Stand: 19.09.2023 (Version 1)

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 Reisebericht unserer
 
  Interims-Tour

GERMANY XXS
 

Warum "GERMANY XXS" ?
In Anspielung auf und im Vergleich zu unserer Tour "USA XXL" im Frühjahr des Jahres lassen wir es diesmal sehr ruhig und deutlich kleiner ausfallen und es ist nicht die USA sondern (Süd-)Deutschland dass wir bereisen werden.
Und es ist das kleinste Wohnmobil seit Beginn unserer "Wohnmobil-Ära" aber wir sind guter Dinge, dass es dennoch eine schöne Tour werden wird.
 
In den nächsten Tagen (ab Okt. 2023) wird es einen YouTube-Clip über diesen Urlaub geben. Schaut dann einfach mal hier rein

08.09.2023: Köln - Koblenz

Der Titel unserer Tour ist Programm und wir können gleich vorweg sagen:

der Urlaub wird nur ein Drittel so lang dauern wie im Frühjahr,

das Wohnmobil wird nur halb so lang sein

und Kilometer werden es auch weniger werden. 

 

Gegen 10:00 Uhr hole ich unseren Fiat in Hürth ab. Die Übernahme erfolgt ausgesprochen freundlich und sehr zügig und nach weniger als einer halben Stunde verlasse ich die Anlage in Richtung unserer Garage, wo wir bereits alle Utensilien gut organisiert zwischengelagert haben.

 

Fiat Wohnmobil

Denn anders als bei unseren bisherigen Wohnmobilen müssen wir auf den Platz achten, er ist bei weitem nicht so üppig wie wir das bisher gewohnt sind. Komplett beladen hole ich meine bessere Hälfte im Büro ab und schon geht es etwa 100 Kilometer südlich nach Koblenz.

Für uns ein absolutes Novum: Wir werden erstmalig wild campen, das heißt, wir werden den Wagen in der Nähe eines unserer Lieblings-Hotels in Koblenz auf der Straße abstellen. 

Fuesse auf dem Armaturenbrett

Bisher sind wir mit unserem Wagen richtig begeistert; er fährt sich fast wie ein PKW, leichtgängige Schaltung und was uns besonders erfreut ist, dass der Wagen bei diesem Verleiher erneut besser ausgestattet ist als im Prospekt beworben. So hat er beispielsweise zu unserer großen Freude ein Automatikgetriebe und auch eine Rückfahrkamera. Unser erster Weg führt uns in den Biergarten unseres Lieblings-Hotels, dem Contel in Koblenz,  wo wir gemütlich zu Abend essen. Das Wetter ist herrlich, die Sonne brennt und wir haben geschätzte 31 Grad.

Nachdem wir gesättigt sind geht es in unseren wenige hundert Meter entfernten Camper und wir sind doch ein wenig nervös, hier auf der Straße wild zu campen. 

Wir haben uns diesmal ganz bewusst für ein relativ kleines Fahrzeug entschieden um uns einmal ein Bild davon zu machen, ob diese Wagengröße auch für uns in den USA in Frage kommt. Denn mit dem riesigen Schiff, das wir Anfang des Jahres in den Staaten hatten, gab es gelegentlich Schwierigkeiten eine geeignete Campsite zu finden.

Bei der Auswahl des heutigen Fahrzeugs waren uns nur zwei Dinge wichtig: der Wagen sollte ein feststehendes Bett haben (wir haben keine Lust, jeden Abend unser Bett aufzubauen) und die beiden vorderen Sitze (Fahrer und Beifahrer) sollten drehbar sein. Hinsichtlich des letzten Punktes haben wir zwischenzeitlich gelernt, dass dies bei den Fahrzeugen in dieser Größenordnung wohl Standard zu sein scheint um den Platz im Wageninneren optimiert zu nutzen. Unsere Utensilien haben wir bereits vor unserem Besuch des Biergartens wohlüberlegt verstaut und nun sitzen wir in die von uns gewünschte "Lounge", das heißt, wir drehen die vorderen Stühle zueinander und lassen den Abend gemütlich ausklingen.

Was wir jetzt schon sagen können: Mit ziemlicher Sicherheit ist dieser Wagen so kompakt, dass er für uns beide im nächsten Urlaub in den USA auf keinen Fall in Frage kommt. Zum einen haben wir auf unseren USA-Touren wesentlich mehr Utensilien dabei und hier im Wagen ist es so eng, dass man genauestens planen muss, wer wann ins Bad geht oder in Richtung Bett will, weil zwei Personen können hier nicht aneinander vorbeigehen.

Recht aufgeregt legen wir uns in das Bett, wobei es zunächst heißt, eine kleine Stufe hinauf zu klettern. Es liegt sich hier ausgesprochen gut. Im Wagen ist es brütend heiß und im Gegensatz zu unseren Fahrzeugen in der Vergangenheit hat der Wohnraum keine Klimaanlage.

Wir behelfen uns, indem wir sämtliche Fenster öffnen und auf einen Hauch Durchzug hoffen.

 Nicht verängstigt aber dennoch sehr aufmerksam schlafen wir dann allmählich ein. 

 

09.09.2023 Koblenz - Königsbrunn 

Die Nacht war unspektakulär und weitaus weniger aufregend als erwartet bzw. befürchtet. Unser Bett, zu dem man etwas hochklettern muss, ist äußerst bequem und sehr großzügig bemessen und mit der von uns gewünschten Härte genau das, was wir bevorzugen, so dass wir gestern sehr schnell in den Schlaf versunken sind. Und die Nacht war ruhig, schließlich stehen wir in einem kleinen Industriegebiet nahe der Mosel und unmittelbar neben dem sehr bekannten Fahrradhersteller Canyon. 

 

Wir sind noch vor unserem Wecker, der standardmäßig auf 5 Uhr gestellt ist wach und unser Ziel, gegen 6 Uhr zu starten unterbieten wir noch mit 5:45 Uhr. Es liegen gut 400 km zwischen hier in Koblenz und unserem Ziel Königsbrunn bei Augsburg. 

Der Verkehr ist weitgehend gemäßigt, weshalb wir recht gut durchkommen. Eine Schrecksekunde widerfährt uns, als uns ein Baustellenfahrzeug sehr knapp und recht dreist vor uns einschert und Steinchen aufwirbelt, die auf unser Auto knallen. Im ersten Moment befürchten wir fast einen Schlag in die Windschutzscheibe, aber die genauere Überprüfung ergibt: wir haben noch mal Glück gehabt.

Der einzige Stau, der uns etwas ausbremst, ist genau vor dem Eichelberg und hier verlieren wir gut eine Viertelstunde unserer Reisedauer. Etwa gegen 12 Uhr kommen wir in Königsbrunn an und Anita bestätigt leider, was wir einige Zeit vorher zunächst befürchtet hatten: ein Riss in der Windschutzscheibe.

Bei genauerer Betrachtung stellen wir fest, dass es einen Riss am untersten Ende der Windschutzscheibe gibt, den wir bei der ersten Betrachtung nicht feststellen konnten und der sich mittlerweile gut 15 cm in Richtung Mitte vorarbeitet. Sofort nehmen wir Kontakt mit dem Vermieter auf, der uns um einige Foto-Aufnahmen bittet, mit denen er beurteilen kann, ob wir weiterfahren können oder nicht.

 

 

Das erledigen wir umgehend und einige Zeit später erhalten wir die zunächst beruhigende Nachricht, dass seiner Meinung nach sich der Riss nicht weiter vorarbeiten wird und wir selbst entscheiden können, ob wir die Scheibe auswechseln lassen möchten oder nicht. Wir entscheiden uns zunächst für den komfortableren Weg, sie nicht auswechseln zu lassen.

Unsere Familie in Königsbrunn erreichen wir gegen 13:00Uhr und markieren vorsichtshalber mit einem kleinen Kleber genau jene Stelle, bis wohin der Riss sich vorgearbeitet hat. Morgen können wir dann ganz gut ablesen, ob er weiter wandert oder stagniert.

Ach ja, tanken müssen wir auch noch bzw. genau genommen wollen. Unsere Anzeigenadel zeigt ca. 50% und wir errechnen, dass der Wagen etwa 9 Liter auf 100 km verbraucht.

Nicht schlecht im Vergleich zu unseren Fahrzeugen in den USA, bei denen 25 bis 30 Liter pro 100km an der Tagesordnung sind. 

Den restlichen Tag verbringen wir mit Familie. Wieder campen wir wild, oder sagen wir zumindest halbwild, denn unser Fahrzeug parkt auf einer kleinen Privatstraße und das ist alles von der Familie bereits organsiert worden.  

Unser Wohnmobil in Königsbrunn

Und bald schon und viel zu schnell vergeht dieser Nachmittag und Abend bis wir dann so etwa gegen 21 Uhr wieder unser kleines Zuhause aufsuchen und nach einem kleinen Umtrunk ins Bett fallen. Gute Nacht. 

10.09.2023 Königsbrunn - Grainau 

Wieder schlafen wir hervorragend in unserem Bett obwohl es bis 3 Uhr ziemlich geknallt hat. Denn die Feuerwehr hat ihr jährliches Fest und hat es im wahrsten Sinne ordentlich krachen lassen. 

Mit großem Schrecken müssen wir feststellen, dass der Riss in der Windschutzscheibe weiter fortgeschritten ist, obwohl wir überhaupt nicht gefahren sind.

Der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht hat wohl dafür gesorgt dass der Riss gut 3 cm vergrößert ist, allerdings mit einer Tendenz eher nach unten. Er scheint im wahrsten Sinne des Wortes die Kurve gekriegt zu haben. Ob das jetzt an dem Kleber oder anderen physikalischen Gegebenheiten liegt entzieht sich unserer Kenntnis. 

Nach einem gemeinsamen schönen Frühstück nehmen wir wieder Fahrt auf, wobei es sich Anita nicht nehmen lässt, endlich das Steuer für heute zu übernehmen. 

Sind wir gestern überwiegend über Autobahn gefahren bringt uns heute die Landstraße Bayern näher.

Kleine und große, aber stets idyllische Höfe zieren unseren Weg und dazwischen stoßen wir immer wieder auf Weiden mit Kühen und Schafen, deren Halsglocken unsere Aufmerksamkeit wecken.

Wir wissen also, wir sind im Süden Deutschlands angekommen. Nach gut zwei Stunden erreichen wir das Camp Resort Zugspitze, das wir vor drei Jahren schon kennengelernt haben und wir beide als besten Campingplatz bezeichnen, soweit wir halt welche hier kennen. Der Check-In ist eigentlich erst ab 15 Uhr vorgesehen, es wird jedoch darauf hingewiesen, dass man großzügigerweise den Platz schon vorher beziehen kann, soweit er bereits frei ist.

Und tatsächlich, unsere Nummer 38 ist schon frei, allerdings mit der Einschränkung,  dass unser eigenes Bad noch nicht gesäubert ist. Alles kein Problem.

Wir beziehen also unserem Platz und beginnen erstmal den Wagen mit Wasser aufzufüllen und anschließend mit Strom zu versorgen.  

Und dass sich das, was sich so einfach anhört, auch mal etwas schwieriger gestaltet, erzählen wir demnächst.....

Zunächst, und das ist neu für uns, müssen wir den Wagen mit Wasser befüllen, weil die Übergabe stets mit leerem Frischwasserstand erfolgt. Die Gründe, weshalb sich dies geändert hat, wissen wir nicht. Wir werden den Camper auch wieder leer abgeben müssen.

Also Wasserschlauch am Hahn neben unserem Badezimmer anschließen, was zunächst nicht klappen will, weil sich der Anschluss nicht drehen lässt.

Anschließend wenden wir den Wagen, weil der Schlauch trotz professioneller Abschätzung mit dem Auge ca. 50cm zu kurz ist. Hoffentlich beobachtet uns niemand.

Dann wieder den wagen drehen. Lediglich der Stromanschluss erfolgt zügig und ohne Zwischenfälle.

Die nächste Herausforderung lässt sich jedoch nicht lange auf sich warten: Zwar hört man die Wasserpumpe deutlich, es kommt jedoch kein Wasser an den Hähnen bzw. dem Boiler an. Ich vermute, dass Luft in der Leitung die Ursache ist. Es müsste doch funktionieren, wenn man die Pumpe nur lang genug laufen lässt aber dem steht der deutliche Hinweis in der Betriebsanleitung hingegen, dass die Pumpe nach nur einminütiger Laufzeit im Trockenen Schaden nimmt.

Wir öffnen den Wassertank und ich rüttel paar mal an der Pumpe. Das Problem haben wir schon vor drei Jahren einmal gehabt und hier riet uns der Vermieter, "mal ordentlich gegen die Pumpe zu hauen".

Nach mehrmaligem Rütteln und kurz bevor ich es aufgebe, wird die Pumpe beim Betätigen ganz leise.......nein, sie ist nicht defekt, sie kommt ihrer eigentlichen Aufgabe plötzlich nach und pumpt.

Großes Strahlen in zwei Wasserhähnen, einem Boiler und unseren beiden Gesichtern.

Wir genießen Sonne, Platz, Aussicht und Idylle...

2023-09-10 Anita und Hartmuth vor dem Camper

Gegen 16Uhr haben wir uns für die Sauna angemeldet, die wirklich ein Leckerbissen ist. Zwei Saunen und ein herrlicher Blick daraus in die Berge.

Vor drei Jahren während der Pandemie hatten jeweils nur sechs Personen und auch nur für eine Stunde (einschließlich Umziehen) Zugang, jetzt darf man so lange wie man will von 16Uhr bis 21:30Uhr und es sind noch nicht mal  Personen hier.

Wir essen heute im Schmölzel, einem netten Restaurant unterhalb des Camping-Resorts, denn heute ist Sonntag. Unser Campingplatz bietet mit seinem "Alpspitzblick" leider nur Montag und Dienstag jeweils von 18Uhr bis 20Uhr einen kleinen Grillabend an mit einer sehr kleinen aber leckeren Speisekarte. Das bewahren wir uns für morgen und übermorgen.

Der Schmölzel hingegen hält ein breites Angebot an Gerichten vor und ist preislich schon etwas gehobener aber wie wir feststellen können, gerechtfertigt.

Wir haben Glück und erhaschen noch gerade den letzten freien Platz auf der recht großen Terrasse. Es geht zu wie einem Bienenschlag: Kaum wird ein Tisch frei, steht der nächste Gast schon in den Startlöchern.

Wir bewundern die Bedienungen und unsere Kellnerin bestätigt ganz klar meine Vermutung, dass sie abends bestimmt weiß, was sie an dem Tag gemacht hat: "Ja, nur noch die Beine hoch und in die Wanne und sonst nichts mehr". (Natürlich im ursprünglichen bayerischen Dialekt, den wir so gerne hören).

Anita entscheidet sich für Original Kärtner Kaasnudeln und ich nehme einen Jack-Burger. Die Portionen sind mächtig und rechtfertigen den Preis also nicht nur qualitativ sondern auch quantitativ. Als wir vor drei Jahren hier waren beschwerten sich einige wenige Gäste in den damaligen Google-Rezessionen, dass das Wiener Schnitzel so dünn gewesen sei. Wir können uns das nur erklären, dass diese Gäste kein echtes Wiener Schnitzel kannten und es mit einem Schnitzel Wiener Art verwechselt.

Abends geht es dann wieder in die bereits erwähnte Lounge, also das Umdrehen der Vordersitze, schöne Musik hören und plaudern.

Und plötzlich ist es schon 22Uhr und morgen müssen wir doch wieder früh raus.

Gute Nacht!

 

11.09.2023 Grainau (Höllentalklamm)

Heute steht eine Wanderung auf dem Plan:

Start wird sein die Kreuzeckbahn-Talstation, mit der Bahn geht es dann hoch zur Kreuzeckbahn-Bergstation und von hier aus zu Fuß durch die Höllentalklamm bis nach Hammersbach. Der Fußweg ist etwas mehr als 10km lang, jedoch folgt nach dem ersten Aufstieg um ca. 240 Meter ein Abstieg um 1000 Meter. Also ein guter Hike steht uns bevor. Doch die Praxis ist oft anders:

 

Die Wecker klingeln sehr früh. Rucksäcke und Fotoapparate haben wir natürlich schon gestern vorbereitet. Vor dem Abmarsch genießen wir unsere Morgenhygiene  im eigenen Badezimmer, ein Komfort, der nicht zu unterschätzen ist.

Um die erste Bergfahrt um 8:30Uhr zu erreichen gehen wir um 7:45Uhr los. Doch dann die Erkenntnis, das etwa nicht stimmt. Google-Maps zeigt uns seinen Fußweg an, den wir nicht mehr nehmen können. Wir erinnern uns, dass wir damals vom Campingplatz aus direkt über einen Feldweg in Richtung Seilbahn gehen konnten. Doch jetzt ist ein Zaun davor, vielleicht hat es ja Ärger mit dem Bauern gegeben, denn es stehen Schilder, dass man auf keinen Fall etwas über den Zaun werfen darf (Sorry, aber welcher gesunde Mensch macht denn auch so etwas?) und auch nicht überklettern darf.

Aus dem ursprünglich 1,8km langen eingeplanten Weg wird nun eine 2,8km lange Strecke und die schaffen wir nicht bis zur ersten Gondel. Mit sehr zügigem Schritt sind wir doch schneller als befürchtet und erreichen die Talstation exakt in dem Moment, als der Betrieb aufgenommen wird.

Es ist wenig los in der Gondel und von oben schauen wir auf die im Moment im satten Grün liegend Kandahar, im Winter einer der anspruchsvollsten Skistrecken der Welt.

Anita in der Kreuzeckbahn

Oben angekommen halten wir uns nicht lange auf und gehen sofort los.

Zunächst heißt es die 240 Höhenmeter , die je nach Beschreibung auch mal 270 Meter sind, zu bezwingen. Das Wetter ist angenehm warm und so kommen wir doch recht schnell ins Schwitzen.

Der Weg ist steinig,

Anitas Schuh

aber die Ausblicke beeindruckend

 

Blick beim Aufstieg nach unten ins Tag

und lassen die Mühe etwas vergessen.

Unsere erste Station und zugleich deprimierender Orientierungspunkt ist das Hupfleitenjoch.

 

Hupfleitenjoch Schilder

Hier im Süden werden Traillängen oft in Minuten statt in Kilometern angegeben, was unserer Meinung nach ziemlich realitätsfremd ist. Denn woher weiß das Schild, wie schnell oder langsam ich laufe?

Mal ein Beispiel: Unsere heutige Strecke soll man gemäß der Schilder in vier Stunden laufen, Wanderführer veranschlagen hingegen etwa sechs bis sieben Stunden. Wen nimmt das Schild als Grundlage? Usain Bolt???

Wir müssen leider erkennen, dass die hoffnungsvoll klingenden Schilder nicht mit unserer Kondition vereinbar sind. Viel zu lange sind wir schon unterwegs um den Schildern genüge zu tun.

Doch von nun an geht es bergab:

Anita vor dem Hupfleitenjoch abwärts

Rund 1000 Tiefenmeter liegen nun vor uns. Zum Vergleich: Das ist im Vergleich zum Grand Canyon etwas mehr als der Abstieg vom South Rim über den Bright Angel Trail bis zu Indian Garden.

 

Anita steigt ab

Der Weg hat einen ausgeprägten alpinen Charakter, geht fast ausschließlich über Geröll und Kies, unterbrochen von einigen Passagen mit angelegten Stufen. Und gerade hier hat Anita ganz klar ein noch größeres Handicap als ich schon , denn sie ist noch weniger groß als ich und so mancher Tritt wird für uns fast zu einem kleinen Hindernis. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich vorgeschlagen hatte, unsere Wanderstöcke daheim zu lassen und Anita sich noch größere, mir nicht widersprochen zu haben. Nun können wir argumentieren, dass wir beide keine Ahnung über die Trailbeschaffenheit hatten und dennoch hätten wir sie einfach mal mitnehmen sollen.

Und hier sei noch erwähnt: In einem kleinen Führer des Alpenvereins wird dieser Weg als mittelschwer eingestuft, was uns schwer fällt, nachzuvollziehen.

Erst später erfahren wir in einer anderen Plattform:

"Das weitere Teilstück zwischen Höllentalangerhütte und Hupfleitenjoch ist ein Hochalpin-Weg und ist als schwer einzustufen. Achtung, es besteht Absturzgefahr und ist daher nur für konzentrierte und geübte Alpinisten" (Camper.Help, 2023)

Während wir anfänglich fast allein und einsam auf dem Weg waren und nur vier andere Hiker sahen, die wir immer wieder gegenseitig überholten kommen uns nun plötzlich fast scharenweise Wanderer entgegen. Ein sicheres Indiz, dass wir gleich unser nächstes Etappenziel erreichen werden, die Höllentalangerhütte, ein beliebtes Ausflugsziel, meist derer, die von unten kommen.

Höllental Angerhütte, Überblick

Wir haben Glück und finden noch einen letzten Platz im Halbschatten. Ich schätze, das fast 100 Wanderer hier Rast machen.

Es gibt eine Auswahl an typisch regionalen Speisen und Getränken und die Preise sind naturgemäß recht hoch. Uns kommt zugute, dass wir auf einer anstrengenden Wanderung nichts essen und nur wenig trinken können und so bleibt es bei zwei Tassen Kaffee und zwei Apfelschorlen. Knapp 20€ sind fällig, mit Trinkgeld 23€.

Rund 3,5 Stunden liegen nun seit dem Start oben an der Bergstation hinter uns und damit sind wir schon eine Stunde länger unterwegs als uns das Schild beim Start "versprochen" hatte. Ich sehe schwarz, dass wir um 16Uhr in der Sauna sitzen. Was wir für uns ganz persönlich feststellen können: Diese Art der Schilder motiviert uns gleich null!

Nach geschätzter halben Stunde, die wir für unsere Reanimation, dem Durstlöschen, dem Toilettengang und dem Eincremen mit starker Sonnencreme verbracht haben, geht es weiter.

Und zwar noch viel weiter nach unten. Die Trailbeschaffenheit ändert sich nicht und wir mühen uns über den alpinen Weg ab.

Etwa 80 Minuten später stehen wir vor den Hinweisschildern, die den Eingang zur Höllentalklamm zieren.

Eingang Höllentalklamm 

Der Eintritt für uns kostet 6,00€ pro Person. Nicht wundern, denn es sind noch ein paar Heftchen im Umlauf, auf denen noch 5,00€ eingedruckt sind.

Zunächst passieren wir die traurigen Überreste eines Schutzwalls, das ursprünglich dazu gedacht war, Felsen und Unrat aus der Klamm fernzuhalten. Aber irgendetwas war stärker als dieses massive Gatter.Höllentalklamm_Schutzgitter

Mit welcher Wucht das Wasser hier hineinströmt lässt sich gut an den großen Steinen erkennen, die sich in das Stahlgitter hineingeklemmt haben.

Vor drei Jahren waren wir ja in der etwa 700Meter langen Partnachklamm, die uns sehr beeindruckt hat aber hier die Höllentalklamm erscheint uns deutlich länger und wesentlich nasser.

Und tatsächlich ist sie mit rund 1,5 Kilometern gut doppelt so lang und wenn wir unsere T-Shirts ansehen auch wirklich nasser. Das Wasser kommt von unten hochgespritzt, von der Seite benetzt uns die Gischt und vom Felsen tropft das Wasser von oben. Beim Auto würde man quasi eine Rundumwäsche ordern.

. Vier Jahre lang Bauzeit hat es benötigt bis dieser Weg 1905 eröffnet werden konnte. Der Weg führt teilweise direkt neben dem Wasser, teilweise durch in den Fels gebohrte Tunnel, die wenig beleuchtet ebenso gespenstisch wie leider auch sehr rutschig sind.

 

Höllentalklamm_Anita am Ende des Tunnels

 

Rund eine halbe Stunde benötigt man laut Beschreibung im Reiseführer für die Klamm bis man zum Eingangshäuschen (für uns das Ausgangshäuschen) gelangt. Wir hingegen brauchen eine komplette Stunde, was diesmal nicht einer fehlenden Kondition sondern den vielen Fotos geschuldet ist. 

Höllentalklamm_Überblick

 An der Höllental-Eingangshütte (oder eben für uns Ausgangshütte) wird die entsprechende Gebühr fällig, damit sich das Drehkreuz öffnet.

Und nun für Geizhälse oder die, die um jeden Preis sparen wollen/müssen: Man könnte vor dem Häuschen umdrehen und zurückgehen. Dann zahlt man nix und hat gleich einen doppelt so langen Weg in der Klamm. :-)

Aber diese Sparsamkeit sollte man wirklich sehr kritisch sehen: Einerseits wird einem für 6€ viel geboten und noch wichtiger: das Geld ist gut angelegt, denn der Erhalt der Begehbarkeit ist immens aufwändig und teuer. Hier seien nun einzelne mobile Brücken erwähnt, die zu unserem Erstaunen im Frühjahr auf- und im Herbst abgebaut werden.

 

Zwischen hier und dem Ende des Trails in Hammersbach an der Bushaltestelle sind es noch etwa drei Kilometer und immer noch weiter nach unten. Bezüglich der Kondition fallen uns Steigungen meist schwerer als Gefälle, die wiederum gehen aber auf die Knochen. Wir merken im Rücken und in den Knien das zwangsläufig permanente Abfedern des Körpers und langsam haben wir "die Nasen voll".

Gegen 16:40Uhr erreichen wir endlich Hammersbach und freuen uns auf den Bus, der uns zurück zum Campingplatz fahren soll, doch der fährt nur stündlich und ist gerade von einer Viertel Stunde hier losgefahren.

Hier treffen wir zufällig auch unsere Nachbarn vom Campingplatz, die ebenfalls ziemlich kaputt sind und sich ärgern, dass er Bus gerade weg ist. Sie nutzen die Zeit sinnvoll und gehen Einkaufen.

Zu meinem Erstaunen schlägt Anita, die ziemlich erschöpft ist, vor, die 2,6 Kilometer zum Camper zu laufen. Fürsorglich schlage ich vor, dass wir ja lediglich eine oder zwei Station gehen können, damit die Zeit gefühlt etwas schneller vergeht, und wir dann an der entsprechenden Station einsteigen können.

Wir gehen also los und was passiert zwei Stationen weiter?

Der Bus kommt etwas verfrüht an und vorne lesen wir: "Bus ist voll, kein Einsteigen möglich".

Jetzt schwellen nicht nur unsere Füße sondern auch unsere Hälse an. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als den Rest auch noch zu gehen.

Im Camp angekommen heißt es kurz frisch machen und sofort zum Grillabend ins Bistro Alpspitzblick zu gehen, wo wir tatsächlich auch hier wieder den letzten freien Tisch draußen erhaschen. Die nette Bedienung kennen wir noch aus unserem Besuch vor drei Jahren und wieder hat sich nichts an ihr geändert: aufmerksam, freundlich und richtig lustig.

Anita entscheidet sich für ein Putensteak und ich für einen Grillteller. Wir müssen hier einfach etwas erklären, weshalb es uns hier hin zieht: Es ist hier weniger ein Restaurant als eher Grillen mit Bekannten. Die Atmosphäre ist sehr locker, Gespräche mit dem Nachbartisch ergeben sich automatisch, neben uns steht der Koch am offenen Grill und die Zutaten am Buffet machen den Eindruck, als hätte Mutter sie für ihre Liebten zusammengestellt.

Und gegen 20Uhr geht es dann noch einmal in die vorreservierte Sauna, diesmal mit Blick in den Nachthimmel. Oben auf dem Berg erkennen wir noch die Lichter an der Kreuzeckbahn-Bergstation und  dem Kreuzeckhaus.

Na ja, den Rest dieses tollen Tages verbringen wir wieder in unserem Bus in unserer Lounge :-)

Übrigens bestätigen unsere

 

12.09.2023 Grainau (Zugspitze)

Wir entscheiden uns gegen ein frühstück im Bus und wollen das auf der Zugspitze nachholen.

Der erste Bus in der Nähe des Campingplatzes fährt um 7:30Uhr. Wie wir nunmal sind stehen wir bereits um 7:10Uhr an der Haltestelle und nur ein junges Pärchen steht vor uns. Nach und nach kommen immer mehr hinzu und ich befürchte schon, dass einige nicht mehr mitkommen werden, falls der Bus sich füllt.

Und dann passiert die Unverfrorenheit schlechthin. Der Bus hält und statt geordnet einzusteigen drängeln die, die zuletzt kommen, als erste rein. Und da sagen wir: Das hätte es in den USA nicht gegeben. Hier hat man Benehmen und Respekt voreinander und steigt in Reihe und Glied ein.

Wir haben Glück und passen wirklich noch so gerade rein. Ich koche innerlich.

Nach gut einer halben Stunde halten wir an der Talstation der Seilbahn Zugspitze und wir beeilen uns, diesmal möglichst vorne zu sein, was uns auch gelingt.

 

Zugspitze Talstation

 

Wir sind die ersten die ein Ticket erstehen. 68€ pro Person werden für eine Kombination Berg- und Talfahrt aufgerufen. Wir stehen so irgendwo zwischen "Unverschämtheit" und "Verständnis", doch dazu gleich noch.

Im Wartebereich der Gondeln stehen wir tatsächlich in erster Reihe und plötzlich merken wir, dass die beiden "Damen", die sich schon im Bus radikal vorgedrängelt haben, neben uns stehen und sich Zentimeter für Zentimeter nach vorne vor uns bewegen wollen. Als sie dann auch noch zu ihrer Freundin sagt: "Wir müssen uns beeilen, damit wir gleich einen Platz ganz vorne haben" platzt mir dann doch mal ausnahmsweise der Kragen und weise sie sachlich und bestimmt auf ihr Verhalten an. Einsicht ist etwas anderes aber zumindest traut sie sich dann doch nicht beim Öffnen der Türen mit einem Art Bodycheck vorzudrängeln.

Und so kommen wir in den Genuss eines guten und gerechten Platzes direkt hinter der Scheibe nach vorne blickend.

Zugspitze BergfahrtVerständnis für den hohen Preis kommt auf, wenn man speziell diese Seilbahn näher betrachtet. 2017 wurde die alte Seilbahn nach 55 Jahren Betriebszeit abgerissen und machte der jetzigen Platz, die drei Weltrekorde aufgestellt hat:

1. Es gibt nur eine einzige Strebe im verlauf der ganzen Seilbahn und die ist mit 127 Meter einzigartig auf der Welt.

2. Die Länge zwischen der ersten und einzigen Strebe hin zur Bergstation ist 3213m lang: Weltrekord.

3. Der Höhenunterschied, den die Seilbahn zwischen der Talstation und der Bergstation nehmen muss, beträgt 1945m: nochmals Weltrekord.

 

Wer sich ein Bild vom Bau dieser Seilbahn machen möchte sollte sich unbedingt die Dokumentation auf YouTube ansehen. Dann wird klar, dass das, was wir hier so einfach nebenher nutzen, ein Meisterwerk an Planung, Logistik und Montage ist.

 

Oben angekommen laufen wir ein wenig über die Plattform und stellen fest, dass die Aussicht wesentlich besser als vor drei Jahren ist, was allerdings auch nicht schwer ist: Damals gab es Schnee, Nebel, wir sahen fast nichts und lausig kalt war es obendrein.

 

Zugspitze Panoramablick

Jetzt aber genießen wir die Sonne und verlassen für ein paar Minuten die Bundesrepublik Deutschland und spazieren auf die österreichische Seite. Heutzutage ist das ein Kinderspiel und würde man nicht mit Schildern darauf hingewiesen so käme man gar nicht auf den Gedanken. Früher war das anders, denn es gab seinerzeit eine Grenzstation.

Alte Zollhütte 

Wir stellen fest, die Unterschiede von Österreich und Deutschland sind hier droben gar nicht so groß.

Die Plattform füllt sich allmählich mit Besuchern, halbstündlich kommt eine der beiden Gondeln oben an und flutet die Bergstation mit Interessenten.

Im Gegensatz zu unserem letzten Besuch ist der Übergang zum Gipfelkreuz nicht gesperrt und Anita merkt mir schon an, dass es mich reizt. Genauestens sehe ich mir an, welche Stufen zu überwinden sind und welche Kletterkünste erforderlich sind. Nach paar Minuten bin ich überzeugt, der Herausforderung gewachsen zu sein und marschiere los.

Aus der darunterliegenden Etage ist es über einige Stufen möglich in Richtung des Felsens zu klettern und von da an es geht über Kletterstufen und nackten Fels nach oben.

Zugspitze Hartmuth klettert hoch

Vor mir bremst mich eine junge Frau aus, hinter mir wird gedrängelt. Ich höre nur von einen offensichtlich Erfahrenen, dass er froh ist, dass heute so wenige hier aufsteigen und er vermutet, dass es gegen Mittag voller werden wird. Anita kennt ein Bild aus der Corona-Zeit, als sich hier Schlangen bildeten.

Der Aufstieg ist an sich gar nicht schwierig allerdings ist er nicht ganz ungefährlich. Die Tritte und Haken sind gefühlt eisigkalt und etwas rutschig und oben auf dem Grat, bei dem es zu jeder Seite tief in den Abgrund geht, rutschen alle lieber auf dem Po nach vorne als zu gehen. Nach nur sieben Minuten des Aufstiegs komme ich am Kreuz an und Anita schießt von der Plattform gegenüber das obligatorische "I was here-Picture", das nun eher "He was there-Picture" betitelt werden müsste.

Zugspitze Hartmuth am Gipfelkreuz

Zügig aber ebenso vorsichtig geht über den selben Weg zurück und wir "feiern" den Gipfelsturm im Café bei einer Bretzel und einem herrlichen Blick auf das, wo ich kurz vorher war, das Gipfelkreuz.

 

Es stellt sich uns die Frage, wie wir nun wieder runter kommen. Eine Möglichkeit ist, mit der vorhin benutzten Seilbahn wieder nach unten zu gelangen oder aber alternativ mit zwei Bahnen/Gondeln und einer Zwischenstation zu Tal zu fahren. Für Letzteres entscheiden wir uns erneut.

Zunächst geht es mit der Gletscherbahn auf 2600m zur Zugspitzplatt.

Man merkt den Höhenunterschied, hier ist es gefühlt schon einige Grade höher als auf er Zugspitze.

Zugspitze Zugspitzplatt

Gut eine dreiviertel Stunde müssen wir auf unseren Anschluss warten, bis wir in die Zahnradbahn steigen, die uns zur Talstation bringen wird. Wir sind etwas überrascht, macht der Zug doch einen etwas neueren Eindruck als vor drei Jahren. Im Verlauf des späteren Abend werden wir dann von einem Tischnachbarn erfahren, dass wir vor drei Jahren wohl zufällig und ohne Wissen eine Fahrt in einer historischen Bahn erleben durften.

Unten im Tal geht es dann wieder gut 2,5km zu Fuß zurück zu unserem Camp.

Gegen 16Uhr ist wieder die Sauna reserviert und wir sind mutterseelenallein. Nach drei Saunagängen stehen wir um 18Uhr auf der Matte zum Burger-Essen im Bistro Alpspitzblick.

Der selbe Tisch, der selbe Tischnachbar (der mit dem Fachwissen bezüglich der Zahnradbahn), die selbe freundliche Crew aber ein anderes Essen aber wieder frisch zubereitet.
Man kann auswählen zwischen Cheeseburger und Cheeseburger mit Bacon. Na ja, für die Vegetarier gibt es auch noch einen Veggie-Burger.

Wir essen gegen die Zeit, denn wir sitzen wieder auf der Terrasse und unsere Regenradar-App signalisiert uns für 19Uhr einen starken Regen. Vorsichtshalber haben wir unsere Regenjacken mitgebracht, denn die brauchen wir auch, da der Regen pünktlich zur prognostizierten Zeit beginnt und er endet mit einem mehrstündigen Regen und Hagel. Wir befürchten dabei im Auto sitzend um unsere Windschutzscheibe und hoffen, dass der Riss nicht noch größer wird. Aber irgendwann beruhigt sich das Wetter dann doch.

Und wieder endet ein weiterer Tag. Gute Nacht.

 

13.09.2023 Grainau - Bodensee

Der Morgen erwacht und dicke Wolken über uns geben Zeugnis ab der vergangenen Nacht. Alles ist feucht und klamm als ich gegen 8Uhr bei der Rezeption die vorbestellten Bretzeln abhole.

Zugspitze Morgenatmosphäre

Das ist diesmal das erste Mal, dass wir Bretzeln vorbestellt haben, denn man muss die Bestellung bis spätestens 16:45Uhr am Vortag abgegeben haben und da waren wir jeweils noch unterwegs.
Unsere "Kassette", also der Toilettenabwassertank lassen wir im Butler für 3,00€ automatisch entleeren, reinigen und mit entsprechender Chemie wieder fertig machen. Das ist eine sehr saubere, wenn auch etwas Zeit in Anspruch nehmende Annehmlichkeit. An der Stelle müssen wir dennoch noch einmal erwähnen, dass wir das amerikanische System, in welchen die Tanks über Abflussleitungen in entsprechende Dumpstations abgelassen werden komfortabler finden.
Camping Butler Bedienungsanleitung
Den Butler haben wir hier vor drei Jahren kennengelernt, das System war nagelneu und man hat uns bei der Prozedur noch über die Schulter geschaut.
Mittlerweile ist es an guten Campingplätzen etabliert und wir werkeln allein für uns.
Knapp 300km erwarten uns heute von Grainau aus nach Geyenhofen am Bodensee.
Die Fahrt verläuft ohne Zwischenfälle und der Riss in der Windschutzscheibe dehnt sich bei mäßiger Geschwindigkeit nur minimal aus.
Unterwegs begegnen uns interessante Brücken, über die ein gesicherter Wildwechsel ermöglicht wird. Sie nennen sich "Grünbrücke" oder auch "Wildbrücke".
Zugspitze Bodensee Wildbrücke

Kurz vor 14Uhr und damit genau während der Mittagspause der Rezeption erreichen wir den Campingplatz. Pünktlich öffnet die Rezeption und wir werden freundlichst empfangen und mit viel Informationen ausgestattet.
Die Anordnung der einzelnen Stellplätze ist wohl nicht ganz ungewöhnlich aber für uns völlig neu. In mehreren Kreisen stehen wir Wagen wir zu einer Wagenburgen.  Das kennen wir nur aus Western. Der Vorteil ist, dass man etwas mehr Sicht hat und nicht so ein Gefühl der Enge hat.Geyenhofen - Campingplatz
Nach dem Anschließen an das Stromnetz gehen wir ein Stückchen und das ist wirklich nur ein kurzes Stück, denn der Bodensee und ein Strandbad liegen quasi exakt vor der Tür.
Hier essen wir auch bei Wind und Wetter zu Abend. Denn es beginnt wieder zu tröpfeln und anschließend auch etwas mehr. Es ist das "Restaurant" des Strandbades oder aber auch "die Pommesbude", die es in jedem Schwimmbad zu geben scheint.
Die Preise sind moderat, die Auswahl ungewöhnlich breit gefächert und wenn wir wegen des Wetters nicht im Zelt sitzen müssten wäre es sogar richtig nett.
Wir trinken jeweils ein0,25 Glas Rotwein zu Currywurst (wie gediegen!) und die Gläser sind fast bis zum Rand gefüllt. Schon ungewöhnlich. Aber alles in allem: Wein und Wurt schmecken und der Service ist auch nett. Also alles richtig gemacht.
Leicht benebelt (nein, nicht vom Wein sondern vom Regen auf den Brillen) geht es wieder in den Wagen. Das Internet ist hier sogar so gut, dass wir auf den Laptops etwas in YouTube stöbern können.
Und nun wieder: Gute Nacht!

14.09.2023 Bodensee, Rheinfall von Schaffhausen
Ein lang ersehnter Plan wird heute umgesetzt bzw. Wunsch erfüllt: Endlich wollen wir uns den berühmten Rheinfall von Schaffhausen ansehen. Ist ja schon peinlich: Die Niagara-Fälle haben wir schon vor 20 Jahren besucht, den Rheinfall, der im Vergleich hierzu ja fast vor der Tür liegt, hingegen nicht.
Schon früh starten wir und verlassen nach knapp 10 Kilometer die Bundesrepublik Deutschland in die Schweiz, wo wir nach gut 20 weiteren Kilometern am Ziel ankommen.
Dieser Urlaub ist ein Vier-Länder-Urlaub: Deutschland, Österreich, Schweiz....und Bayern :-)
Die Parkplatzsituation ist recht entspannt. Es gibt mehrere Parkplätze und wir mit unserem Wohnmobil müssen auf den letzten. Vier oder fünf Minuten brauchen wir zum "Epizentrum".
Wir sind beeindruckt von den Masse an Wasser, die da Sekunde für Sekunde hinunterströmt und die Fotoapparate beginnen heiß zu laufen. Ich bin so auf den Rheinfall fixiert, dass ich ohne Anita vermutlich gar nicht erfasst hätte, dass es einen gut ausgebauten Fußweg gibt, der uns recht nah ans Hauptgeschehen bringt.
Sie Sonne strahlt und lässt die Wassermassen erstrahlen, und die unsere Gesichter.
Bodensee, Rheinfall, Bild 1
Endlich waren wir einmal hier und unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Bodensee, Rheinfall, Bild 2
Es stehen auch noch Bootsfahrten zum Wasserfall hin zu Verfügung aber auf die haben wir keine Lust, zumal wir mit unserem Besuch zu früher Stunde unbewusst clever waren.
Hartmuth liegt auf Liege Rheinfall

Denn jetzt füllt sich der Platz und die Wege deutlich, ein Bus nach dem anderen entlädt Touristen.
Wir sind "durchfotografiert" und gehen zurück zum Auto. Die knapp zwei Stunden Parken kosten 7 Franken. 5 Franken Grundgebühr und jeweils 2 Franken pro weiterer Stunde, das finden wir durchaus akzeptabel. Leider versäumen wir es zu schauen, ob die nahegelegeneren Parkplätze teurer gewesen wären. Es geht zurück und direkt hinter der Grenze halten wir beim Lidl. Ein aus unserer Sicht richtig cleverer Standort, denn ich denke, das viele Schweizer aus dem Grenzgebiet, wo die Lebenshaltungskosten deutlich teurer sind als bei uns, mal schnell zum Einkaufen über die Grenze kommen
Wir kaufen lediglich etwas Salat zu einem Mittagsimbiss ein und im.
späteren Verlauf des Tages geht es dann wieder in die "Pommesbude" im Strandbad. Jetzt aber scheint die Sonne, die Seitenwände der Zelte sind hochgeklappt, viele Tische stehen im Freien und das Essen (Salat bzw. Pizza) schmeckt ausgezeichnet. Von daher volle Punktzahl.
Am Abend trinken wir noch unseren üblichen Kaffee vor dem Camper und innen bei geöffneter Tür, denn ist noch richtig angenehm warm.
Ein toller Tag.

15.09.2023 Bodensee, Wanderung, Schwimmen
Um 7:30Uhr haben wir die Brezeln zum Frühstück beim Bäcker geholt. Hier muss man nicht vorbestellen sondern es gibt solange Ware bis sie ausverkauft ist.
Anschließend starten wir zu einer kleinen Wanderung, die wir in Komoot gefunden haben. Kriterium bei der Auswahl war, dass wir direkt von hie starten können ohne erst den Wagen abzubauen. Der Weg soll insgesamt 8km lang sein und na ja, er geht ein wenig durch die Felder, mal hin, mal her und wir gewinnen sukzessiv den Eindruck, dass hier jemand mal einfach spazieren gegangen ist und die Route aufgezeichnet hat. Nun gut, das haben wir in der Vergangenheit ja auch schon oft getan aber man wünscht sich ja doch in der Regel, dass es irgendwelche Highlight gibt, auf die man stößt: Ein besonderer Ausblick, ein origineller Baum  oder sonst was. Aber zumindest bewegen wir uns ein wenig.
Wer liest ist klar im Vorteil. Als ich die Route am Vortag entdeckt hatte, dachte ich, sie geht durch die Stadt/das Dorf und wir haben Gelgenehit, irgendwo einzukehren. Dem ist leider nicht so.
Aber es gibt doch noch ein Highlight, nämlich das Mia und Hermann Hesse Haus in Gailenhofen. Eigentlich wollen wir nur ein paar Fotos machen aber da werden wir schon angesprochen, was wir denn möchten.
Herrman Hesse Weg
Und so werden wir überzeugt, dass wir auf jeden Fall eine Besichtigung des Gartens und eine filmische Führung durch das Haus wünschen. 12€ pro Person sind fällig und der Ertrag geht an die Stiftung.
Außer der Kenntnis seiner besonderen Bedeutung hatten wir beide bisher wenig Berührungspunkte mit Hermann Hesse um so interessanter sollten sich die nächsten Stunden gestalten.
Ja richtig, wir sprechen von Stunden.
Zunächst schlendern wir durch den großen Garten, der an 12 Stationen jeweils einen Einblick über das Leben von Hesse und seiner Affinität zur Botanik gibt.

Herrman Hesse Haus

Dann begegnen wir Dipl.Biol. Eva Eberwein, die uns in einem einstündigen interessanten Vortrag über die Zeit Hesses und seiner Frau Mia von 1907 bis 1912 und welchen Bezug es zu diesem Haus gibt. Wir sind zwiegespalten: Einerseits empfinden wir die Erzählweise von Eva Eberwein als ebenso interessant wie spannend, fast schon theatralisch und unterhaltsam. Andererseits reden wir hier von einer Zeitspanne von nur etwa fünf Jahren, in denen Hesse hier lebte und es wird immer wieder betont, dass dies hier, obwohl er an vielen Stellen in seinem Leben gewohnt hat, das einzige Haus ist, das er gebaut hat usw.
Bei genauerer Betrachtung muss man daher den Aufwand relativieren. Und obwohl die Geschichte interessant ist, und der Garten, in dem wir bei dem Vortrag sitzen, heute idyllisch ist, sind wir froh, dass es nach einer Stunde endet. Trotz Sitzkissen können wir auf den Gartenstühlen nicht mehr sitzen.
Anschließend gibt es eine Hausführung, allerdings anders, als wir es gedacht haben. Diese erfolgt in einem der Zimmer im Erdgeschoss via Videofilm.
Uns tuen die 2 x 12€ plus Spende nicht leid, weil es einem guten Zweck dient. Schließlich verdanken wir es dem Förderverein und insbesondere Frau Eberwein, dass Haus und Grundstück nicht nur erhalten sondern auch restauriert wurden. Insbesondere der Garten wurde anhand Hesses überlieferten Zeichnungen und Beschreibungen originalgetreu rekonstruiert. Aber so ganz zufrieden sind wir auch nicht.  Insbesondere die "Hausführung" zeigte in 26 Minuten und in epischer Breite einzelne Hinterlassenschaften von Mia und Hermann. Unser Fazit: Gut, interessant aber beides hätte man ohne Schaden kürzen können.
Für uns beide typisch nach zig Jahren Ehe: Wir beide grinsen uns wortlos ein wenig an und wissen schon, was sich der andere gerade denkt....
Die restlichen zwei Kilometer gehen am Bodensee entlang, ohne ihn sehen zu können. Am Bodensee entlang gibt es große private Grundstücke, die durch den erwähnten Weg getrennt wurden.
Bodensee, Anita geht auf Weg zwischen Hecken
Leider haben die Eigentümer zwecks Erhalt ihrer Privatsphäre hohe Hecken pflanzen lassen, was eine Sicht auf den See unmöglich macht.
Und am Camper angekommen machen wir nach einer ganz kurzen Rast das, weshalb wir Badesachen mitgenommen haben: Wir gehen erstmalig im Bodensee schwimmen. Leider nicht zusammen sondern getrennt, damit jeweils einer auf unsere Wertsachen acht geben kann.
Bodensee, Hartmuth schwimmt
Das Fotografieren und Filmen ist im Strandbad untersagt, weshalb wir nur aus der Ferne einen Schnappschuss gemacht haben. Wir garantieren jedoch die Echtheit :-)  Das ist Hartmuth !

Und dann verbinden wir das Schwimmen im Strandbad mit dem Essen im selbigen: Heute gib es für uns Nudeln mit Tomatensoße und ein Schnitzel mit Salat.
Und danach lassen wir den Abend in aller Gemütlichkeit am offenen Camper bei angenehmen Temperaturen ausklingen.

16.09.2023 Bodensee - Boppard (Sonneneck)

Um 7:30Uhr öffnet sich die Schranke unseres Campingplatzes und mit Bretzeln der ansässigen Bäckerei verlassen wir umgehend den Platz.

Etwas mehr als 400 Kilometer liegen zwischen unserem Platz am Bodensee und dem bei Boppard, dem Campingplatz Sonneneck, den wir schon recht gut kennen.

Zunächst heißt es viel Autobahn zu fahren doch ab Bingen ziehen wir es vor, direkt am Rhein zu fahren. Dabei passiert und ein kleines Missgeschick. Wir hatten geplant, dass ich das lange Stück Autobahn fahre und wir dann bei Bingen wechseln, damit ich die schöne Landschaft fotografieren kann. Wir suchen also eine geeignete Stelle um zu wechseln, finden aber keine sichere Haltemöglichkeit bis ich in Bingen selbst ein Hinweisschild eines Campingplatzes entdecke. Der Ausschilderung folgend trauen wir unseren Augen nicht, denn die Straße wird so eng, dass hier keine zwei Autos aneinander vorbei können. Mehrmals müssen andere Fahrzeuge zurücksetzen um uns durchzulassen. Wir fragen uns, was wir wohl gemacht hätten, wenn wir mit einem größeren Fahrzeug unterwegs wären.

Wir beschließen umzukehren, bevor wir auf den Campingplatz stoßen und verschieben den Fahrerwechsel um ein paar Minuten.

Wir sind überrascht, dass es heute hier, und insbesondere im St.Goar so voll ist bis uns bewusst wird, dass heute Rhein in Flammen, ein spektakuläres Feuerwerk stattfindet. Wir hätten auch vorher dran denken können, findet es doch jedes Jahr am dritten Septemberwochenende statt. Gut, dass wir unseren Campingplatz vorreserviert hatten.

Am frühen Nachmittag erreichen wir den Campingplatz Sonneneck und beziehen bald schon unseren vorreservierten Platz, direkt am Rhein.

Anita und Hartmuth sitzen vor dem Camper

Wie immer geht es am Abend hierzu dem Restaurant, das jetzt eine Pizzeria zu sein scheint. Der Pächter hat sich geändert, die imposante Schnitzelgröße hingegen nicht.

Wir haben einen Tisch direkt in der ersten Reihe mit einem entsprechend hervorragenden Blick auf den Rhein, bis ein älteres Ehepaar uns anspricht, ob sie zu uns setzen darf. Es ist nämlich brechend voll, jeder Tisch ist besetzt.

Es ergibt sich ein nettes Gespräch miteinander und überhaupt, wir können gar nicht nachhalten, wie viele nette Gespräche und Begegnungen sich in dieser Woche ergeben haben. Camper sind nun mal gesellig und da wird man schnell mit hineingezogen, selbst wenn man es nicht wollte. Na ja, und genau genommen waren wir es oft, die andere einfach mal angesprochen haben, manchmal war es nur "Small Talk", manchmal ernsthafte Fragen.

Den Abend verbringen wir bei lauwarmen Temperaturen erneut erst vor und dann mit geöffnetem Schlag im Camper. Uns geht es so richtig gut.

 

17.09.2023 Boppard, Gedeonseck

Um 23:59Uhr klingelt mein Wecker. Um diese Zeit? Ja, denn in einer Minute hat Anita einen runden Geburtstag und diese neue Jahrzehnt muss umgehend begrüßt und beglückwünscht werden.

Paar Minuten in der neuen Dekade schlafen wir schon wieder. 

Heute morgen reduzieren wir uns zunächst nur auf Kaffee und genießen einen Moment den Ausblick.

Kaffeetassen mit Blick auf dnm Rhein

Seit einigen Jahren steht man hier mit den Wohnmobilen längs zum Rhein, weshalb man vor dem Wagen sitzend einen völlig ungestörten und tollen Blick genießen kann. Wir erinnern uns nach, dass die Wohnmobile früher nebeneinander gestanden haben. Die neue Parkweise macht den Stellplatz deutlich wertiger.

Ohne Frühstück geht es dann am frühen Morgen nach Boppard, statt mit dem für uns als Gäste des Campingplatzes kostenlosen Bus zu fahren ziehen wir es vor, die knapp sechs Kilometer zu Fuß zu gehen. Den letzten Kilometer verdanken wir der Tatsache, dass wir einen Gelautomaten aufsuchen müssen, denn erstaunlicherweise haben wir an einigen Stellen statt wie gewohnt mit Karte bar bezahlen müssen. Aus welchem Grund auch immer und so hat sich unsere Bargeldkasse schneller geleert als gerechnet.

Von hier aus geht es wieder ein Stück zurück zum Sessellift, der uns über eine 20 minütige Fahrt nach oben bringt.

Boppard Sesselbahn technische DatenMit 12€ für eine Berg- und Talfahrt ist dieser Sessellift um einiges preiswerter als die Bahnen an der Zugspitze.

Die herrliche Ruhe auf der Fahrt wird durch Geburtstagsanrufe gestört und ich bin begeistert, wie sicher Anita ihr Handy zückt und telefoniert. Ich hätte Angst, dass das Handy evtl. runterfällt.

Hier oben gibt es zwei Ausflugslokale, die man nach 10 oder 20 Minuten zu Fuß erreichen kann: Das "Gedeonseck" und der "Vierseeenblick". Beide geben einen herrlichen Blick auf die Rheinschleife und beim Zweitgenannten ist der Name Programm, d.h. von hier aus bietet sich ein Blick auf Schleife und suggeriert, es handele sich um vier Seen.

Das Frühstück fällt üppiger aus als geplant, denn eigentlich wollen wir nur eine frische Bretzel aber der Ofen ist defekt und somit werden es halt Fritten. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir um diese Zeit schon mal Fritten gegessen haben.

Anita auf dem Gedeonseck

Anita nutzt die Zeit hier oben, möglichst alle Geburtstagswünsche umgehend zu beantworten.

Nach einiger Zeit geht es wieder runter und wir entscheiden uns diesmal für den Bus. Zu faul zu laufen? Nein, aber der Weg von Boppard zum Campingplatz zieht sich über eine langgezogene, gefühlt nicht endend wollende Kurve, auf die die Sonne mit brachialer Gewalt hineinscheint. Das hat uns im Sommer bei entsprechendem Wetter sogar mit den Fahrrädern schon zu schaffen gemacht.

Zurück auf dem Campingplatz geht es in den Pool.

Sonneneck Pool

Richtig, Sonneneck hat einen für einen für einen Campingplatz ungewöhnlich großen Pool und aufgrund des Wetters wurde die Pool Saison, die eigentlich am 31.08.d.J. endet, deutlich verlängert.

Nach einer Stunde reicht es uns und gegen Spätnachmittag geht es dann wieder zum Abendessen in das dortige Restaurant.

Und bald schon endet der Abend vor dem Camper. Und wie hat Anita ihr großer Tag gefallen? Sie sagt, genauso hat sie sich ihn gewünscht und besser ginge es nicht mehr.

 

18.09.2023 Boppard (Sonneneck) - Köln-Rodenkirchen

 

Der heutige Tag zeichnet sich durch mehrere Stationen aus:

 Um 7:30Uhr beginnt der Schrankenbetrieb im Sonneneck, soll heißen, erst ab dieser Zeit kann man rein oder rausfahren.

Unsere erste Station ist nach gut einer Stunde die Weingut Oster-Franzen. Vor zwei Jahren haben wir auf einer Wanderung durch den Calmont (steilster Weinberg Europas, an der Mosel gelegen) gelesen, dass dort auch ein  Rotwein angebaut wird, der sog. Red Calmont. Also haben wir das Weingut aufgesucht und eine Flasche erworben.

Und nachdem er uns gemundet hat erwerben wir hier heute einen Karton, nachdem wir gestern telefonisch einen Termin vereinbart haben.

Wieder eine gute Stunde später erreichen wir den Kunsthof Greven in Bad Münstereifel-Honerath. Paul Greven ist mein ehemaliger Kunstlehrer und hat hier vor vielen Jahren einen Skulpturenpark kreiert, der absolut sehenswert ist.

Greven Friedensweg

Viele der Großskulpturen können und dürfen begangen werden.

Greven Skulptur

 Leider ist Paul im Moment erkrankt und so müssen wir ein Treffen verschieben.

Wieder eine gute Stunde später erreichen wir Köln, wo wir auf die Schnelle die Dinge in die Garage stellen, die wir heute Abend nicht mehr benötigen.

Und dann dauert es nur noch eine halbe Stunde bis wir den Campingplatz Berger in Köln-Rodenkirchen erreichen. Es ist der älteste Campingplatz Deutschlands und wird in dritter Generation der Familie Berger geführt.

Wieder haben wir einen Stellplatz direkt am Rhein und zwischen uns und dem Rhein führt nur ein kleiner Radweg vorbei.

Jetzt heißt es "Putz- und Flickstunde", wie es bei der Bundeswehr immer hieß, schließlich müssen wir den Wagen morgen früh wieder abgeben. Wir stellen fest, dass ein kleines Wohnmobil gegenüber einem riesigen Bus auf jeden Fall einen Vorteil hat: Das Putzen geht deutlich schneller. Wir sind überrascht, wie schnell wir schon fertig sind. Um 16:00Uhr öffnet der lauschige und idyllische Biergarten, wo wir zu Abend essen.

Campingplatz Berger, Gläser mit 681

Überall findet sich die Zahl 681, z.B. auf den Gläsern eingraviert oder in den Tischen eingebrannt. Die Lösung: Der Campingplatz liegt am Rheinkilometer 681. Und damit wissen wir, dass wir paar Tage vorher 681 Rhein-Kilometer entfernt waren, denn Rheinkilometer 0 ist der Rheinfall in Schaffhausen.

Auto gereinigt, wir gesättigt sitzen wir noch eine ganze Zeit vor unserem Camper mit einem Glas Wein und schauen auf den Rhein oder beobachten die Vorbeigehenden und -laufenden. Immer wieder prosten uns Spaziergänger lächelnd zu, denen wir stets zurückprosten. Und einem Spaziergänger prostet Anita ganz besonders zu: Wolfgang Niedecken spaziert mit Frau und Hund an uns vorüber und grinst und prostet uns sehr freundlich zu. Im Gegensatz zu Anita wusste ich gar nicht, dass er hier in der Nähe wohnt.

Irgendwann wird es dann etwas kühler und wir steigen in den Camper aber mit höchster Konzentration, den Wagen nicht zu verschmutzen.

 

19.09.2023 Köln-Rodenkirchen (Campingplatz Berger) - Kerpen (Autorückgabe)

Um 8:00Uhr ist es frühestens möglich rauszufahren. Eine halbe Stunde vorher stehen wir schon auf der Rampe zur "Wohnmobil Versorgung und Entsorgung", in den USA heißt so etwas "Dumping Station". Alle Flüssigkeiten im Wagen müssen raus, also das normale Abwasser, das Frischwasser und natürlich auch das Abwasser der Toilette. Hierfür gibt es zum Glück wieder ein vollautomatische Entsorgungssystem. Also Kassette aus dem Wagen rausnehmen, in den Automaten reinsetzen und nach zwei Minuten ist alles leer und sauber.

Wir fahren noch kurz daheim vorbei um die letzten Utensilien auszuladen und schon geht es nach Kerpen zu Rückgabe. Ach ja, tanken müssen wir auch noch.

Die Rückgabe erfolgt unkompliziert. Die defekten Teleskopschienen der Seitenfenster gehen nicht zu unseren Lasten, das ist wohl Verschleiß. Ärgerlich bei einem Fahrzeug, dass gerade mal 9 Monate alt ist, ist vermutlich aber einigen Vormietern geschuldet, die die Fenster falsch und nicht mit der notwendigen Sorgfalt bedient haben.

Die defekte Windschutzscheibe geht hingegen zunächst zu unseren Lasten, d.h. die Kaution wird gekürzt. Zum Glück haben wir über die Vermittlungsplattform CU-Camper, über die wir stets unsere Wohnmobile mieten, eine zusätzliche Versicherung, die die Eigenbeteiligung absichert.

Nun trennen wir also von unserem Gefährt, dass uns gut 10 Tage begleitet hat und unsere Wohnung war. Es hat sich angenehm gefahren wie ein PKW, war gut verarbeitet und pfiffig ausgestattet. Sollten wir nächstes Jahr nochmal in Deutschland eine Wohnmobil-Tour vorhaben, können wir uns gut vorstellen, auf dieses Fahrzeug wieder zuzugreifen.

Und unser Experiment, einmal ein "kleines" Wohnmobil auf seine Tauglichkeit zu testen, ob es sich für uns in den USA eignet ist aufgegangen: Never ever!

Für zehn Tage ist es in Ordnung, nicht aber für drei Wochen. Wir nehmen in den USA wesentlich mehr Utensilien mit (Wanderrucksäcke, Camping-Equipment, Fotoausrüstung, etc.) Er hätte nicht nur zu wenig Platz hierfür sondern auch für uns. Wollte einer ins Bad, musste sich der andere erst in eine Ecke zwängen. Und dass wir außer mal ein Brot zu machen kein einziges Mal gekocht haben ist ebenfalls der Enge geschuldet. Von daher: Für jeden Urlaub das passende Fahrzeug.

Ein letztes Anekdötchen: Wir haben während der 10 Tage gelegentlich anderen Campers im Small Talk berichtet, dass wir mit diesem Wohnmobil das erwähnte Experiment machen und uns diesmal ein sehr kleines Wohnmobil ausgesucht haben. Echte Camper haben uns nur belächtet und darauf hingewiesen, dass unser mit 6,40m ja gar nicht soooo klein ist und es einige Fahrzeuge mit gut einem Meter kürzer gibt.....

 

Insgesamt war es mal wieder ein sehr schöner und harmonischer Trip mit mehreren Novi (Wildes Campen, kleines Fahrzeug, Höllentalklamm, Rheinfall...) und mit dem Wetter hatten wir so viel Glück, wie wir es noch nicht einmal erträumt hatten.

Also, alles richtig gemacht!

 

Danke, dass ihr uns begleitet habt.

 

P.S. In den nächsten Tagen (Okt. 2023) wird es einen YouTube-Clip über diesen Urlaub geben. Schaut dann einfach mal hier rein