Wir müssen nur aufpassen, dass wir in der Wanne nicht einschlafen. Noch vor 8 Uhr sind wir im Bett und wissen jetzt schon was uns erwartet: Wir werden sicherlich nicht bis morgen durchschlafen...
 
30.September 2019: Las Vegas - Boulder Beach
Natürlich ist es wie vorhergesagt: Um 3 Uhr waren wir das erste Mal längere Zeit wach und um 5 Uhr schon wieder. Gegen 6:50 Uhr checken wir online aus, weil uns zwischen 7 Uhr und 7:30 Uhr der Shuttle vom Vermieter abholen wird.



So der Plan: Wir warten bis nach 8:00 Uhr bis der Shuttle endlich ankommt; also über eine Stunde des Wartens. Es ist zwar ziemlich kühl aber nicht langweilig, weil viele Busse ankommen und Hunderte von Touristen aufnehmen. Fast alles Asiaten. Und wenn es keine Asiaten sind, dann kommen kleinere Shuttles, um Touristen zu irgendwelchen Attraktionen abzuholen: Vom Maschinengewehr-Schießen über Sightseeing im Umland oder sogar zu Hubschrauber-Rundflügen. Hätten wir auch mal wieder Lust. Der Halbtagesflug vor vielen Jahren hinein in den Grand Canyon und runter zum Colorado ist in bester Erinnerung.

Der Shuttle ist da und zum ersten Mal sind wir nicht die einzigen Gäste im Shuttle. Kein Wort der Entschuldigung wegen der Verspätung und einer der beiden Scheine, die für den Tip gedacht waren, verschwindet wieder in der Geldbörse. Unserem üblichen Fahrer wäre das -so unsere Vermutung- bestimmt nicht passiert.

Nach kurzer Zeit erreichen wir die Vermietstation und wir merken, dass einer der anderen Fahrgäste, der wohl der Chef der Gruppe zu sein scheint, hektisch wird und sich aufmacht uns auszutricksen um als erster am Counter zu sein. Es ist ja überhaupt nicht unsere Art aber jetzt fühlen wir uns herausgefordert, dem Einhalt zu gewähren:
Während ich in aller Ruhe zum Kofferraum gehe um unsere zwei kleinen Taschen rauszuholen, steuert Anita ebenso ruhig wie bestimmt zum Schalter. Und während die Konkurrenz noch damit beschäftigt ist ihre Containerähnlichen Koffer auszuladen stehen wir bereits am Schalter. Die Mitarbeiterin erinnert sich an uns (ist das jetzt positiv oder negativ zu werten?) und weist uns sofort einem Schalter zu. Damit erspart sie uns den üblichen Einweisungsfilm. Die Konkurrenz kommt hingegen nicht daran vorbei, sich den durchaus interessanten und lehrreichen Film anzusehen.

Alle Daten von uns hatten wir bereits online übertragen und dennoch muss die nette Mitarbeiterin sämtliche Eintragungen auf Papier übertragen, aber davon hatte ich ja schon bei den letzten Touren berichtet.

Wir haben uns wieder für den Titan entschieden, also ein "handliches" Wohnmobil mit knapp 11 Metern. Einmal zufällig daran geschnuppert (Man hatte uns damals ein größeres Fahrzeug als bestellt zukommen lassen) und schon haben wir 2018 angebissen.

Die Übernahme dauert heute aber ungewöhnlich lange und das hat mehrere Gründe: Der Wagen muss noch "gedumpt" werden (also die Abwassertanks werden geleert) und wir ordern diesmal eine Fahrradhalterung.
Zwar sind wir im Frühjahr ohne Halterung ausgekommen und konnten die Falträder im Kofferraum verstauen, aber das klappt nicht immer, weil es die RVs -obwohl es das selbe Modell ist- je nach Baujahr in unterschiedlicher Konfiguration gibt.

Die Übernahme dauert noch länger, weil wir jetzt einen anderen Wagen bekommen werden, denn beim ursprünglichen Wagen sprang der Generator nicht an. Endlich ist es soweit und wir werden in den Wagen eingewiesen. Ernüchternd ist, dass der Wagen zum ersten Mal tatsächlich etwas älter ist und einen etwas verlebten Eindruck macht. 60.000Meilen hat er auf dem Tacho und an jeder Ecke sind kleinere Kratzer, innen wie außen. Der Vorteil eines älteren Fahrzeugs ist jedoch, dass die ersten Macken eines Neuwagens bereits behoben sind. Darüber hinaus gibt es weniger Probleme, wenn trotz aller Vorsicht noch paar kleine Kratzer hinzukommen sollten.

Die Mitarbeiterin von El Monte notiert sich jeden Kratzer im Innenraum, außen und vor allem in der Windschutzscheibe. Erfreulich: Diesmal funktioniert auch die Rückfahrkamera.

Anita stellt schnell fest, dass es sich um das alte Modell handelt und somit war es vorausschauend, einen Fahrradträger zu mieten, denn dieses Modell hat keinen Platz im Kofferraum für 2  Räder. Das ist gar nicht einfach, denn CU-Camper, bei denen wir den Wagen gebucht haben, teilte uns damals mit, dass sie das nicht für uns buchen können; El Monte international hingegen behauptete im Vorfeld, dass die Station in Las Vegas keine anbietet aber zum Glück hatten wir im Frühjahr bei der Abgabe "unsere" Mitarbeiterin befragt. Die hatte uns nämlich bestätigt, dass die vorrätig sind.

Es gibt wohl zwei Modelle: die preiswertere Variante wird am Heck an der Leiter befestigt (Miete $25) und die Alternative, für die wir uns entschieden haben, kommt auf die Anhängerkupplung und kann bis zu vier Fahrräder aufnehmen ($50).
Und jetzt kommt noch ein großes Danke an die "Reisegruppe Sonnenschein".
An den Vermietstationen ist es üblich, dass man übrig gebliebene Utensilien der Tour, z.B. Holz, Anzünder, Besteck aber auch Lebensmittel, für die nachfolgenden Reisenden in einem Regal deponiert. Hier kann man sich kostenlos bedienen. Wir haben schon oft Utensilien deponiert und auch übernommen.

Gerade kommt die o.g. neunköpfige Reisegruppe mit vier RVs an und entledigt sich ihrer übriggebliebener Ausstattung bzw. wir werden angesprochen, ob wir nicht das eine oder andere nehmen wollen.
Wir werden also von dieser ausgesprochen netten Reisgruppe mit Nudeln, Wasser und Dosenfleisch bestens versorgt. An der Stelle nochmals:

Herzlichen Dank und wir hoffen, ihr seid gut heim gekommen.


Wir verlassen den Vermieter und fahren zum Storage, um unser Equipment aufzunehmen. Weit weniger als eine Stunde benötigen wir und schon ist der Storage gefühlt leer und der Wagen voll.

Wie immer geht es anschließend zum Walmart um für die nächsten zwei Wochen einzukaufen: Wasser, Cola, Orangensaft, Knack und Back, Milch, Bohnen, Grillgut...die Liste würde noch mehrere Zeilen in Anspruch nehmen.



Erschreckender als der Endbetrag ist die Flut von Plastiktüten, in denen unser Einkauf verschwindet. Wir machen uns die Mühe zu zählen: 5? 10? Etwa sogar 15 Tüten?


(Die 24 Tüten im Eingangsbereich vom Auto)

Nein, 24 Tüten zählen wir. Gut, wir nutzen die Tüten anschließend immer als Mülltüten im RV, aber so viele brauchen wir dann doch nicht. Der Rest dient oft als Stopfmaterial für den Rückflug oder als Verpackung für die Mitbringsel.
Beim nächsten Großeinkauf machen wir das aber dennoch anders und nehmen uns zwei Einkaufswagen, so dass die Lebensmittel direkt vom Förderband in den zweiten, leeren Einkaufswagen gelangen.

Vorausgesetzt wir verwirren die Mitarbeiter von Walmart nicht vollends. 



Wir fahren weiter und erreichen bereits eine knappe Stunde später den Boulder Beach Campground, den wir im Frühjahr kennenlernen konnten. Wir cruisen mit dem Riesenteil einmal über den Campground um eine schöne Site ausfindig zu machen. Die besten, direkt am Wasser gelegenen, sind natürlich bereits weg bzw. offensichtlich von Langzeitcampern in Beschlag genommen, aber dennoch finden wir eine schöne auf der B-Loop.



Nach einem ersten Drink geht es dann daran, alle Sachen zu verstauen. Wir haben mittlerweile Routine und so wissen wir bei den meisten Sachen schon genau, wo sie hinsollen.
 
01.Oktober 2019: Boulder Beach Campground (Liberty Bell Arch)
Unser erster Hike steht an. Gegen 6 Uhr rasseln die Handys, wir gehen der Morgenhygiene nach (im Vergleich zu unserer mehrjährigen Zeltphase ein nicht zu unterschätzender Vorteil), frühstücken gemütlich im RV mit Kaffee und den Knack und Back-Croissants, fahren die Seitenteile ein und fahren zum Trailhead, der uns zum Liberty Bell Arch Trail führen soll, also in etwa übersetzt: Freiheitsglocke-Felsbogen.

Zum Hintergrund: Der Trail zum Liberty Bell Arch geht vom Arizona Hot Springs Trail ab, den wir im Frühjahr kennenlernen durften. Wir haben zunächst den kürzeren Hike zu den Hot Springs gemacht und wenige Tage später sind wir die ganze Loop gelaufen. Den Abstecher zum Liberty Bell Arch hatten wir uns erspart und der steht nun auf dem Plan.

Gestern hätten ihn wir noch gar nicht erlaufen dürfen, denn der Trail ist aufgrund der sommerlichen Temperaturen, die bis zu 48 Grad erreichen können, während der Sommermonate bis zu 30.09. des Jahres geschlossen.

Was uns immer noch unklar ist, wie diese Verbote nachgehalten werden. Gibt es dort eine Schranke, die man aber jederzeit umgehen könnte? Steht dort monatelang ein Ranger und kontrolliert den Durchgang? Oder kontrolliert die Parkverwaltung diesen Teil während des Sommers nicht und sagt sich entspannt, wer jetzt hineinhiked und verunfallt ist es selbst Schuld?
Keine Ahnung!

Wir rüsten uns am Trailhead auf. Der Parkplatz ist fast komplett leer und so stellt das Parken mit unserem handlichen Wagen kein ernsthaftes Problem dar. Die Strecke ist wie folgt: Wir gehen 0,4 Meilen den Trail entlang bis zur Loop. Dort laufen wir entgegen des Uhrzeigersinns etwa 0,5 Meilen in der Wash, bis ein Schild uns verrät, dass wir die Wash nun in Richtung Liberty Bell Arch verlassen müssen. Bis hierhin kennen wir den Weg bereits aus dem Frühjahr.



Es sind bzw. werden heute "nur" 26 Grad, aber die Sonne scheint völlig ungehindert zu uns hinab. Keine noch so kleine Wolke am Himmel mag sie daran hindern und wir merken, dass die niedrige Lufttemperatur nicht heißt, dass der Hike "easy" ist. Es geht immer wieder leicht bergauf und bergab und der Weg ist nicht ausgeschildert, von dem eben erwähnten Hinweiser einmal abgesehen. Lediglich leicht ausgetretene Wege zeigen uns die Richtung bis wir nach ca. einer halben Meile über einen Bergkamm müssen, an dessen Seite wir Reste einer Mine sehen.




Hier mehren sich ausgetretene Wege und führen uns in die Irre. Der weitere Weg lässt sich nicht eindeutig identifizieren. Irgendwie müssen wir wieder vom Berg hinab ins Tal und in der Ferne erkennen wir sogar einen Weg. Aber wie dort hinkommen?

Unten am Boden entdecken wir einen Pfeil in die Gegenrichtung. Aber der Abhang auf dieser Seite ist viel zu steil und wir sehen keine Möglichkeit dorthin abzusteigen. Vielleicht weist dieser Pfeil ja auch auf etwas völlig anderes hin, denn der Berg hat einige gefährliche Abgründe, die zu alten Minen führen. Einige von ihnen sind mit Pfosten und Drähten gesichert.

Wir nehmen mehrere Anläufe und siehe da, ein Pfad führt uns tatsächlich nach unten auf den Weg. Die Herausforderung ist das viele Geröll, das einen steilen Abstieg erschwert, weil man jederzeit wegrutschen kann. Anita demonstriert dies ganz praktisch, in dem sie wegrutscht und auf dem Hintern sitzen bleibt. Sie kontrolliert kurz, ob noch alle Knochen an der richtigen Stelle sitzen und nicht irgendwo rausschauen, sucht -zum Glück vergeblich- am ganzen Körper nach möglichen Blutungen und gibt nach wenigen Sekunden Entwarnung: Bis auf ein paar Schürfwunden ist alles in Schuss. Ich denke mal, Anita braucht so etwas, um unsere Berichte spannender zu gestalten...

Nach etwa 200 Metern führt der Weg um eine Kurve und wir sehen in der Ferne den Liberty Bell Arch hoch oben. Der Weg führt uns näher heran, so dass wir nach einer weiteren halben Meile vom Tal aus einen herrlichen Blick auf den Arch gewinnen.



Der knackig blaue Himmel im Hintergrund gibt einen schönen Kontrast zum hellen Stein.



Genau zwei Meilen haben wir jetzt hinter uns, was sich ja eigentlich nach nichts anhört. Die knackige Sonne, über die wir uns aus fotografischer Sicht sehr freuen, fordert natürlich ihren Tribut: Wir sind jetzt schon ein bisschen platt. Dass es unsere erste Tour in diesem Urlaub ist kommt natürlich hinzu. Die Erfahrung zeigt, dass uns die erste Tour immer recht schwer fällt.

Trotzdem entscheiden wir uns weiter zu gehen, denn nach einer weiteren halben Meile sollen wir mit einem tollen Panoramablick belohnt werden. Den erreichen wir etwas erschöpft tatsächlich und was uns versprochen wurde wird eingehalten: Von hoch oben sehen wir runter zum Colorado und dies entlohnt uns ein bisschen für die bisherigen Strapazen.


(360Grad-Panoramaaufnahme)

Wir bleiben nicht lange und kehren bald um, denn noch einmal liegen 2,5 Meilen vor uns. Der Rückweg hat es tatsächlich in sich. Wir waren jetzt bereits mehr als drei Stunden der prallen Sonne ausgesetzt, denn dieser Hike hat keinen Schatten, wirklich keinen. Mit den Bandanas im Gesicht trotzen wir der brennenden Sonne und erst eine knappe Meile vor dem Ende des Trails gibt es in einer Kurve in der Wash etwas Schatten.

Doch Vorsicht: Dieser momentane Schatten bürgt keine Garantie, denn er ist von Jahreszeit und Tageszeit abhängig und heute morgen auf dem Hinweg existierte er nicht.
Die restliche knappe Meile führt in der Wash durch Sand und geht stets leicht bergauf, aber die etwa viertelstündige Pause im Schatten hat uns etwas abkühlen lassen und die eiskalten Getränke im RV motivieren uns dermaßen, dass diese Passage uns nichts mehr anhaben kann.

Im RV auf dem Parkplatz sitzend genießen wir die Kälte, die uns von innen mit den gekühlten Getränken und von außen mit der Klimaanlage die Hitze aus den Körpern zieht.

Fast 8,5 km liegen nun hinter uns und etwa 280 Höhenmeter. Von den Zahlen her ist die Tour kaum nennenswert, in der Praxis leider schon. Von der Wash einmal abgesehen sind uns auf dem Weg zum Arch lediglich zwei junge Frauen begegnet, ansonsten war der Trail angenehm einsam.

Es geht zurück in Richtung des Campgrounds, wobei wir dem Visitor Center noch einen kurzen Besuch abstatten. Wie in den meisten Visitor Centern gibt es hier auch einen Film über den Park, der hier zu jeder halben und vollen Stunde beginnt. Diesen etwa 20minütigen Film können wir nur empfehlen. Nicht nur, dass er technisch von hoher Qualität ist und auf großer Leinwand vorgeführt wird, auch die Aufnahmen selbst sind aus fotografischer Sicht bemerkenswert. Und interessant ist er allemal, also ein "Must Do", wenn man mal hier ist. Und wohlgemerkt, es ist kein großer Nationalpark!

Zurück auf der Campsite beginnen wir mit dem Kochen. Heute gibt es Würstchen und Kartoffelsalat bzw. Mais-Käse-Salat. Auch wenn wir es schon wieder erwähnen: Die Sache mit den Würstchen verdanken wir Marco, der sie uns vor vielen Jahren auf einer gemeinsamen Tour mal schmackhaft gemacht hat. Statt sie zu grillen ziehen wir sie heute aufgrund des Windes lieber durch die Pfanne, aber gegessen wird natürlich draußen. Die heutigen 26 Grad sind sehr angenehm und der Wagen bzw. die Markise spenden uns angenehmen Schatten.

Mit der Sonne gehen auch wir dann schon bald ins Bett und freuen uns nachträglich über diesen schönen, wenn auch etwas anstrengenden Tag.
Gute Nacht. 
 
02.Oktober 2019: Boulder Beach - Grand Canyon
Bereits um 7:00 Uhr verlassen wir nach einem schnellen Frühstück...



unseren Campground und machen uns auf den Weg zum Grand Canyon. Zwischenstationen gibt es wie immer an der berühmten alten Tankstelle in Hackberry



und in Seligman.



Angel ist wieder mal nicht da und wir werden einmal googeln müssen, ob er denn hoffentlich noch lebt. Der Laden hat sich zu Lasten des kleinen Flurs vor den Toiletten vergrößert und dabei scheint unser Bild, das wir Angel vor ca. 18 Jahren geschenkt haben, auf der Strecke geblieben zu sein. Das Eau de Toilette "Route 66", das wir ihm noch einige Jahre vorweg überreicht haben, steht hingegen noch in der Vitrine.
Beim Reingehen ist es noch recht voll, da gerade eine Busladung Touristen abgeladen wurde aber kurz danach fährt der Bus vollbeladen weiter und der Laden gehört fast uns allein.



In Seligman tanken wir noch, in der Hoffnung, dass der Sprit preiswerter ist als in Reichweite des Grand Canyons aber bei einem Preis von $3,99 per Gallone reichen uns ein paar Liter.
Gut so, denn einige Meilen hinter Seligman kostet der Sprit zu unserer Überraschung genau einen Dollar pro Gallone weniger.

Gegen 13 Uhr etwa erreichen wir den Grand Canyon. Warum wir ihn ansteuern, obwohl wir doch eher eine Tour durch die kleineren und weniger frequentierte State Parks machen wollen? Wir möchten ihm zum Geburtstag gratulieren, denn genau seit 100 Jahren ist er ein Nationalpark.

Statt direkt zur vorreservierten Campsite zu fahren werden wir in der Bright Angel Lodge zu Mittag essen in der Hoffnung, dass es auch zur Mittagszeit einen Bluecheese Burger gibt. Da auszuschließen ist, dass wir in der Nähe der Bright Angel Lodge für unser Fahrzeug einen Parkplatz finden, fahren wir zum Marketplace und von dort mit dem Shuttle zur Bright Angel Lodge.

Zur Erinnerung: Das Restaurant in der Bright Angel Lodge haben wir jahrelang gemieden, weil es eine ansprechende Ambiente hat und uns zu teuer erschien. Erst als unser übliches Restaurant umgebaut wurde und wir als Alternative nur dieses Restaurant hatten, entdeckten wir, dass die Auswahl hervorragend und die Preise durchaus moderat sind. Seither ist das unser Stammlokal.

Auch heute werden wir nicht enttäuscht: Zwar müssen wir fast eine halbe Stunde auf einen Tisch warten, aber es lohnt sich. Das Essen ist vorzüglich und der Service absolut freundlich.

Zurück am Marketplace gehen wir nochmal kurz durch den General Store, bevor wir dann endlich unsere Campsite ansteuern. Um uns herum sind einige Zelte und wir bedauern die Zeltisten jetzt schon, denn obwohl es im Moment in der Sonne direkt heiß ist, werden die Temperatur heute Nacht wohl auf -2Grad zurückgehen. Da werden sogar wir im Camper wohl die zweite Decke rausholen müssen.

Im Sinne der Nachhaltigkeit kaufen wir in den letzten Jahren recht wenig Wasser und nutzen stattdessen die leeren Kanister mehrmals und füllen sie dann auf den Campgrounds auf. Heute müssen wir das unter erschwerten Bedingungen machen, denn eine ganze Reihe von Wespen gönnen uns das Wasser nicht.



Mit Mut und viel Gelassenheit füllen wir zumindest die beiden großen Kanister auf.

Jetzt gibt es noch eine Tasse Kaffee und etwas romantisches Lagerfeuer und dann werden wir uns in das warme Bett verziehen. Unsere Gedanken sind bei den umliegenden Zeltbewohnern, denn wir wissen nur allzu gut, was es heißt, bei Kälte draußen zu schlafen.
(Unser Minusrekord liegt aber nicht wie heute bei -2 Grad sondern -11 Grad, aber die möchten wir noch nicht einmal im Camper erleben müssen.)

So, gute Nacht. 
 
03.Oktober 2019: Grand Canyon
Bevor es mit der Berichterstattung von heute los geht müssen wir erstmal den gestrigen Abend bzw. die Nacht erwähnen: Das Lagerfeuer wurde seinem Namen nicht gerecht. Obwohl das Holz knochentrocken war und ein halbes Jahr im Storage abgelagert wurde wollte es nicht brennen, trotz Anzünder. Uns beiden wurde schon ganz schwindelig vom Pusten und die rettende Idee, das Feuer mit der Luftpumpe anzufachen, schlug ebenfalls fehl. Demzufolge sind wir schneller im Wagen verschwunden als erwartet.




Laut Thermometer wurden es in der Nacht nicht wie in der Lodge angekündigt -2 Grad sondern nur +4 Grad, die haben uns aber dennoch gereicht, mehrmals in der Nacht kurz die Heizung anzuschmeißen. Der Camper ist in keinster Weise isoliert, was für die meisten amerikanischen RVs üblich ist. Erzählen wir das Camper-Freunden mit europäischen Wohnmobilen wechselt deren Mimik und Gestik zwischen breitem Grinsen und Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Jetzt aber zu heute: Wir stehen zwar wieder um 6 Uhr auf, frühstücken aber dann recht lang und beobachten mit echtem Mitleid die Zelt-Camper in unserem Umfeld, die sich mit dicken Jacken möglichst nah um das Lagerfeuer positionieren.

Um 9:00 Uhr endlich, als die Sonne merklich Wärme versprüht, nehmen wir die Räder vom Rack, pumpen die Reifen auf und gleich soll es losgehen. Gerne hätten wir unsere Trinkflasche aufgefüllt, doch gestern wurde der Hahn von den Wespen in Beschlag genommen und heute...



So, aber jetzt geht's los...



Visitor Center (Anita holt ihren obligatorischen Stempel ab, wir schauen uns den interessanten 20minütigen Film an), dann folgt Marketplace (die einzige Stelle, wo es für uns Internet gibt) und dann zur Bright Angel Lodge. Von hier aus fahren wir mit dem Shuttle den West Rim entlang bis zu Hermits Rest und anschließend wieder zurück.



Und von dort aus geht es mit den Bikes wieder zurück in Richtung Campsite, allerdings mit Zwischenstopp am Marketplace um nochmal ins Internet zu schauen. Wir wollen morgen zum Snow Canyon und würden gerne durch den Zion fahren, allerdings muss gewährleistet sein, dass der Tunnel geöffnet ist. Er ist es!

Währenddessen sprechen uns zwei Amerikaner an, ob wir mal eben auf Tikka aufpassen können, einem blinden Hund, während sie schnell in den Markt gehen und einkaufen. Selbstverständlich machen wir das und ebenso selbstverständlich kann Anita nicht die Finger bei sich halten und muss mit Tikka spielen.



Auf dem Campground angekommen haben wir gerade mal geschätzte 12 Kilometer hinter uns.
Mittlerweile haben wir die Räder ganz gut justiert (Bremsen und Schaltung) und dennoch fällt uns das Radeln recht schwer. Mittlerweile gibt es ein ganz nettes Rad-Netz hier vor Ort aber leider ist es nicht eben, wie wir es von Rhein und Mosel gewohnt sind. Leichte, kaum ersichtliche Steigungen merken wir umso mehr in den Beinen und sind anschließend überrascht, wenn es zu einem, ebenso kaum ersichtlichen Gefälle kommt, auf dem wir dann mit viel Speed hinabsausen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass wir auf etwa 2.200Meter sind und für einen Menschen, der elf Monate im Jahr auf gerade mal 50 Meter ü.M. lebt, ist das schon eine Umstellung.

Zurück auf der Campsite wird gekocht. Fraglich ist, ob wir gleich draußen essen, denn hier schwirren massig viele Wespen rum, die meist ebenso viel Hunger haben wie wir. Und mit denen möchten wir uns nicht um das Essen schlagen.
 
04.Oktober 2019: Grand Canyon - Snow Canyon
Noch kurz zum gestrigen Abendessen: Wir hatten gerade angefangen, draußen den Tisch zu decken, da entschlossen wir uns, sofort wieder in den Camper zu steigen. Nicht wegen der Wespen sondern wegen eines Vogels: Kaum hatten wir alles aufgetischt kam ein Spatz angeflogen und landete auf dem Tisch. Nachdem wir ihn verscheucht hatten kam er erneut und wollte sich gerade auf Anitas Schulter setzen. Von daher haben wir es vorgezogen, drinnen zu essen.

Natur ist schön was Blödes.



Doch nun zu heute: Um 5:00 Uhr gehen die Wecker und nach der Morgenroutine rangieren wir den RV in der Dunkelheit aus unserer Site. Gestern hatte uns ein Site-Nachbar angesprochen, ob er seinen Wagen mit auf unsere Site stellen kann, weil sein Gespann für seine Site viel zu lang ist. Das haben wir gerne gemacht und nun können wir allerdings nicht durchfahren, sondern müssen rückwärts rangieren. Doch trotz der Dunkelheit klappt alles bestens. Irgendwie ist aus meiner Bundeswehrzeit doch noch was hängen geblieben- und wenn es nur die taktischen Zeichen beim Rangieren sind.

Für die heutige Tour zum Snow Canyon in Utah haben wir uns für die längere, aber durchaus schönere Strecke durch den Zion entschlossen. Das birgt den Vorteil, dass wir bei Mount Carmel wieder im Golden Hill einkehren können.



Der Laden läuft: Eben ist ein Bus mit Asiaten weggefahren, wir können gerade noch unsere Chicken Strips mit Fritten und...Scones(!) bestellen, da kommt schon die nächste Ladung an Touristen an. Anders als wir es kennen, nimmt die Touristengruppe nicht erst am Tisch Platz sondern stellt sich direkt in einer Reihe am Buffet an. Die Schlange führt direkt an unserem Platz vorbei, so dass jeder genau sieht, was und wie wir essen.

Ich frage mich, was am Golden Hill so besonderes ist, von unseren Scones einmal abgesehen. Das Restaurant ist schon etwas in die Jahre gekommen oder sagen wir mal vorsichtig "authentisch". Dennoch brummt der Laden.

Jetzt muss ich aber noch mal paar Stunden zurückdrehen: Auf unserer heutigen Strecke sind wir beim Waterhole-Canyon und Horseshoe-Bend vorbeigekommen, beides wurde uns vor vielen Jahren einmal von einem Motelier als Geheimtipp angepriesen. Waterhole-Canyon ist ein kurzer aber sehenswerter Slotcanyon, der auf Indianergebiet liegt. Der Motelier empfahl uns damals, einfach dort anzuhalten und wenn kein Native vor Ort ist, einfach durch das Tor zu gehen, das meist offen ist. Sollte ein Native vor Ort sein, sollen wir uns halt dumm stellen.

Haben wir damals gemacht und der Canyon hat uns gut gefallen. Heute haben wir gesehen, dass es ein kleines Häuschen gibt, an welchem man für den Eintritt zahlen muss. Wie hoch der Eintritt ist konnten wir beim "Vorbeiflug" leider nicht erkennen.

Der zweite Geheimtipp war damals der bereits erwähnte Horseshoe-Bend, wo der Colorado eine Schleife bildet, die an ein Hufeisen erinnert. Dieses Highlight liegt ebenfalls auf Indianergebiet. Als wir damals dort ankamen standen schon ca. 5 Autos. Vor drei Jahren haben wir ebenfalls wieder einen Abstecher dorthin gemacht und der mittlerweile professionell gestaltete Parkplatz platzte bald aus allen Nähten. Und heute? Es steht ein kleines Häuschen am Eingang, wo man für den Eintritt zahlen muss. Auch hier konnten wir beim Vorbeiflug keinen Preis sehen.

Aber ehrlich: Wenn das Geld wirklich den Natives zugute kommt, dann ist das doch in Ordnung.

Aber zurück zum Zion. Der Ranger erklärt uns, dass wir eine Gebühr in Höhe von $15 für die Durchfahrt durch den Tunnel zahlen müssen. Als er merkt, dass wir das alles schon wissen, endet er schlagartig mit seinen Unterweisungen.

Vor uns fährt ebenfalls ein großer Camper, worüber sich Anita freut, denn dann kann sie sich an dem Vorherfahrenden orientieren, wenn wir wegen der Größe mittig durch den Tunnel fahren müssen.
Doch der biegt kurz vor dem Tunnel ab, so dass Anita als erste durch den Tunnel muss. Aber alles klappt bestens.

Etwa gegen 17 Uhr erreichen wir den Snow-Canyon. Die reservierte Campsite 15A hat auf dem Plan attraktiver ausgesehen als jetzt live. Wir müssen damit rechnen, dass die 15B bald besetzt sein wird und beide Campsites liegen ungewöhnlich nah beieinander.



Und siehe da, sie wird schnell belegt. Es sind ebenfalls Deutsche und nach etwas "fremdeln" und einigen kurzen "Hi" und "Hallo" sitzen wir am Abend gemütlich zusammen und erzählen. Bärbel und Herbert sind auch schon über 30 mal hier in den USA gewesen aber immer mit RV und so haben sie uns gegenüber wesentlich mehr Erfahrung mit den Campern.

Der nette Abend geht aber irgendwann einmal zuende, da es doch ein wenig frisch wird. Für morgen haben wir mit Bärbel und Herbert die Besichtigung unseres RVs verabredet.
Und bald schon gehen wir ins Bett.

05.Oktober 2019: Snow Canyon
Nachdem ich einige Aufnahmen vom Sonnenaufgang gemacht habe ist es doch schon 9 Uhr bevor wir losgehen und wenn wir jetzt schon wüssten, was uns heute erwartet, hätten wir den Tag am besten verschlafen....



Aber der Reihe nach: Die Trails des Snow Canyons sind überschaubar und -man möge mir die Arroganz verzeihen- für unsere Pläne zu kurz und zu wenig anspruchsvoll. Das bedeutet, dass die Trails alle seeeehr kurz und seeeehr leicht zu sein scheinen. Eine Ausnahme bildet da der "Red Sands", der 3,5 Meilen lang ist (als Loop) und mit "difficult" klassifiziert ist. Also "basteln" wir uns eine Routenkombination, denn da die meisten Trails irgendwie parallel laufen oder sich kreuzen, bietet sich das in bester Weise an.

Wir planen daher: Red Sands (aber nur one-way), dann den "Padre Trail" und auf dem Rückweg über den "Whiptail Trail", der etwa zwei Meilen lang ist und "easy" sein soll. Die große Unbekannte ist der mittlere Trail, der Padre-Trail. Er ist auf dem Plan zwar verzeichnet, erscheint recht lang, ist aber auch der einzige, zu dem es weder eine Längenangabe noch eine Trailbeschreibung gibt. (Anmerkung: Das hätte uns schon stutzig machen sollen).

Mit einer rudimentären Ausstattung, nämlich einer Kordel, versuchen wir auf der Karte die Länge des Gesamttrails zu eruieren und kommen auf ca. zwölf bis dreizehn Kilometer. Das erscheint uns ambitioniert aber auch realistisch.

Wir starten also...und das nicht ganz professionell: Zwar haben wir das Funkgerät, das wir auf längeren Touren für den Notfall mitführen, aufgeladen aber nicht eingepackt. Auch den Wasservorrat haben wir eher im unteren Bereich angesiedelt.

Der Red Sands macht zunächst einen sehr netten Eindruck:



Der Trail ist -wie der Name es schon sagt - etwas sandig und führt zwischen niederen Büschen hindurch mal etwas hoch, mal etwas runter. Gelegentlich laufen wir mal über den nackten Fels und dann wieder durch etwas Sand. Also insgesamt ein schöner und vor allem abwechslungsreicher Trail. Der Trail ist immer wieder mit Hinweisen ausgeschildert, was ein Verlaufen kaum möglich macht.



Unerwartet gelangen wir zu einem Abzweiger zum Panorama-View. Den kurzen Abstecher nehmen wir gerne in Kauf und werden mir einem tollen Blick überrascht.


(360Grad-View)

Das Gesicht des Trails ändert sich nach etwa einer Meile grundlegend:



Wir werden durch die Wash geleitet und tiefer, feiner Sand erschwert jeden Tritt. Wer schon mal am Strand über weichen Sand gelaufen ist, weiß, was das bedeutet.

Sobald man den Fuß aufgesetzt hat sinkt er sofort ein paar Zentimeter ab und jedes Abtreten erfordert deutlich mehr Kraftanstrengung. Aber solange wir am Ende des Trails mit irgendeinem Highlight belohnt werden ist uns diese Anstrengung wert.



Unser Interesse wird jedoch trotz der Anstrengung von einer Vielzahl von Spuren im Sand geweckt. Insbesondere eine Spur macht uns neugierig, da es sich um eine Wildkatze handeln könnte und die Losung spricht dafür, dass die Spur frisch ist. Doch leider verläuft sie sich irgendwann in den Büschen, so dass wir keine Chance haben, ihr zu folgen.

Zwischendurch verlaufen wir uns sogar bzw. besser ausgedrückt: Wir laufen aneinander vorbei. Anita und ich haben unterschiedliche Laufgeschwindigkeiten und so passiert es heute, dass ich ungewöhnlich weit voraus laufe, eigentlich immer in der Hoffnung, schnell ein Stück Schatten zu finden. Denn auch heute gibt es kein Wölkchen am Himmel und hier in der Wash brennt die Sonne intensivst.

Die Wash macht eine große Kurve und ich kürze sie ab, in dem ich aus ihr raus gehe und über die langgezogene Nase laufe. Ich warte hier auf Anita aber sie kommt nicht. Irgendwann gehe ich ein gutes Stück zurück, natürlich in der Wash, da ich mir sicher bin, dass Anita nicht eine solche Abkürzung nehmen würde. Aber sie ist spurlos verschwunden und irgendwann höre ich ihre Rufe, die ich erwidere.

Langer Rede, kurzer Sinn: Nachdem wir hin- und hergelaufen sind, finden wir uns zum Glück wieder und ich muss einräumen, dass meine Idee, soweit vorzugehen, nicht wirklich sinnvoll ist. Und übrigens: Mit meiner Überzeugung, Anita würde die Abkürzung sicherlich nicht gehen, lag ich voll daneben...

Die Wash wird zunehmend enger, was darauf schließen lässt, dass wir endlich ans Ende bzw. umgekehrt, an die Quelle der Wash gelangen. Nach insgesamt 1,75 Meilen naht das Ende des Trails und unsere Erwartungen werden in jeglicher Hinsicht untertroffen: Ein Schild weist uns auf das Ende des Trails hin und zu sehen ist.....eigentlich nix!



Ich will mich mal so ausdrücken: Der Trail ist geeignet für Stallones "Rocky" als gutes Training für die Beinmuskulatur aber für Normal-Hiker ist er aus unserer Sicht durchaus verzichtbar.

Wir drehen nun um und gehen über den bereits ausgiebig berichteten Sand ein gutes Stück zurück bis zur Abzweigung zum Padre-Canyon, auf den wir sehr gespannt sind, denn wir haben ja keinerlei Informationen über ihn.
Das erste Stück ist ebenfalls sehr sandig, aber dann wird der Boden felsig und wir müssen sogar an einigen Stellen etwas klettern.



Der Karte hatten wir entnommen, dass der Padre-Trail durch einen Canyon verläuft, was uns Schatten versprach. Richtig ist, dass der Trail zwischen zwei Gebirgszügen entlangzugehen scheint, allerdings ist der Canyon so breit und der Sonnenstand um diese Tageszeit so hoch, dass wir keinen Schatten haben.
Der Weg geht tendenziell nach oben und immer wieder heißt es, zwischen den entspannten ebenen Passagen höhere Felsstufen zu erklimmen.

Mitunter gibt es Abschnitte, die an schmalen Abgründen vorbeiführen und es empfiehlt sich, weitgehend schwindelfrei zu sein. Eine Passage ist so steil, dass ich ohne Anitas Hilfe kaum weitergegangen wäre. Sie ist völlig schwindelfrei und ihr machen solche Abschnitte selten etwas aus.



Belohnt wird hier jeder Hiker mit einer phantastischen Kulisse, wie ein Blick nach hinten vermutlich erahnen lässt:


Das viele Klettern über die Steine, die ungebremste Sonne von oben und die sandige Strecke von vorhin machen uns doch zu schaffen und die Beine fangen langsam an schwer zu werden. Irgendwann müssen wir den Gebirgskamm zwischen den Gebirgszügen doch erreicht haben und von dort sollte es wieder langsam runter gehen ins Tal. Und dann erreichen wir nach längerer Zeit des Hochkletterns jenen Punkt und uns widerfährt ein "Eye-Plopper" (amerikanischer Ausdruck für erstaunte Gesichter/aufgerissene Augen):


Trotz der brennenden Sonne erlaben wir uns an diesem Anblick, noch unwissend, was jetzt gleich auf uns zukommt:

Zunächst gehen wir von der Annahme aus, dass das, was wir da unten sehen, schon der Parkplatz ist, der auf der Karte vermerkt ist und der Point of return sein soll. Denn von hier aus beginnt dann der letzte, etwa noch zwei Meilen lange Trail zurück zum Campground.

Der zweite Trugschluss ist, dass der Abstieg ähnlich dem bisherigen Aufstieg ist und nur mit gelegentlicher Kletterei verbunden sein wird.
Stattdessen wird jetzt fast nur noch geklettert oder über dem Hosenboden gerutscht, um die Felsstufen sicher hinter sich zu bringen.


Der Blick auf unsere Komoot-App auf dem Smartphone irritiert uns völlig, weil sie uns noch eoine längere Strecke anzeigt, obwohl der Parkplatz doch vor uns zu liegen scheint. Wir klettern also weiter, Felsstufe zu Felsstufe, unterbrochen von Passagen mit 20 oder 30 Metern annähernd ebenem Boden bis es dann wieder heißt: Von Felsstufe zu Felsstufe.

Nach einem kräftezehrenden Abstieg nähern wir uns dem Tal und dem vermeintlichen Parkplatz, der sich als eine Fabrik herausstellt. Wir sind beide sowas von platt und müssen erkennen, dass sich unsere App im Gegensatz zu uns nicht zu irren scheint. Auf dem Grund angekommen verläuft der Weg in einer riesigen Linkskurve immer wieder hoch und runter. Bis auf wenige Minuten Pause im Schatten sind wir jetzt knapp sechs Stunden der puren Sonne ausgesetzt und wir merken, dass wir arg überhitzt sind. Anita ist noch erschöpfter als ich es schon bin und wir vereinbaren eine halbstündige Pause, sobald wir ein Schattenplätzchen finden. Das finden wir auch und Anita stürmt -im Rahmen ihrer Möglichkeiten, die sie noch hat- zu der Felsgruppe und dann passiert es: Der genaue Hergang lässt sich nicht mehr richtig rekonstruieren. Entweder ist sie gestolpert und hat sich beim Fallen das Fußgelenk umgeknickt oder sie hat den Knöchel umgeknickt und ist deshalb hingefallen. Auf jeden Fall liegt sie da und kann nicht mehr auftreten. Mit vereinten Kräften und Stützung "kriecht" sie eher als dass sie geht unter den Felsen in den Schatten.

Nach eigener Diagnose scheint das Gelenk zum Glück nicht gebrochen zu sein. Wir kauern eine gute halbe Stunde unter dem Felsvorsprung und überlegen, was zu tun ist: Das bereits erwähnte Sprechfunkgerät, mit dem man gegebenfalls Hilfe holen könnte, liegt sicher im Wohnwagen.

Die erste Idee ist, dass Anita hier liegen bleibt und ich gehe den Rest allein, um den Camper zu holen. Sie müsste dann aber durch das Tal runter zur Straße.

Wir entscheiden uns für Plan B: Wir gehen (humpeln) bis zum Parkplatz, Anita wartet dort, und ich werde den Camper holen. So machen wir es und es ist wirklich schrecklich mit anzusehen, wie sie sich quält: Ich nehme beide Rucksäcke und versuche sie bei jeder Senke und jedem Aufstieg zu stützen. Das ganze geht natürlich nur im Schneckentempo. Nach etwa einer Meile erreichen wir den Parkplatz, der aber absolut keinen Schatten bietet. Amerikaner sprechen uns zwar an, aber Hilfe wird nicht angeboten.

In etwa 200 Meter Entfernung ist eines der Eintrittshäuschen für den Park. Das heißt, wir befinden uns jetzt außerhalb des Parks und wir fragen uns, wie wir wieder reinkommen: Denn unsere Legitimation hängt ordnungsgemäß in der Windschutzscheibe von unserem Camper. Das einzige, was uns ausweist, ist der Trail-Plan, den man nur bekommt, wenn man hineingefahren ist. Aber eigentlich ist uns das recht egal: notfalls zahlen wir eben nochmals Eintritt, Hauptsache wir kommen irgendwie weiter.

Am Eingangshäuschen berichte ich der Rangerin von unserer misslichen Lage: Fuß umgeknickt, Gehen geht nicht, Ausweis im Camper, langer Weg vor uns.
Zum Glück hat Anita nicht nur einen umgeknickten Fuß sondern auch paar Blessuren am Bein, was unsere Notlage untermauert.

Das mit dem "Glück" nehme ich bei genauerer Betrachtung meines geschriebenen Textes wieder zurück. Auf jeden Fall macht ihr Bein "was her".

Die Rangerin bietet uns ihre Hilfe an und fährt uns zum Campground. Ihr Häuschen bleibt derweil unbesetzt. Während des Fahrens wird uns beiden erstmal bewusst, welche Strecke noch vor uns gelegen hätte. Wir bedanken uns bei ihr auf das Herzlichste. Unser kleines Dankeschön in Form von Dollarn lehnt sie ab. Als ich sie bitte, die Scheine dann eben als Spende für den Park anzunehmen, greift sie sofort zu.

Im gekühlten Camper und mit viel eisgekühlten Getränken erreichen wir langsam wieder die normale  Betriebstemperatur. Das Gelenk wird ebenfalls gut gekühlt und die Blessuren mit allerlei Mittelchen behandelt. Langsam wird es Anita wieder besser. Sie war so erschöpft, dass sie gleich auf dem Sofa eingeschlafen ist.

Was lernen wir denn jetzt für uns auf dem heute Erlebten?
Wir waren seltenst so unprofessionell unterwegs: Kein Funkgerät dabei und unser Wasservorrat war sehr gering.
Noch nie sind wir in einen längeren Trail eingestiegen, ohne irgendwelche Informationen über ihn zu haben: Weder die Länge noch seine Beschaffenheit waren uns bekannt.

Fazit: So etwas darf uns nie wieder passieren. Auf dem ganzen Trail ist uns nur eine Hikerin begegnet, d.h. der Trail ist fast menschenleer. Wir wollen gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn Anita sich das Gelenk gebrochen und nicht mehr hätte gehen können.

Also: Die Sache ist jetzt abgehakt aber die Erkenntnisse müssen sich bei uns einbrennen.
Zur späteren Zeit finden wir dann auch unseren gepflegten Humor wieder:
Ich: "Wenn du keine Lust mehr aufs Wandern im restlichen Urlaub hast, dann sag's einfach und mach nicht eine solche Geschichte".
Anita: "Ich dachte mit so einer Show kann ich besser überzeugen!"



Nachdem sich die Gemüter gelegt haben können wir auch unser gestriges Versprechen einer Wohnmobil-Besichtigung einlösen und laden Bärbel und Herbert zur Begehung ein.

Und daraus wird ein richtig netter und interessanter Abend, der erst endet, als es schon längst dunkel ist. Morgen werden wir uns nochmal sehen und dann geht es für die beiden zurück nach Vegas und für uns in Richtung Echo Canyon in Nevada.

Anitas Kommentar vor dem Einschlafen:
"Zum Glück ist es der linke Fuß, denn den rechten brauche ich für das Gas- und das Bremspedal.

Also dann, gute Nacht !
 
06.Oktober 2019: Snow Canyon - Echo Canyon
Ab sofort haben wir einen neuen Titel für die Tour:



Humpeln + Dösen
...denn mit dem Wandern ist jetzt aufgrund Anitas Verletzung erstmal Schluss.
Wir steigen (bzw. 50% von uns krabbeln) aus dem Bett, frühstücken und verabschieden uns von Bärbel und Herbert, die wir hoffentlich irgendwann und irgendwo mal wieder sehen. Da die beiden, wie wir, regelmäßig hier in der Kante sind, ist das gar nicht so unwahrscheinlich.


Wir machen uns auf den Weg zum Echo Canyon, wo wir noch nie vorher waren. Dazwischen liegen etwa 110 Meilen.
Gegen 11 Uhr erreichen wir den Campground mit einer gewissen Gelassenheit, obwohl wir keine Reservierung haben. Wir gehen davon aus, dass die kleineren Stateparks nicht einen solchen Andrang haben und unsere Vermutung wird zum Glück bestätigt. Wir können uns die Campsite sogar noch aussuchen.



Der Campground ist sehr gepflegt, hat Duschen und eine "Full Hookup"-Campsite kostet pro Tag $25, ein fairer Preis. "Full Hookup" bedeutet, dass er nicht nur einen Stromanschluss hat sondern auch über Frischwasser- und Abwasseranschlüsse verfügt. Also quasi ein kleiner Bungalow all inclusive.

Die Lage unserer Campsite ist hervorragend; allerdings hat es noch eine bessere gegeben: mit Blick auf den See!
Doch die war ohne jegliche Anschlüsse.

Der Rest des Tages besteht aus Materialpflege, die auch Anitas Fuß betrifft.

Und am späten Nachmittag grillen wir erstmalig. Statt,  dass Anita vor der Pfanne steht, wie meistens, stehe ich vor dem Grill.

Dem Können entsprechend ist auch das Ergebnis: Nachdem das Grillgut trotz regelmäßgen Drehens und gutem Zusprechen einfach nicht durch werden will, zieht es Anita für die letzten Minuten noch kurz durch die Pfanne. Ihr Trost, "Du hast alles richtig gemacht, das liegt nur an dem dicken Fleisch", tut gut.

Ansonsten sind wir hauptsächlich damit beschäftigt, uns über das Internet zu ärgern. In einigen State Parks gibt es Viasat, über das man sich Zugang zum Internet kaufen kann. Wir mieten uns für 5GB innerhalb von 30 Tagen ein und es hat eine Geschwindigkeit, dass man einige Dinge besser mit der Post verschicken sollte. Dann bricht es wieder ab, dann ist es wieder da.
Aber man darf nicht vergessen, eigentlich sind wir hier fast in der Wüste.

Und bald schon endet der Tag. Mal sehen, was wir morgen machen können.

07.Oktober 2019: Nix
Wir stehen erst gegen 8 Uhr auf.

Erstmalig in diesem Urlaub sehen wir Wolken, besser gesagt: Ein Wolkenfeld. Soll sich das Wetter verschlechtern?



Aber nein. Zwei Stunden später haben sich alle Wolken in der brennenden Sonne aufgelöst.

Und was machen wir eigentlich den ganzen Tag über?

Nichts, außer: Lesen, Bericht schreiben, Duschen, Christa zum Geburtstag gratulieren, fotografieren,



über das Internet ärgern und feststellen, dass dies ein Tag ist, den viele als ganz normalen Urlaubstag zählen würden.

Da wir eigentlich immer etwas unternehmen, ist das für uns eine ziemlich neue Erfahrung und wir müssen uns erst daran gewöhnen.

Damit ich überhaupt von heute etwas berichten kann:
Am späten Nachmittag wird dann draußen gegessen:
Es gibt mal wieder Würstchen, Anitas berühmten Käse-Mais-Salat, grünen Spargel und Cheese-Bread-Sticks.

Wir räumen mal den Camper ordentlich auf und dann geht es ins Bett.

Gute Nacht!
 
08.Oktober 2019: Echo Canyon - Cathedral State Park
Heute steht einer unserer kürzesten "Campground to Campground"-Touren an, denn der Cathedral State Park liegt nur etwa 20 Meilen entfernt. Bei der Strecke wird ja kaum das Motoröl flüssig!

Den Cathedral State Park haben wir im Frühjahr des Jahres kennen- und schätzengelernt. Bis gestern hatten wir noch überlegt, ob wir den Campground überhaupt wechseln sollen, da uns Echo Canyon gut gefällt und unsere Wanderaktivitäten derzeit ja brach liegen. Letztlich haben wir uns dann doch für einen Wechsel entschieden.

Eine gute halbe Stunde benötigen wir nur für die kurze Strecke und erreichen unser neues Domizil gegen etwa 9:30 Uhr. Erwartungsgemäß gibt es mehrere freie Sites und so können wir es uns leisten, zwecks Site-Suche mehrmals über den Campground zu cruisen.

Mit der Site Nr. 8 glauben wir dann die optimale Site gefunden zu haben. Hier kostet die Site analog zum Echo Canyon $15 pro Nacht plus $10 für den Stromanschluss. Nach unserer Recherche in Anitas Aufzeichnungen ist die Site damit $5 teurer als im Frühjahr. Ein Full-Hockup ist es allerdings nicht, das heißt,wir haben keine Frischwasser- und Abwasseranschlüsse. Das ist kein Problem, da wir erst gestern das Frischwasser aufgefüllt sowie "Blackwater" und "Greywater" entsorgt haben.

Kurzes Besetzen der Campsite mit unseren beiden Campingstühlen, damit ersichtlich ist, dass die Site "occupied" ist und dann fahren wir auch schon wieder raus zum Millers Point. Der Hike am Miller´s Point ist der einzige Trail, den wir im Frühjahr nicht gemacht haben, weil er nicht unten im Tal sondern quasi "oben drüber"  am Rand des Canyons ist und uns mit einer Meile vernachlässigbar erschien.

Zunächst parken wir in der Nähe des Miller´s Point und setzen uns in jenem Pavillon, den wir im Frühjahr von der anderen Seite - also quasi aus dem Tal heraus- angegangen sind. Die Aussicht ist prima. Und obwohl es sich hier um eine traumhafte Kulisse handelt ist der Ansturm durch Touristen annähernd null. Vermutlich ist der Park und seine Hikes viel zu unbekannt. Zum Glück!






(Blick vom Miller´s Point aus nach unten in den Canyon)

Und jetzt? Anita entscheidet sich zu meiner Überraschung (und hoffentlich nicht nur wegen mir) diesen Hike anzugehen. Zwar ist es uns nur mit Schmerzen und viel Trickserei möglich, den Wanderschuh anzuziehen aber nach längerer Zeit geht´s tatsächlich.

Gaaaanz langsam geht sie in Richtung des Trails. Abgemacht ist, dass wir uns die Trailbeschaffenheit erstmal anschauen und sie sofort umkehrt, wenn es nicht mehr geht.



Aber es geht. Nach einer halben Meile erreichen wir den Eagle View Point, der uns einen Blick in das Tal gibt, das wir vor einigen Monaten durchstreift haben.

 

Mit der gleichen Schrittgeschwindigkeit wie hin geht es auch wieder zurück zum Camper. Solange der Weg eben ist und Anita den Fuß gerade aufsetzen kann, ist wohl alles in Ordnung. Aber wehe, sie setzt ihn schief auf...

Mit dem Camper geht es zurück zur Campsite und irgendwann einmal nervt mich das Rumsitzen, so dass ich zum Fahrrad greife. Ich plane, die Juniper Draw Loop mal zu fahren. Guter Dinge, dass ich den Weg ja kenne, mache ich mich ohne Wasser und ohne Funkgerät auf den Weg, dafür aber mit Kameras.

Leider passiert es dann doch, dass ich mich kurz verfahre, weil der Weg ein ganzes Stück durch eine unwegsame Wash mit vielen großen Steinen führt, und der dann an einer bestimmten Stelle die Wash unvermittelt verlässt. Zu Fuß ist das kein Problem, da sieht man ja die Fußtritte aber jetzt mit dem Bike geht es nur darum, dem nächsten dicken Stein auszuweichen.

Irgendwann wird mir bewusst, dass ich am Ausgang der Wash bereits vorbei bin. Zum Glück habe ich das Smartphone mit der Komoot-App und der Landmarke dabei. Also heißt es wieder zurückzuradeln und dann läuft alles wie geschmiert. Im wahrsten Sinne: Denn bis zur Kehrtwende dieser Loop geht der Weg, wie bereits erwähnt, durch die Wash und im späteren Verlauf zwischen Sträuchern entlang.

Bis dahin geht es zwar nur etwas, aber dennoch merklich immer nach oben. Erst ab der Mitte kehrt sich dann alles um und es geht kontinuierlich nach unten und lässt das Rad fast von selbst laufen.



Hier heißt es nun eher, nicht zu schnell zu werden, denn der gut ausgebaute Weg hat so seine Tücken. Immer wieder tauchen mittendrin kleine Senken auf.
Für einen echten Mountainbiker ist die Strecke vermutlich auf unterstem Niveau, aber für mich, der sonst die ausgebauten Fahrradwege an Rhein und Mosel unsicher macht, stellt es doch eine kleine Herausforderung da, die allerdings einen Riesenspaß macht.



Und obwohl es nur ein eher preiswertes Walmart-Fahrrad ist, verrichtet es seine Dinge ganz gut. Die Stacheln einiger Büsche, die meine Schuhe und Füße arg strapazieren, richten an den Reifen keine Schäden an und so manch ein großer Stein, dem ich trotz größter Aufmerksamkeit nicht mehr ausweichen kann, schluckt die Federung einfach so weg.
Nach einer guten halbe Stunde erreiche ich das Ziel: Die Campsite.

Obwohl nur knapp sechs Kilometer hinter mir liegen, ist es verrückt, kein Wasser mitzunehmen. Denn die Sonne brennt trotz der eher gemäßigten Temperaturen so um die 25 Grad höllisch und wenn man einen Platten hätte und müsste die Strecke dann zu Fuß zurück gehen, dann wäre Wasser sicherlich eine sinnvolle Sache. Ich werde beim nächsten Mal dran denken.

Zurück auf der Campsite lassen wir dann den Tag irgendwann einmal ausklingen, nachdem wir unser Abendessen (natürlich draußen!) zu uns genommen haben.
 
09.Oktober 2019: Cathedral Gorge State Park
Heute ist es windig! Die Sonne scheint, wieder kein Wölkchen am Himmel, aber es windet.
Am Vormittag entschließt sich Anita, trotz ihrer Verletzung am Fußgelenk, mit mir zu den Caves zu gehen. Die sind eigentlich nur einen Katzensprung entfernt, nämlich etwa eine halbe Meile, aber humpelnd wird sich die Strecke ziemlich in die Länge ziehen.

Doch im wahrsten Sinne des Wörter heißt es jetzt erstmal "Schritt für Schritt" und Schritt 1 bedeutet, zunächst in den Wanderschuh reinzukommen. Und das gestaltet sich schwierig und wie man Anitas Mimik entnehmen kann auch schmerzhaft.

Aber irgendwann ist sie drin und humpelt neben mir her in Richtung der Caves. Zur Erklärung: Es handelt sich hier im Cathedral Gorge State Park um weichen Sandstein, der durch jahrhundertelange Erosion den Stein hat auseinanderklaffen lassen, wodurch sich zwischen den Kathedralenähnlichen Säulen Höhlengänge gebildet haben. In die darf man soweit man kann hineingehen. Die Gänge verjüngen sich mit jedem Meter und körperbedingt steht man dann meist vor einem Spalt, durch den man nicht mehr passt. Im Frühjahr haben wir diese Caves kennengelernt und weil es soviel Spaß gemacht hat, durch sie hindurchzulaufen, haben wir sie wieder als Ziel gewählt.



Da die Gänge nicht immer eben sind zieht es Anita vor, im Schatten Platz zu nehmen, während ich die 3D-Kamera durch die Canyon Caves schweben lasse. Vorsicht ist geboten, denn es gibt hier Skorpione, giftige Spinnen und Klapperschlangen, die sich hinter jeder Ecke und unter jedem Fels verstecken können. Daher ist es oberstes Gebot, niemals irgendwo hinzutreten oder reinzugreifen, bevor man sich nicht überzeugt hat, dass dort kein Tier lungert.



Nach einiger Zeit habe ich alles erfasst, was ich wollte, und hinkend gehen wir über den Nature Trail zurück.
Bereits auf dem Rückweg fängt der Wind an noch kräftiger zu wehen, so dass ich den Vorschlag mache, heute besser wieder im Auto und nicht draußen zu essen.

Anita kommentiert das: "Das ist gut, sonst haben wir (Achtung: Jetzt kommt kölsch!) außer Blootwoosch (Blutwurst) und Livverwoosch (Leberwurst) auch noch Sandy Woosch".

(R2D2 ?)

Und daher essen wir heute Abend unsere "Non Sandy Woosch" gemütlich am Fenster unseres Campers und beobachten mit Begeisterung, wie es draußen windet und sandet.



Gute Nacht!
 
10.Oktober 2019: Cathedral Gorge State Park - Boulder Beach Campground
Rund 200 Meilen Autofahrt liegen heute vor uns und dementsprechend früh stehen wir auf (5:15 Uhr) um etwa eine halbe Stunde später gewaschen aber ungefrühstückt loszufahren. Das Rangieren im Dunkeln klappt wieder einwandfrei.
Der ursprüngliche Plan war, noch einmal zu Arizona Hot Springs zu laufen und unser YouTube-Video


(bitte anklicken)

um eine weitere Episode fortzuführen, die zeigt, dass wir auch weiter als bis zum dritten Seil gelangen.
Das hat sich ja nun alles erledigt.

Wir erreichen Boulder Beach nach gut 3,5 Stunden Autofahrt. Der Grund für unser sehr frühes Losfahren ist, dass man hier keine Campsite vorreservieren kann und wir möglichst früh vor Ort sein wollten. Und tatsächlich sind einige Sites frei.

Jetzt entbrennt eine Diskussion zwischen uns:
Auf allen Campgrounds, die wir kennen, macht der Host seine Runde und schreibt auf den Schildchen an den Campsites ran, wie lange sie besetzt ist bzw. wieder frei wird. Beispiel: Wir kommen am 5.d.M an und haben für eine Nacht bezahlt, dann wird dort eine "6" draufgeschrieben und jeder weiß, dass die Site am Vormittag des 6. frei wird.

Nur hier auf dem Boulder Beach Campground ist der Host anders gestrickt. Im Frühjahr des Jahres hatten wir schon das Problem, dass er auf unseren Zettel am Pfahl einen Tag zu früh draufgeschrieben hat und wir schon glaubten, einen Tag früher nun abreisen zu müssen.

Das Missverständnis hat sich aufgeklärt, nachdem wir ihn besuchten und er uns erklärte, dass das hier anders ist.
Nun zu unserer Diskussion: In der ersten Reihe des Campgrounds, also direkt am Wasser, ist eine Campsite frei mit dem heutigen Datum. Auf allen anderen Campgrounds würde das heißen: "Frei - nimm mich!"
Aber hier diskutieren wir erst, was es denn jetzt hier heißt und verpassen damit die Chance, einen der besten Plätze einnehmen zu können.

Stattdessen finden wir eine zunächst recht nette Site auf einer anderen Loop, die etwas abgelegen und uneinsehbar ist.

Kaum haben wir die Site besetzt, da geht es auch wieder ein Stück zurück nach Henderson zum Walmart. Neben frischen Lebensmitteln und Getränken werden auch schon Mitbringsel eingekauft, damit wir uns das in ein paar Tagen in Vegas sparen können.

Zurück auf der Campsite stellen wir fest, dass die abgeschiedene, zunächst recht nett erscheinende Campsite eine tolle Aussicht hat, wenn wir am Tisch im Camper sitzen. Wir schauen direkt in den Baum bzw. die Büsche. Nichts von einer idyllischen Lage. Unsere Stimmung, insbesondere meine, hat erstmalig in diesem Urlaub richtig viel Luft nach oben, zumal es sich abzeichnet, als hätten wir die Premium-Site doch nehmen können. Denn der Host ist schlecht berechenbar. Wir haben die jetzige Site für drei Tage bezahlt und -um die Lage transparent zu machen- ihm auch ausführlich auf den Zettel geschrieben:
Arrival: Oct. 10
Departure: Oct. 13
3 nights

Nach der Erfahrung vom Frühjahr müsste nun auf dem Zettel von ihm geschrieben sein: "12"
auf allen Campgrounds, die wir kennen: "13"
und was steht drauf? "14"

Wir verstehen nichts mehr, außer der Tatsache, dass sich unsere/meine Stimmung durch eine andere Site aufhellen würde, weshalb wir einmal rumfahren und tatsächlich: In der zweiten Reihe ist eine Site frei. Wir überlegen noch kurz, da sieht Anita bereits in der Gegenspur einen Camper ankommen, der wohl eine freie Site zu suchen scheint.

Explosionsartig verlasse ich den Camper und besetze vorsichtshalber die Site und tatsächlich fragt mich der suchende Camper, ob diese Site frei ist, was ich verneinen kann.

Nun stellt sich die Frage, wie wir fortfahren: Wir haben ja schon drei Nächte a $20 bezahlt. Müssen wir weitere $60 bezahlen? Grundätzlich sind wir bereit dazu, wenn es erforderlich ist. Aber vielleicht ist es das gar nicht.
Wir entscheiden uns nach längerem Überlegen für die Variante 2 und vermerken auf dem Zettel, dass wir von der Site 27 auf die Site 82 gezogen sind. Wenn der Host das liest, wird er uns schon sagen, ob das okay ist oder wir die zweite Site noch zahlen müssen.

Wir genießen die neue Site, leider aber nur vom Camper aus, denn es windet seit gestern ununterbrochen.
Irgendwann spät am Abend geht es dann ins Bett und wir werden mal sehen, was uns morgen erwartet.
 
11.Oktober 2019: Boulder Beach Campground (White Owl Canyon)
Neben dem Arizona Hot Springs und dem Goldstrike Canyon stand ursprünglich auch noch der White Owl Canyon auf dem Programm, der für uns völlig neu ist. Es handelt sich dabei um einen Canyon in unmittelbarer Nachbarschaft zum Boulder Beach Campground und das Highlight ist/soll sein, dass man hier mit etwas Glück Gelegenheit hat, Eulen zu beobachten.
Anita, als großer Tierfreund, war ganz wild auf diesen Canyon, doch aufgrund des "Hobbit-Fußes" von ihr ist es eher unwahrscheinlich, dass wir den Hike angehen können.

Doch zuvor heißt es, erneut die Campsite zu wechseln. Wir beobachten während des Frühstücks akribisch die erste Reihe der Campsites und sehen, dass eine Campsite vermutlich frei wird. Ich halte den wegfahrenden Camper an und frage sie, ob sie die Site wirklich verlässt, was sie einerseits bestätigt, andererseits mir aber empfiehlt, schnell zu sein, denn die Nachfrage ist groß.

Und das machen wir. Ich besetze mit mir selbst augenblicklich die Site, während Anita mit dem Camper die große Schleife fährt um anschließend reinzufahren.
Unser Zettelchen ergänzen wir mit dem neuen Hinweis, dass wir erneut umgezogen sind und bei Bedarf gerne die neue Site bezahlen.

Trotz der widrigen Umstände machen wir uns am späten Vormittag auf den Weg zu einem der Trailheads des White Owl Canyons. Hier, von der "33 Holes Picknick Area" aus sind es gerade einmal 1,2 Meilen durch den Canyon und damit theoretisch erste Wahl. Allerdings führt der Weg von hier oben aus sehr steil nach unten und große Schilder warnen sogar vor losen Steinen. Unter normalen Bedingungen würden wir gar nicht in Erwägung ziehen, den Weg nicht zu machen und Anita neigt sogar schon dazu, auch jetzt abzusteigen. Doch die Vernunft siegt: Der Abstieg wäre mit dem Hobbit heute kaum möglich.

Während ich ja der Fan der "Komot-App" bin, hat Anita vor einiger Zeit eine alternative App gefunden, die von der amerikanischen Outdoor-Firma "R.E.I" unterstützt wird. Während die Park-Zeitung über den Trail Stillschweigen wahrt, ist die Tour in der App als eine insgesamt fünf Meilen lange und interessante Loop beschrieben. Also suchen wir einen anderen Trailhead, der in der Ebene liegt, und versuchen von hier aus unser Glück.

Doch dazu benötigen wir Internet, so dass wir zum nahegelegenen Walmart fahren, um uns die entsprechenden Karten downzuloaden bzw. zu aktualisieren. Der Weg vom Trailhead bis zum eigentlichen Canyon scheint zwar länger zu sein, laut Profil jedoch völlig eben. Anita ist guter Dinge, dass sie diesen Trail schaffen müsste. Wir vereinbaren, sofort abzubrechen und umzudrehen, sobald sie das Gefühl hat, dass es nicht mehr gehen könnte.
Der jetzige Trailhead liegt an der Las Vegas Picknick Area und eine fast schon gespenstische Stimmung kommt hier auf, denn wir fühlen uns, als wären wir in einer Geisterstadt. Mehrere riesige Parkplätze liegen vor uns, hervorragend angelegte Picknickplätze und ordentliche Restrooms. Was fehlt sind Menschen. Wir sind zunächst die einzigen Besucher...



(bis auf die Gottesanbeterin, vor der ich mich ziemlich erschrecke, als ich mir die Hände waschen möchte) Nach einigen Minuten verirrt sich noch ein weiterer Camper hierher.


(ehemaliger Parkplatz und Rampe, die dazu genutzt wurde, die Boote zu Wasser zu lassen)

Die Erklärung hierzu: Der Lake Mead, der sich in einiger Entfernung befindet, ist das Staubecken des Hoover Dams. Gebaut in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts brauchte es zehn Jahre, bis das Becken voll war und der Lake Mead entstand. Den höchsten Wasserstand erreichte er 1983 und seither zieht sich der Lake Mead kontinuierlich zurück und in den letzten Jahren sogar dramatisch schnell. Mehrere Trockenperioden ließ den Colorado, der durch den Hoover Dam aufgestaut wird, weniger Wasser mit sich führen und weitere Zuflüsse wurden ebenfalls wasserärmer.

Und so reichte das Wasser hier, wo wir jetzt stehen, wesentlich weiter hoch bis zu der erwähnten Picknickarea. Die große Betonfläche war einst eine Rampe, die den Freizeitkapitänen dazu diente, ihre Boote zu Wasser zulassen. Jetzt können wir den Lake Mead von hier aus noch nicht einmal mehr sehen, soweit hat er sich zurückgezogen. Der Boden ist überdeckt von Millionen von schneeweißen Muscheln und eine karge Vegetation wächst auf dem einstigen "Meeresgrund". "Die Natur holt sich ihr Land zurück" geht es uns durch den Kopf und die im letzten Jahrhundert gefluteten Canyons, einschließlich dem White Owl Canyon, kommen langsam wieder zurück an die Oberfläche.


(Bis hier noch zog sich einst der Lake Mead. Der große Fels in der Mitte  ragte lediglich aus dem See heraus)

Hinweise auf die Vorgeschichte entdecken wir schon auf den ersten Metern hundertfach bzw. eher millionenhaft auf dem Boden: Der Boden ist übersät mit kleinen, schneeweißen Muscheln.



Wie versprochen und erwartet ist der Trail bis auf wenige zu vernachlässigende Anstiege sehr eben. Direkt zu Beginn kommt uns ein amerikanisches Ehepaar entgegen und es werden heute die einzigen Hiker sein, denen wir begegnen. Sie schwärmen davon, dass sie eben eine große Eule sehen konnten und wir freuen uns bereits drauf, sie auf dem Rückweg entdecken zu dürfen.

Faszinierend ist immer noch, dass wir uns jetzt auf einem Höhenniveau bewegen, das vor zehn, zwanzig oder dreißig Jahren noch unter Wasser lag.

Der Trail ist gut bis gar nicht ausgewiesen bzw. gekennzeichnet. Das bedeutet konkret: In der Parkzeitung wird ansatzweise auf den White Owl Trail hingewiesen, der Trail selbst ist über lange Strecken mit Reihen von Steinen am Rand markiert, so dass ein Verlaufen zunächst unmöglich ist. Doch dann gibt es Abzweiger und Kreuzungen und hier lässt man den ratlosen Hiker einfach stehen. Es gibt kein einziges Hinweisschild und ohne Anitas Tablet, auf dem die bereits erwähnte R.E.I.-App installiert und der Trail aufgerufen ist, hätten wir kaum eine Chance, den rechten Weg zu finden.



Nach einiger Zeit stellen wir fest, dass wir auch weiter auf dem richtigen Weg zu sein scheinen, denn dann taucht der eigentliche White Owl Canyon auf



Und das ist ein Erlebnis:
Die Wände des Canyons werden zunehmend enger und höher und die Spannung steigt von Felsvorsprung zu Felsvorsprung. Was mag sich dahinter verbergen?



Die Seitenwände sind von Flashfloods rundgescheuert und machen deutlich, welche Gewalt hier das Wasser herrschen lässt. Auf diesem Abschnitt würde es im Falle von Regenfällen und damit einhergehender Flashflood kein Entkommen geben.

An den Wänden achten wir auf weiße Spuren von K....e, die darauf schließen lassen, dass es darüber ein Nest gibt. Weiße Flecken sehen wir zu genüge, sogar ein verlassenes Nest, nur die Eulen können wir nicht entdecken.



Dank der kolossalen Kulisse, in der wir uns befinden und der spannenden, fast schon etwas Angst einflößenden Atmosphäre, hält sich die Enttäuschung über die ausgeflogenen Eulen in Grenzen.

Nach diesem faszinierenden Erlebnis entlässt uns der Trail wieder mehr ans Tageslicht um kurz danach durch einen Tunnel unter der Lake Shore Road zu führen.



Wir sind uns einig, dass dieser Trail wirklich sehens- bzw. gehenswert ist, sich sehr abwechslungsreich gestaltet und recht "easy" zu laufen ist. Sogar mein Hobbit kommt mit dem Trail zurecht, auch wenn Anita nur gaaaanz langsam Schritt für Schritt machen kann. Sie ist wirklich tapfer.

Schon sehr bald kommt eine zweite, Doppelröhre, die wir durchlaufen und damit die River Mountains Loop unterqueren. Der Canyon erweitert sich erneut und dann kommt ein Abzweiger, den ich ohne Anitas Tablet mit 100%ger Wahrscheinlichkeit übersehen hätte. Genauer gesagt habe ich den Weg auch mit Anitas Tablet nicht erkannt. Hinter einem Felsvorsprung erkennen wir nach mehrmaligem Suchen einen Pfad, der ca. zehn Meter steil nach oben führt. Wir können ihn noch nicht einmal als Trampelpfad deklarieren, denn er ist nicht wirklich ausgetreten und völlig unscheinbar. Ein weiterer Beweis, dass dieser Trail kaum begangen wird. Erst oben angekommen erkennen wir anhand der App, dass wir auch wirklich richtig sind.

Die nächste Meile führt über die River Mountains Loop, deren Geschichte ich einmal googeln muss.



Offensichtlich handelt es sich um eine ehemalige Autostraße, die später einmal dann zu einem Hike- and Bike-Trail gemacht wurde. Die Hälfte der alten Straße wurde neu asphaltiert, die andere Hälfte liegt brach und nur an der einen oder anderen Stelle pocht die Natur auf ihr Recht.

Irgendwann zeigt uns das Tablet an, dass wir die River Mountains Loop verlassen müssen und einen etwa zehn bis fünfzehn Meter tiefen und sehr steilen und rutschigen Trampelpfad hinunter müssen. Bis zur Hälfte des Weges kann Anita mit meiner stützenden Hilfe diesen sehr rutschigen Weg absteigen. Den restlichen Weg erledigt sie zwangsläufig auf dem Hosenboden, weil sie ihren Fuß bergab nicht genug bewegen kann.

Mir stehen fast die Tränen in den Augen, wie ich sie so sehe und ich bereue, mich nicht strikt gegen diesen Hike ausgesprochen zu haben.
Unten mit Qualen endlich angekommen geht es durch einen weiteren Tunnel, wieder unter der River Mountains Road hindurch.

Der späte Beginn unseres Hikes sowie das langsame Gehen von Anita lässt die Zeit schnell vorangehen und jetzt wird es brenzlig:
Wir stehen vor bzw. am Rand eines langen und vor allem sehr tiefen und dunklen Canyons. Mir wird schon schwindlig beim Runtersehen. Es ist schlecht einzuschätzen, ob er 10 oder 50 Meter in die Tiefe geht. Auf jeden Fall stehen wir am Rand und wissen nicht, wie es weitergehen soll. Der App zufolge müssen wir über eine Fels-Finne. Zur linken Seite geht es nur zwei oder drei Meter in die Tiefe, aber zur rechten Seite eben die erwähnten 10 oder 50 Meter. Und die Finne endet plötzlich vor dem Abgrund.

Mittlerweile ist es etwa 16:30 Uhr, die Sonne steht schon recht tief, so dass wir nicht mehr allzulange Tageslicht haben werden. Den weiteren Weg nicht zu finden bedeutet, entweder die Nacht hier zu verbringen oder uns möglichst schnell auf den Rückweg zu begeben. Aber das wären noch einmal 7 km Rückweg und bei unserer Geschwindigkeit....

Während Anita noch die Ruhe behält (oder vielleicht nur so tut), werde ich doch innerlich unruhig und fast schon etwas panisch, wobei meine Sorgen eher ihr als mir gelten. Anita schlägt vor, durch den Tunnel zurück zu gehen und einen möglichen Paralleltunnel zu suchen, der vielleicht dann in die erhoffte Freiheit  bzw. zu unserem Camper führt. Ich halte das eher für unwahrscheinlich, da uns die App bis zu dieser Stelle ja wohl auf den Meter genau den richtigen Weg gezeigt hat.

Ich habe eine andere Idee: Wir gehen zurück bis auf die River Mountains Road und laufen die weiter, bis wir einen anderen Weg zum Camper finden. Auf der River Mountains Road sind uns zwar auch nur zwei Radler begegnet aber der Weg scheint wenigstens befestigt und sicher zu sein.
Das bedeutet natürlich in der Konsequenz, dass Anita den steilen Weg, den sie eben auf dem Hosenboden runter ist, nun wieder hoch muss.

Aber das klappt im Gegensatz zu runter erfreulich gut.
Wir verlassen Anitas R.E.I.-App und konzentrieren uns nun auf meine Komoot- und Google-Maps-App und siehe da, wir finden recht schnell eine alternative, wenn landschaftlich auch nicht mehr so spektakuläre Route.
Eine riesige Erleichterung macht sich in Sichtweite unseres Campers bei uns breit, wobei wir uns die Köpfe darüber zerbrechen, wo dieser verflixte Trail sein soll.

Wir planen jetzt schon, diesen Trail einmal von der Gegenseite aus anzugehen und rauszukriegen, wo der Trail verlaufen soll.

Platt aber durchweg glücklich erreichen wir unseren Campground kurz vor Sonnenuntergang und wir fragen uns, ob dieser Hike schon wieder leichtsinnig war und ob die unvorhergesehenen Umstände beinahe zum Desaster hätten führen können.

Nach dem wohlverdienten Abendessen am romantischen Lagerfeuer entscheiden wir uns ganz klar dafür, dass es kein Leichtsinn war. Rund 8,5 Kiliometer waren das heute und von dem jähen und fast dramatischen Ende einmal abgesehen ein Highlight, das wir zu gegebener Zeit wiederholen werden. Jetzt wissen wir ja, wie wir wieder zurückkommen, wenn wir dann den Weg erneut nicht finden sollten.

Morgen wollen wir zunächst noch einmal dorthin und ein kurzes Stück entgegengesetzt laufen. Nur so weit, bis wir erkennen können, was wir heute falsch gemacht haben.
Aber jetzt erstmal: Gute Nacht !

 
12.Oktober 2019: White Owl Canyon, nun von der anderen Seite aus
Die gestrige Tour war für Anitas Fuß nicht gerade eine Reha-Maßnahme und so ist ihr Fuß ziemlich angeschwollen. Trotzdem reizt es sie, den "Lost Trail" zu finden und so fahren wir nach dem Frühstück zum gestrigen Ausgangspunkt.



Wir gehen den Trail also jetzt entgegengesetzt und erreichen nach etwa einem Kilometer den Ausläufer eines Canyons, jenen Canyon, an dessen entgegengesetzten Ende wir gestern ratlos standen.
Auch hier ist der Boden wieder übersät von Muscheln. Langsam wird der Canyon enger und nach einiger Zeit, direkt hinter der Lake Shore Road, die wir gerade unterqueren, endet der Trail für uns.
Dicke Gesteinsbrocken versperren uns den Weg.



Unter normalen Umständen würden wir sicherlich eine Möglichkeit finden, ihn zu überqueren. Aber in Anitas Fuß steckt der gestrige Hike. Sie hat ziemliche Schmerzen und gibt zu, dass sie den gestrigen Hike heute nicht angehen könnte. Leider können wir auch von dieser Seite aus nicht den Trailverlauf von gestern entdecken, so dass wir unsere Erkundung auf das kommende Jahr verschieben werden.

Also kehren wir um und versuchen der Sache anders auf den Grund zu gehen: Auf der Lake Shore Road hält Anita kurz auf der Brücke an um mich aussteigen zu lassen. In ein paar Minuten wird sie mich wieder aufpicken und ich versuche zwischenzeitlich den Weg von der Brücke aus zu lokalisieren.
Kurzum: Vergebens!


(Die rote Markierung zeigt den Weg, den ich gestern nach dem Verlassen der Tunnelröhre noch erkundet habe bis ich dann vor einem Abgrund stand)

Zurück auf der Campsite essen wir gemütlich draußen und anschließend gibt es wieder ein romantisches Lagerfeuer, an dem wir gedankenversunken die letzten zwei Wochen noch einmal Revue passieren lassen. Denn morgen geht es schon wieder nach Vegas.

Übrigens fällt uns heute erstmalig etwas auf, was wir mal beobachten müssen:
Wir haben heute Samstag, also Wochenende, und wir glauben feststellen zu können, dass an Wochenenden ein "anderes Volk" campt: Gegenüber ist eine Großfamilie, die einen ziemlichen Radau macht; auf einer weiteren Site ist ein Camper, der auf der Campsite sein Auto wäscht und weiter hinten auf der Group Site wird ziemlich gefeiert. Kann es sein, dass am Wochenende die "Städter" auf die Campgrounds stürmen während unter der Woche, die echten Camper unterwegs sind?
Wir werden das -wie gesagt- beobachten.

Wir planen schon einmal, wie sich der morgige Tag gestaltet, und dann geht es auch schon wieder ins Bett. Zum letzten Mal bei Mutter Natur.
 
13.Oktober 2019: Boulder Beach Campground - Las Vegas (KOA)
Wir stehen schon gegen 6 Uhr auf, frühstücken ein letztes Mal draußen und machen uns auf den Weg in Richtung Las Vegas. In Henderson halten wir noch kurz beim Walmart an und weiter geht es zum Storage. Wir räumen auf die Schnelle das in den Storage, was wir definitiv nun nun nicht mehr brauchen. Umgekehrt nehmen wir schon mal die Koffer mit, um sie heute Abend auf dem KOA in Las Vegas zu befüllen.

Am Nachmittag erreichen wir dann den KOA-Campground.
Seit fast 30 Jahren kennen wir nun Amerikaner und haben sie alle fast ausschließlich als freundlich, hilfsbereit und offen erlebt. Es muss aber auch andere geben und die erleben wir nun:

In Las Vegas gibt es bei Sam´s Town zwei KOA-Campgrounds: einen recht großen und einen etwas kleineren, den wir im Frühjahr erstmalig kennengelernt haben:
Was wir damals nicht wussten ist, dass der kleine Campground im Gegensatz zum großen Campground um 16 Uhr schließt und wir erreichten ihn damals exakt um 16 Uhr. Die besondere Mitarbeitern schloss die Tür und sagte nur, dass jetzt Feierabend sei. Zwar hingen die Papiere für den "Late Check-In" an der Tür, wie wir aber an die Codes für die Laundry, den Pool und die sanitären Einrichtungen kommen sollen, wussten wir nicht. Darüber hielt sie auch Stillschweigen, als wäre es ein Geheimnis. Wir mussten uns daher zu Fuß auf den Weg zum anderen Campground machen.
Ein einziges Wort oder auch nur 30 Sekunden Mehrarbeit hätten uns jetzt viel Zeit erspart. So eine unfreundliche Amerikanerin hatten wir bisher noch nie erlebt.

Welche Freude, dass sie heute schon wieder vor uns steht. Korrekt aber ohne jegliche Freundlichkeit führt sie den Check-In durch. Auf unsere Frage, dass wir als El Monte-Kunde bei KOA doch einen Rabatt erhalten müssten, quittiert sie in ihrer Herzlichkeit mit dem Hinweis, dass wir so etwas bereits bei der Reservierung hätten angeben müssen.
Anita weist sie darauf hin, dass wir bereits sehr oft bei KOA waren und wir das zum ersten Mal erfahren. Bisher war das noch nie ein Problem.

Nebenher: Das Reservierungsformular bei KOA sieht gar nicht vor, dies irgendwo zu hinterlegen.
Danach verfällt sie wieder in den normalen Ablauf. Irgendwie haben wir das Gefühl, sie erwartet, dass wir ihr jetzt danken, dass sie uns den Rabatt doch noch ermöglicht. Das tun wir selbstverständlich in unserer großen Herzlichkeit...NICHT!

Danach geht es rund im Bus; Ich fange schon mal an aufzuräumen, umzuräumen, einzupacken, während Anita schon mal die Wäsche zusammenräumt. Während die Wäsche unzählige Male in der Waschmaschinentrommel ihre Runden dreht, vergnügen wir uns zur Überbrückung im Pool.

Um schon mal Pfanne und Kochtopf säubern zu können, verzichten wir heute aufs Kochen und essen stattdessen die Kleinigkeiten, die wir vom Walmart mitgenommen haben.

Die Atmosphäre auf diesen KOA-Campgrounds sind schon ein Fall für sich: Wir haben die Wäscherei, den Pool, die Strom- und Wasseranschlüsse, wir können den Camper in Ruhe abrüsten und hier bei Sam´s Town sind wir sogar in der Nähe des Vermieters, aber man steht dicht an dicht neben oder -wie heute- zwischen den anderen Campern. Aussicht nach draußen: Etwa 2,50 Meter auf der einen Seite zum Nachbarcamper A und nur wenige Zentimeter bis zum Nachbarcamper B. Und dabei haben wir schon die Luxus-Site mit Patio und einem kleinen Tisch mit Stühlen.
Wir überlegen uns ernsthaft, ob wir beim nächsten Mal nicht lieber draußen bei Boulder Beach Campground die letzte Nacht vor der Abgabe verbringen. Aber dann können wir die Wäsche nicht vorab waschen und müssen den Camper noch "dumpen", denn der muss befreit von Blackwater und Greywater abgegeben werden.
 
Und damit endet dann auch bald schon die letzte Nacht für diesmal im Camper.
 
15.Oktober 2019:  Las Vegas (KOA) - Platinum
Der Wecker geht schon um 5 Uhr und noch vor 7 Uhr fahren wir zum Storage um alle Taschen und Koffer übergangsweise einzuräumen, damit wir beim Camper-Vermieter ohne jegliches Gepäck eintreffen können.
Schnell werden noch einmal sämtliche Schränke, Klappen und Stauräume nach vergessenen Utensilien untersucht aber es scheint so, als hätten wir an alles gedacht.
Das vergessene Backblech im Ofen fällt uns erst in ein paar Stunden im Hotel ein.
Um 8 Uhr öffnet der Vermieter und um 5 Minuten vor 8 Uhr treffen wir verfrüht ein, kommen aber sofort dran.
Die Rückgabe erfolgt wie schon die letzten Male äußerst freundlich und sehr zügig.
Dieter, ein in Trier geborener Mitarbeiter, zeigt uns auch noch eine Alternative zu unserem jetzigen Camper, für den wir uns interessieren: Noch länger, noch breiter, noch höher und vermutlich noch mehr Spritverbrauch. Übrigens haben wir unseren jetzigen Verbrauch mal grob überschlagen und kommen auf etwa 26 Liter/100 km.
Der ökologische Fußabdruck lässt uns schlucken.
Ob der noch größere Camper im kommenden Jahr wirklich in Frage kommt müssen wir noch überlegen. Wenn unsere Camper-Steigerung so weiter geht, mit was fahren wir dann in drei oder vier Jahren?
Gegen 8:45 Uhr sind wir mit allem durch. Von den $15 für die Generatornutzung einmal abgesehen (5 Stunden a $3) kommen keine Zusatzkosten auf uns zu.
Wir warten jetzt auf den Shuttle zur Airport- Autovermietstation und mir gegenüber sitzt Anita, wenn sie ihre Wanderungen weiterhin so erfolgreich fortführt.
Hoffentlich nicht!


(Vielen Dank an Micha Sch., der diese Montage für mich gemacht hat)

Der Shuttle nimmt uns sogar vor 10 Uhr in Empfang und bringt uns sicher zur Car Rental Station.
Unser Wagen ist für 11 Uhr geordert und wir sind erneut zu früh vor Ort.
In der Regel ist der vorbestellte Wagen bereits vor der vereinbarten Zeit abholbereit und eine Mail teilt uns mit, in welchem "Stall" er steht. Manchmal ist die Information darüber auch bereits vor dem Eintreffen der Mail auf dem großen Display zu sehen.
Doch wie mein Laptop funktioniert das Display nicht. Erst fehlt ein Bildschirm, dann sagt es, dass der Internetexplorer neu installiert werden muss und schließlich gibt es auch noch einen Authentifizierungsfehler.
Ach, wie mir das alles bekannt vorkommt. Mich tröstet, dass Amateuranwendungen wohl auch nicht unbedingt schlechter sind als die Professionellen.


Endlich funktioniert das Display und weist uns den Weg zum Wagen.



Mit den Instrumenten sind wir aus dem Frühjahr bereits vertraut.
Und da wir heute nicht gefrühstückt haben geht es zum Denny´s. Doch hier ist eine riesige Warteschlange. Woran wir nicht gedacht haben: Heute ist Feiertag in den USA.
Also machen wir alles etwas kleiner und fahren zum Mc. Donald's, doch der wird gerade wieder renoviert.
Neue Idee: Wir steuern nach vielen Jahren erstmalig wieder mal das International House of Pancakes (IHOP) an und hier kommen wir dann endlich im wahrsten Sinne der Wortes auf unsere Kosten. Es schmeckt so gut, dass wir es sofort auf unsere To Do-Liste für das nächste Mal setzen.
Was uns aber weniger schmeckt ist die Tatsache, dass uns Hertz eine falsche Rechnung gestellt hat und wir nun zusätzlich zu dem bereits im Vorfeld bezahlten Betrag nun noch mal über $700 bezahlen sollen.
Also geht es wieder zur Vermietstation um das zu regeln. Man entschuldigt sich höflich bei uns.
Also merken für die ToDo-Liste: Beim nächsten Mal noch vor dem Verlassen des Vermieters die Rechnung studieren!
Im Storage werden die wenigen Taschen abgeholt und da wir alles gut organisiert haben passt auch alles in den recht kleinen Kofferraum.
Es geht noch kurz beim Outlet vorbei, aber da klar ist, was ich suche, sind wir noch 10 Minuten schon wieder fertig und steuern unser in den letzten Jahren üblich gewordenes Hotel an, das Platinum.


Mir fängt es an etwas langweilig zu werden, denn früher stand der erste Abend der Ankunft im Zeichen des Kofferpackens und Kleidung waschen.
Alles schon vorher erledigt!
Wir verbringen den Abend dementsprechend entspannt auf dem Balkon und freuen uns auf die letzten beiden ganzen Tage.



 
16. Oktober 2019: Las Vegas (Death Valley)
Und noch einmal wecken uns die Smartphones sehr früh, denn noch vor 8 Uhr fahren wir ins Death Valley. Weshalb? Weil es es gibt! 

Traditionsgemäß halten wir in Pahrump beim Walmart und gegen 11 Uhr etwa erreichen wir Furnace Creek, wo uns der erste Weg ins Visitor Center führt.



Und das ist heute ohne Strom: Die übliche Ausstellung versinkt im Dunkeln und auf den Tresen erleuchten drei Gaslaternen die Gesichter der Ranger. Der interessante Film über den Park muss heute pausieren und damit etwas frische Luft in die Räumlichkeiten gelangt, wurde ein riesiges Gebläse in Betrieb genommen. Das funktioniert, offensichtlich gibt es ein Notstromgerät.
Nebenan auf der Ranch ist man gerade dabei, das Post-Office abzureißen, das uns nun schon seit unserem ersten Besuch 1993 26 Jahre begleitet. Schade, nichts bleibt mehr, wie es einmal war.
Auf dem Weg hierher kam uns der Gedanke, wir hätten ja die Schwimmsachen mitnehmen können um in Stovepipe Wells in der Pool zu hüpfen. Also schauen wir hier in Furnace Creek im General Store nach Badekleidung. Wir fragen uns, ob uns das $60 wert ist und beschließen, dass der Pool im Platinum auch ganz nett ist.

Er geht weiter nach Stovepipe Wells und dort wieder in den General Store.
(Mir fällt eine nicht ganz ernstgemeinte Frage ein: Wer ist eigentlich der General mit dem Namen "Store", den man hier an jeder Ecke trifft? Anita bestätigt die Ernsthaftigkeit meiner Frage und ergänzt, dass dieser General oft unterstützt wird von einem seiner drei Adjutanten "Closed", "Open" oder auch dem Kollegen "Sorry")
Aber zurück: Hier gibt es weder Badekleidung noch Strom aber eine Erklärung, weshalb es heute keinen Strom gibt: Heute wird eine neue Powerline gezogen und dazu muss von heute morgen 7 Uhr bis heute abend der Strom abgestellt werden.
Mir kommt ein Verdacht, dem ich nachgehen und der sich bestätigt: Der Pool ist heute wegen des Stromausfalls (Pumpe, Filter...) ebenfalls geschlossen.


Wir hätten uns ja sowas von geärgert, wenn wir vorhin für den geschlossenen Pool die Badesachen gekauft hätten.
Aber dafür erleben wir im Store etwas und glauben unseren Augen kaum zu trauen:
Wir kaufen vier Artikel a $2,25. Die Kassiererin, die heute ohne den Strom und somit auch ohne Kasse auskommen muss, ist nicht in der Lage, den Preis im Kopf auszurechnen.
Sie nimmt einen Taschenrechner und statt den Preis des einzelnen Artikels mit vier zu multiplizieren, rechnet sie tatsächlich:
2,25 + 2,25 + 2,25 + 2.25 = 9,00

Wir zahlen mit einem $20-Schein und auch hier greift sie zum Taschenrechner:  20-9=11
Das ist schon ein Erlebnis.

Bevor jetzt vorschnell ein Urteil über die Amerikaner laut wird: Vor ein paar Jahren haben wir eine fast ähnliche Situation in einem deutschen Restaurant erleben dürfen.

Die Zeiten ändern sich und da heute jeder ein Handy hat werden die Festnetztelefone überflüsssig. So auch das öffentliche Telefon am General Store, auf das wir viele Jahre zurückgegriffen haben.



Zurück in Vegas cruisen wir noch über den Strip, bringen noch was in den Storage und landen dann doch endlich mal beim Denny's.
Wo gestern noch eine lange Warteschlange uns den Appetit verdorben hat, verteilen sich nun mit uns zusammengerechnet acht Gäste auf das Restaurant. 


Bei Nacht geht es dann für schöne Aufnahmen noch in den Pool und dann war es das auch schon für diesen Tag.

 
16.Oktober 2019: Las Vegas von Pool zu Pool
Der Morgen beginnt -nach einem Frühstück auf dem Balkon- sobald die Sonne auf den Pool scheint im Pool und endet abends ohne Sonne wieder mit dem Pool.
Dazwischen liegen einmal Cruisen über den Strip, Aufnahmen am Las Vegas-Schild, einmal kurz am Storage vorbeifahren und ohne jegliches Shopping.

Am Abend essen wir dann noch ein Teil der Reste aus der Wohnmobil-Phase. Insgesamt sind wir mit den Vorräten gut hingekommen und müssen morgen nur recht wenig wegschmeißen. Allerdings haben wir den Vorteil, dass wir einige wenige Dinge, z.B. Konserven, auch im Storage bis zum Frühjahr kommenden Jahres lagern können.
 
17.Oktober 2019: Las Vegas - Frankfurt
Nun neigt sich unser Trip (fast) endgültig zu Ende. Gestern Abend haben wir noch einen "Schlachtplan" für heute entwickelt und der wird auch fast pünktlich umgesetzt.

Um 5 Uhr gehen die Wecker aber erst gegen 6 Uhr stehen wir endlich auf.
Nur noch die letzten Teile, die wir für die Morgenhygiene brauchen, werden noch verstaut, entweder kommen sie mit heim oder sie wandern in den Storage.
Um 7:30 Uhr wird ausgecheckt. Ein letztes Übernehmen unseres Autos nach dem Valet Parking und dann sitzen wir auch schon im Auto auf dem Weg zum Storage.

Wir merken, dass der jetzige Storage, den wir seit einiger Zeit haben, deutlich weiter weg liegt als der alte, der quasi auf dem Weg zum Flughafen lag.
Ein letztes Verstauen und Abschließen des Storages und schon geht es wieder zurück in Richtung Auto-Vermieter.
Wir sind so früh hier, falls es doch noch zu Schwierigkeiten mit der Rechnung kommt und die zusätzlichen $700 nun doch wieder auf der Abrechnung stehen. Aber nein, alles ist bestens, die Rechnung ist okay und so nehmen wir Abschied von unserem kleinen 300er.

Mit dem Shuttle geht es zum Airport. Natürlich sind wir so früh, dass die Schalter noch nicht geöffnet sind. Langsam bildet sich eine Warteschlange vor dem Schalter, die wir heute entspannt beobachten können. Da wir uns auf dem Rückflug  für einen Business-Flug entschieden haben, können wir abwarten bis der gesonderte Schalter öffnet. Das tut er dann auch und nach wenigen Minuten sind wir schon abgefertigt.

An der Sicherheitskontrolle können wir heute an der riesigen Schlange vorbei die TSA-Pre-Line nutzen. Das hat im Frühjahr aus irgendeinem Grund nicht geklappt.
Die Sicherheitskontrolle passieren wir innerhalb von etwa zwei Minuten, wobei auffällig ist, dass alle anderen Fluggäste durch den sog. "Nackt-Scanner" müssen, während die Passagiere der TSA-Pre-Line nur durch den Metalldedektor gehen brauchen.
Die nächsten zwei Stunden verbringen wir in der Lounge im Terminal 3. Im Vergleich zu den wenigen anderen Lounges, die wir bisher kennengelernt haben, ist hier noch sehr viel Luft nach oben. Es gibt keine Relax-Liegen und die kulinarische Seite ist sehr übersichtlich.

Von hier aus geht es zum Gate D22. Wer den Film "Ocean 13" kennt, erinnert sich vielleicht an die Schlussszene, in der Brad Pitt und George Clooney am Flughafen sitzen und sich verabschieden. Das ist genau dieses Gate 22, wobei sich die Anzeigetafel zwischenzeitlich geändert hat.

Vor knapp drei Wochen sind wir zu unserer Überraschung bereits hier gelandet, war doch dieses Terminal früher nur für Inlandsflüge vorgesehen. Das scheint sich nun geändert zu haben.

Da wir beide in der ersten Sitzreihe sitzen werden, dürfen wir auch schon als einer der ersten ins Flugzeug.
Das Pre-Boarding, die Fast-Lane bei der Sicherheitskontrolle und dass das Gepäck voraussichtlich als erstes aufs Gepäckband gelangt, sind alles nette Annehmlichkeiten, auf die wir durchaus verzichten könnten, wenn sich dadurch der Preis für die Business-Class senken würde. Uns geht es hauptsächlich um die Bequemlichkeit in den Sitzen und die ist auch hier bei der Condor überzeugend.

Mit einem Knopfdruck bewegt sich der Sitz in eine bequeme Liege oder noch besser in eine Schlafposition. Wir haben nun eine durchgängige Liegefläche, die im Vergleich zu anderen Airlines nur einen Schönheitsfehler hat: Die Schlafposition ist nicht 100% horizontal sondern der Kopf liegt etwas höher als die Füße. Mich stört das weniger als Anita, die ihren Fuß im Moment möglichst hoch legen soll.

Ursprünglich sollten wir zehn Minuten später als geplant starten doch aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens verzögert sich der Start noch um weitere zwanzig Minuten, dennoch soll unsere Ankunft in Frankfurt planmäßig erfolgen. 10,5 Stunden liegen nun vor uns.

Der Service an Board ist uneingeschränkt bestens: Die Crew ist sehr freundlich und äußerst zuvorkommend. Auch das Essen ist geschmacklich hervorragend, wenn auch für unsere Verhältnisse insgesamt zu viel. Die Menükarte ist ein Blick wert:



Das eine ist ja, was auf der Karte steht und das andere, wie es dann im servierten Zustand aussieht und schmeckt. Zusammengefasst: Alles optimal!

Kurz nach dem Start beginnt die Crew mit dem Service und mit einer kurzen Pause aufgrund von Turbulenzen sind wir nach drei Stunden mit dem Essen durch und können endlich das Knöpfchen für "Schlafposition" drücken.
Obwohl Anita diejenige von uns ist, die im Flugzeug meist nicht schlafen kann, hat sie heute keine Probleme damit. Und somit vergeht der Flug im Schlaf.



Wir landen pünktlich und zum Glück an einem Finger und nicht wieder -wie bei Condor häufiger- auf der Vorfeldposition, denn Anita hätte arge Schwierigkeiten, die Treppen der Gangway runterzugehen.
Alles läuft prima und unser Gepäck nehmen wir auch sehr schnell am Gepäckband auf.

Die nächste Station ist nicht erwartungsgemäß der Bahnhof am Flughafen sondern wieder das Hotel. Wie bereits im Frühjahr erprobt nächtigen wir erneut im Sheraton. Zum einen ist es ein schöner und runder Abschluss unseres Urlaubs, zum anderen müssen wir uns zwangsläufig an die hiesigen Zeiten gewöhnen.

Wir cruisen zu Fuß zwischen Lounge und Sauna und tippen jetzt die letzten Zeilen, bevor es dann morgen endgültig mit dem Zug auf die Heimreise nach Köln gehen wird.

Wieder einmal liegt ein toller Urlaub hinter uns, der diesmal gespickt mit Unzulänglichkeiten war:
Der Ärger über den Aufpreis im Sheraton gleich am ersten Tag
Die Horrorrechnung von Hertz bei der Übernahme des Mietwagens
Der Laptop, der nicht richtig funktioniert hat
und vor allem:
Anitas kleiner Unfall, der unsere Hike-Planungen weitgehend hat schrumpfen lassen.

Demgegenüber stehen die viele Dinge, die gut funktioniert haben:
Die Wanderungen auf dem Padre-Trail, den wir trotz Anitas Unfall gesund beenden konnten
Dass Anitas Fuß "nur" umgeknickt und nicht gebrochen ist
Der White-Owl-Canyon-Trail, an dessen Ende wir trotz des verlorenen Weges noch gesund am Camper angekommen sind
Unser Camper, der uns trotz seiner 60.000 Meilen auf dem Buckel bequem, sicher und leise über 1000 Meilen durch die Landschaft gefahren hat
........
Es gibt bestimmt noch weitere Aspekte...
Und dank Anitas zusammengebissenen Zähnen wurde aus unserer zwischenzeitlichen Tour "Full HD - Humpeln und Dösen" doch irgendwie wieder "Hiking and Driving".

Es war eine schöne Zeit und die begleitet uns nicht nur gedanklich in den nächsten Wochen sondern auch in Form von Bildern, die es jetzt heißt, zu bearbeiten um daraus eine Show zu machen.



Jetzt steht der Herbst an. Was habe ich auf Pinterest gelesen?
Am Herbst stört mich weniger, dass die Tage kürzer und die Temperaturen sinken. Es ist nur die Angst, bald schon wieder "Last Christmas" im Radio zu hören....

In diesem Sinne allen ein herzliches Danke, die uns die drei Wochen begleitet haben.


Anita + Hartmuth, 18.10.2019